Newsletter DEI
Wie Gastlichkeit beitragen kann
Diversity, Equity und Inklusion spielen auch beim Thema gemeinsame Events eine Rolle. Das birgt zudem Verantwortlichkeiten.
Geschätzte rotarische Gefährtinnen und Gefährten im Distrikt 1920,
so rasch wie nun werden meine DEI-Briefe zukünftig nicht an Sie/Euch gerichtet. Heute behandle ich ein Thema, das das ganze Jahr wichtig ist, wichtig auch für unsere Meetings. Auch und gerade dort kann all das unten folgende eingeübt werden. Und natürlich ist jetzt die Zeit in unserem Jahreskreis, die wie geschaffen ist für:
Gastlichkeit, Gastfreundschaft und Tischgemeinschaft
Kein Mensch kann alleine ins Leben kommen oder alleine das Leben verbringen. Nur unser Sterben und Tod sind – so traurig das ist – zu oft von Alleinsein und Vereinsamung geprägt. Wir Menschen leben grundsätzlich gemeinsam mit anderen Menschen und meist auch Tieren. Daher sind Gastlichkeit und Gastfreundschaft ein hohes Gut in menschlichen Gemeinschaften.
Machen wir es uns gegenseitig nicht unnötig schwer, erinnern wir uns der jedem Menschen gegenüber gebotenen Gastlichkeit und Gastfreundschaft – denn gäbe es diese nicht, wir Menschen hätten uns gegenseitig schon längst ausgerottet.
Wäre die Welt selbst uns nicht gastlich und gastfreundlich genug, wir Menschen wären all unseres Kampfesmutes zum Trotz längst schon vom Antlitz der Erde verschwunden. Wir wollen uns der Welt gegenüber bedanken, und wenigstens nach all der Zeit der Ausbeutung und Zerstörung auch ihr gegenüber endlich gastlich und gastfreundlich sein.
Gemeinsam, in Gastlichkeit und Gastfreundschaft tragen alle gegenseitige Verantwortung. Wir wissen, wie wichtig gerade hier diese gegenseitige Verantwortung ist. Diese Verantwortung gilt über alle Grenzen hinweg, die der Menschen Natur und Kultur je gesetzt haben.
Diese Verantwortung füreinander ist gerade in Gastlichkeit und Gastfreundschaft so groß, daß sie in vielen Sprachen und Kulturkreisen als besonders schützenswert gilt. So schützenswert, daß Gastlichkeit und Gastfreundschaft einen besonderen Status haben: das Wort dafür ist heilig. Entweihen wir diese besondere, diese heilige Verantwortung nicht. Wir alle wollen gemeinsam am so reichen Tisch sitzen, in gegenseitiger Gastlichkeit und Gastfreundschaft.< p/>
Gemeinsam am Tisch, am gedeckten Tisch sitzen. Tischgemeinschaft halten. Nicht irgendwie zusammen sitzen. Nein, gemeinsam sitzen, gemeinsam essen, gemeinsam trinken. Meist braucht es ein bißchen Übung, damit das Gemeinsame gemeinsam gelingt. Wie bei allen Fertigkeiten wird es mit laufendem Einüben besser, und auf einmal geht es von selbst, es ist selbstverständlich geworden.
Beim Begrüßen der Gäste, spätestens wenn alle am Tisch Platz genommen haben, jedem Gast ein Stück Brot vom Laib brechen, dem Gast in die Hand geben, einander in die Augen blicken – und als Gastgeberin, als Gastgeber jedem einzelnen Gast „Willkommen“ sagen. Die Freude zum Ausdruck bringen, gemeinsam Freude stiften, für das Kommende.
Wenn dann alle etwas in ihren Gläsern haben, miteinander und auf die Tischgemeinschaft die Gläser heben – sich gemeinsam freuen, gemeinsam am Tisch zu sitzen und gemeinsam das Trinken zu teilen.
Und mit dem Essen warten, bis dass alle haben. Dann erst gemeinsam mit den jedem Kulturkreis eigenen Worten das gemeinsame Essen beginnen lassen.Dann wird gemeinsam die Verantwortung für uns und andere getragen. Diese gegenseitige Verantwortung kann nur aus der Wahrung der Verantwortung des einzelnen Menschen für sich selbst entstehen. Und diese Verantwortung für sich selbst beginnt damit, nicht irgendwie mit sich selbst umzugehen. Sondern bereits mit sich selbst verantwortlich und somit in Sorge um sich selbst umgehen.
Je mehr verantwortete Sorge wir für unser je eigenes Leben übernehmen; je mehr wir uns für die Fülle des je eigenen Menschseins öffnen; je mehr wir das Andere nicht haben, sondern selbst sind; je mehr wir uns bei allen Unterschieden gegenseitig als je un-bedingte Menschen anerkennen – denn kein Mensch muß Bedingungen erfüllen, um Mensch zu sein, wir alle sind so un-bedingt Menschen; je mehr von alldem, umso weniger gegenseitiges Bevormunden, Beherrschen und Unterjochen wird es geben.
Dann werden wir gemeinsam in gegenseitiger Verantwortung und Sorge um uns die Gastlichkeit, Gastfreundschaft und Tischgemeinschaft würdig und heilig halten. Dann ist es uns zu eigen geworden, als Mensch unseren jeweils Nächsten gegenüberzutreten. Denn Menschenrecht und Menschenpflicht ist es, als Mensch den anderen ein Mensch zu sein. Pochen wir nicht auf irgendwelche uns zustehenden Sonderrechte, berufen wir uns schon gar nicht auf die Zwänge des Fleisches oder die Lust des Geistes.
Nein, einfach nur als Mensch stets Mit-Mensch sein, in Gastlichkeit, Gastfreundschaft und Tischgemeinschaft.
Ihr/Euer rotarischer DEI-Vorsitz D1920
Georg Scheurecker