Interview
"Patienten können viel besser versorgt werden"
Dr. Katrin Stüve (Internistin im Helderberg Hospital) zu ihrer Arbeit im Helderberg-Krankenhaus und die rotarische Hilfe
Sie haben nun vier Ultraschallgeräte zur Verfügung, wofür genau nutzen Sie sie?
Eines der Geräte steht der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie zur Verfügung und ist auf der Entbindungsstation stationiert. Allerdings ist es mobil und wird je nach Bedarf in die Ambulanz und in die gynäkologischen Stationen gefahren. Das Gerät kann für allgemeine Ultraschalluntersuchungen verwendet werden, ist aber auch mit einer eine Spezialsonde für gynäkologische Untersuchungen ausgestattet.
Ein zweites Gerät wird in den medizinischen und chirurgischen Abteilungen eingesetzt, es verfügt auch über eine spezielle Sonde und Software für die Durchführung von Herzultraschall (Echokardiogrammen).
Die häufigsten Anwendungen sind für die Diagnostik von tiefen Venenthrombosen, Tuberkulose bei HIV-Patienten, Pleuraergüssen (Flüssigkeit in der Lunge), Aszites (Flüssigkeit in der Bauchhöhle), Perikardergüssen (Flüssigkeit um das Herz), Herzultraschall zur Diagnose der Ursache von Herzversagen, Gallensteinen ... die Liste ist sehr lang. Wir setzen den Ultraschall ein, um eine Diagnose zu stellen oder zu bestätigen und um Verzögerungen bei der Behandlung zu vermeiden.
Die einzige andere diagnostische Möglichkeit, die wir im Helderberg-Krankenhaus haben, ist eine einfache Röntgenaufnahme. Wir haben weder einen CT-Scan noch ein MRT.
Wir verwenden den Ultraschall auch für die Aspiration von Herzbeutel- und Pleuraergüssen, Gelenkaspirationen, Aszitesaspirationen und das Legen zentraler Venenkanäle, denn er verbessert die Sicherheit derartiger Eingriffw. Jeder Eingriff, bei dem eine Nadel in ein Gefäß oder einen flüssigkeitsgefüllten Raum gestochen wird, erfolgt sozusagen "blind" anhand anatomischer Orientierungspunkte. Ein Ultraschall ermöglicht die direkte Visualisierung der Struktur und verbessert die Genauigkeit und Sicherheit für die Patienten. Medizinisch gesehen ist es nicht ratsam, bestimmte Verfahren ohne Ultraschall durchzuführen.
Ein weiteres, handlicheres Gerät (VScan) wird vom Anästhesiepersonal zum Legen intravenöser Zugänge und für lokale Anästhesie verwendet. Auch bei einem Notfall im OP kann es gut eingesetzt werden. Ein zweiter VScan steht für schnelle Scans bei der Visite zur Verfügung, also an Orten im Krankenhaus, die für die beiden größeren Geräte nicht leicht zugänglich sind. Wir nehmen es auch in entlegene Kliniken und Krankenhäuser mit, die nicht über Ultraschallgeräte verfügen.
Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt im Wesentlichen darin, schnelle und einfache Diagnosen am Krankenbett zu stellen, die bei bestimmten Erkrankungen Leben retten oder die Diagnose beschleunigen können. Die zweite Indikation besteht darin, perkutane Eingriffe (unter die Haut) genauer und damit sicherer durchzuführen.
Können alle medizinischen Probleme, die Sie bei der Ultraschalluntersuchung feststellen, auch in Ihrem Krankenhaus behandelt werden?
Viele von ihnen können hier behandelt werden. Die Erkrankungen sind so vielfältig, dass ich sie hier nicht alle aufzählen kann, aber einige sehr häufige, die mir in den Sinn kommen, sind Tuberkulose (Ultraschall kann TB in vielen verschiedenen Organen diagnostizieren: Abdomen, Rippenfell, Herz), tiefe Venenthrombose, Herzinsuffizienz, Gallensteine usw. Manchmal weist uns der Ultraschall darauf hin, dass der Patient weitere Untersuchungen benötigt, zum Beispiel ein CT oder MRT. Wenn wir die Patienten nicht hier behandeln oder betreuen können, überweisen wir sie an das Tygerberg Hospital. Das Tygerberg Hospital ist das Lehrkrankenhaus der Universität Stellenbosch und etwa 30 km entfernt.
Wie sah die Situation aus, bevor Sie das Ultraschallgerät durch das Rotary Grant erhielten?
Wir hatten ein Ultraschallgerät in der Notaufnahme. Das geburtshilfliche Team musste es für Notfälle ausleihen. Das war sehr unbequem und das Gerät war nicht immer verfügbar. Das andere Ultraschallgerät wurde ausschließlich von unserem einen ausgebildeten Ultraschalldiagnostiker verwendet, der alle ambulanten und stationären Ultraschalluntersuchungen durchführte. Die Wartelisten für ambulante Untersuchungen betrugen mehrere Monate. Durch den Grant wurden nicht nur Geräte in weiteren Bereichen bereitgestellt, sondern es wurden auch Schulungen für alle Ärzte in der bettseitigen Ultraschalluntersuchung finanziert. Zuvor waren nur wenige Ärzte geschult worden (ein oder zwei in der Notaufnahme und das Geburtshilfe-Team). Jetzt sind sie alle in den Grundlagen der Ultraschalluntersuchung ausgebildet, die bei vielen Patienten inzwischen zur Untersuchung am Krankenbett gehört – genauso wie ein schickes Stethoskop. Der Zugang zu den Geräten ermöglicht es den Ärzten, zu üben und ihre Fähigkeiten zu verbessern.
Haben Sie eine besondere Erinnerung an einen Patienten?
Letzte Woche kam ein 14-jähriges Mädchen mit Schmerzen in der Brust in die Notaufnahme, und bei der Untersuchung war nicht viel zu finden, was die Symptome erklären könnte. Der diensthabende Arzt führte rasch einen Herzultraschall durch und stellte fest, dass die rechte Herzkammer vergrößert war, was ihn auf die Diagnose einer Lungenembolie aufmerksam machte. Dies ist bei einer jungen Patientin sehr ungewöhnlich, und die Diagnose wäre übersehen worden, so dass sie möglicherweise gestorben wäre. Es wurde sofort eine Behandlung mit Blutverdünnern eingeleitet, und die Patientin wurde für eine CT-Untersuchung ins Tygerberg-Krankenhaus verlegt, wo die Diagnose bestätigt und die Behandlung fortgesetzt wurde.
Die neuen Geräte in Kombination mit den Schulungen haben eine erstaunliche Wirkung auf unsere Ärzte gehabt. Im öffentlichen Gesundheitssystem ist es wirklich schwierig, eine Ausrüstung und kostenlose Schulungen zu erhalten. Einige Ärzte meinten, die Geräte hätten ihr Arbeitsleben sehr verändert und die Patientenversorgung stark verbessert.
Ultraschallgeräte sind in den meisten Krankenhäusern außerhalb von Notfallzentren nicht verfügbar, noch nicht einmal in Privatkliniken. Viele unserer Ärzte haben unser Krankenhaus zum Jahreswechsel verlassen, aber sie werden ihre Erfahrungen an den nächsten Arbeitsplätzen zum Einsatz bringen und weitergeben. Vorausgesetzt, sie erhalten im neuen Jahr ebenfalls die Chance, mit Ultraschallgeräten arbeiten zu dürfen.