Titelthema
Models seit Jahrtausenden
Bienen und ihre Produkte sind für Künstler ein beliebtes Sujet, das Kunstmuseum Villa Zanders eröffnete gerade eine entsprechende Ausstellung. Direktorin Ina Dinter sagt, warum
Bienen spielen nicht nur in zahlreichen Mythen eine Rolle, sondern veranlassten bereits prähistorische Kulturen zu Malereien. Bekannte Beispiele sind die Zeichnungen in den sogenannten Spinnenhöhlen der spanischen Provinz Valencia oder das etwa 2500 Jahre alte Wandrelief in einem Tempel in Abusir/Ägypten. Im Verlauf der Jahrhunderte sind Bienen, Honig und Imker immer wieder zentrale Motive für Künstler gewesen – zu Renaissance-Zeiten für Lucas Cranach den Älteren (Der Honigdieb) und Pieter Bruegel den Älteren (Der Bienenzüchter), später für den Bildhauer Gian Lorenzo Bernini (Bienenbrunnen) und im letzten Jahrhundert für Aktionskünstler wie Joseph Beuys: Auf der Documenta 1964 stellte er drei Wachsplastiken auf Holzbrettern mit bereitgelegtem Besteck aus und nannte sie Bienenkönigin I, II, III, auf der Documenta 1977 präsentierte er seine Installation Honigpumpe am Arbeitsplatz.
Ausstellung in der Villa Zanders
Künstlerischen Werken rund um das Thema Bienen widmet sich die kürzlich eröffnete Ausstellung Honig für Kunst und Gesellschaft im Bergisch Gladbacher Kunstmuseum Villa Zanders, das seit Anfang des Jahres von Direktorin Ina Dinter (RC Reutlingen-Tübingen-Nord) geleitet wird. Anlässlich ihrer ersten Ausstellungseröffnung wird sie zusammen mit Kurator Professor Dr. Hartmut Kraft am 17. Oktober für interessierte Rotary-Mitglieder eine Exklusivführung anbieten. Ein paar Fragen beantwortet sie hier.
Warum widmen Sie Bienen Ihre erste Ausstellung?
Unser Kurator Hartmut Kraft beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Honig und Bienen. Für ihn – und ich teile seine Gedanken – bereiten die ausgestellten Kunstwerke den Boden für Überlegungen, die über die Kunst hinausgehen. Anlass für ihn, diese Gedanken in einem schönen Katalog zur Ausstellung zu sammeln und ausführlich darzustellen. Kapitel zur Kunst wechseln sich ab mit Beiträgen zur Kultur- und Naturgeschichte der Bienen seit der Antike, zum „Bienenkönig“, zur Verteidigungsstrategie der Bienen und zum weltweiten Bienensterben.
Was für Exponate haben Sie gewählt, welche Bedeutung geht von ihnen aus?
Die Ausstellung zeigt Kunstwerke von Joseph Beuys und zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern wie Hede Bühl, Felix Droese und Michael Buthe, die alle in einer mehr oder weniger engen Beziehung zu ihm standen. Uns geht es darum, einen neuen Blick auf diese Arbeiten zu werfen, in denen Bienen, Wachs und Honig thematisiert oder gar verwendet werden.
Was ist das Besondere an Ihrer Ausstellung?
Der Zugang zu drängenden Umweltthemen über zeitgenössische Kunstwerke und gleichzeitig über die Biologie und Kulturgeschichte der Bienen. Das eröffnet Perspektiven, die faszinieren und zum Nachdenken anregen. Bei dieser Ausstellung gibt es erstmals eine Kooperation mit dem Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe. Imkerinnen und Imker des Imkervereins Bergisch Gladbach vermitteln an den „Bienen-Sonntagen“ ihr Wissen über das Bienenjahr und das Imkerhandwerk. Die Bienen können in einem Bienenhaus auf dem Museumsgelände in Bensberg beobachtet werden. So entsteht eine schöne Verbindung zwischen uns als Kunstmuseum und dem Heimatmuseum. Wir erhoffen uns, dadurch mehr Besucherinnen und Besucher für dieses spannende Thema zu gewinnen.
Wird das Thema Umwelt/Natur einer Ihrer inhaltlichen Schwerpunkte werden?
Das Thema Umwelt und Natur ist mir sehr wichtig. Verschiedene Ansätze sind denkbar. Wir planen, das Thema in der einen oder anderen Form aufzugrei fen. In unserer kommenden Ausstellung Paper/Elements. Kunst aus Papier und die vier Elemente, die ab Ende September zu sehen sein wird, spielt die Natur ebenfalls eine Rolle. Die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft faszinieren die Menschheit seit der Antike und sind zentrale Themen in Kunst und Philosophie.
Die Fragen stellte Frauke Eichenauer.
Honig für Kunst und Gesellschaft
Kunstmuseum Villa Zanders, bis 27. Oktober 2024, Führung für Rotary-Mitglieder und ihre Partner am 17. Oktober um 18 Uhr. Mit Prof. Dr. Hartmut Kraft und Dr. Ina Dinter. 4 Euro pro Person, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung bis zum 11.10. bei Sabine Merkens unter S.Merkens@stadt-gl.de