Newsletter DEI
Unterscheiden und Handeln...
Natürlich gibt es größere Probleme als die, die sich um die DEI-Themen ranken. Dennoch darf der Kampf gegen Diskriminierung und für mehr Gleichheit nicht stoppen.
Werte rotarische Gefährtinnen und Gefährten,
warum geht nicht alles glatt? Weil wir ohne Reibung nicht gehen können. [1] Und so schreitet mit Reibung Rotary den DEI-Weg weiter, auch wenn es – so häufig in Antworten an mich genannt – hier und jetzt doch ganz andere, größere, wichtigere und die Menschen wesentlich mehr bedrängende Themen gibt, als die von DEI. Rassismus, Sexismus, ja all die Diskriminierungen, denen sich DEI widmet – das alles sind doch keine relevanten Themen bei uns.
Was ist mit Kriegen – wie in unerwarteter Nähe in der Ukraine? Was ist mit Hunger und Sterblichkeit, gerade der Kinder? Was ist mit der Umwelt in Respekt zu künftigen Generationen? Das ist doch wesentlich wichtiger und drängender, als die Probleme überempfindlicher Minderheiten, die sich völlig unnötig und ungerechtfertigt in einem so von Diskriminierung freien Land wie Österreich weiter diskriminiert fühlen. Nur weil jemand sich diskriminiert fühlt, ist das doch noch lange keine objektive Diskriminierung, oder?
Ja und Nein!
Ja, Krieg, Hunger und Umweltschutz sind wichtige Probleme. Nein, Diskriminierung findet in Österreich und auch in Rotary statt! Je mehr diese nicht wahrgenommen wird – oder werden will? –, umso deutlicher spricht das für das reale Vorliegen vielfacher Diskriminierungen auch und gerade in Österreich und in Rotary. Nur Vorurteile, oder in der Fachsprache Biases, die uns bekannt sind, denen wir uns reflektierend stellen, können zu einem Handeln führen, das andere Menschen nicht unnötig diskriminiert.
Und was tun wir gegen die Probleme? Was tut das einzelne Rotary-Mitglied ganz persönlich gegen die Probleme? Was tun gegen Krieg, gegen den Krieg in der Ukraine? Fangen wir ganz extrem an: wer beteiligt sich an einem Tyrannenmord? Wer kämpft mit an der Front? Nicht verbal, sondern mit der Waffe in der Hand und unter hohem Todesrisiko? Oder sanfter: Wer bringt die Parteien an einen Verhandlungstisch? Oder ganz einfach: wer hat bewußt mit kriegstreibenden oder den Krieg anheizenden Einflüssen aller Art gebrochen – von politischen Parteien über Unternehmen, die weiterhin Geschäfte machen, oder eigene Kosten sparendes, aber kriegsförderndes Konsumverhalten? Wer von uns verändert sein Leben dafür? Nun, wer?
Das gleiche Spiel läßt sich mit dem Hunger, der Umwelt und vielem mehr durchspielen. Sprecht nicht von größeren Problemen. Unterscheidet, bei welchen Problemen jeder einzelne Mensch etwas selbst zum Besseren wenden kann. Handelt so, daß das Problem kleiner wird.
Sprecht nicht von anderen Problemen, sondern handelt, wo ein persönliches Handeln möglich ist. DEI lenkt nicht von den großen Problemen ab, ganz im Gegenteil.
Aber es ist der Beitrag jedes einzelnen Menschen, der im Handeln, im persönlichen Handeln all die Probleme angeht. Wer nur darüber spricht, aber nicht selbst Konkretes tut, der lenkt nur von eigener persönlicher Verantwortung ab: die Verantwortung für die nicht von einem selbst angegangenen Probleme der Welt.
Wir in Rotary aber vereinen uns und handeln – an uns selbst, in unseren Gemeinschaften, in der Welt. Packen wir’s an. Es gibt soviel zu tun!
Ihr/Euer DEI-Chair D1920
Schorsch Scheurecker
[1] Vgl.: Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen Nr. 107