Titelthema
Opulent und lehrreich
Ein neues Buch führt Kinder altersgerecht und spielerisch an die Themen Bienen, Naturschutz und Honigproduktion heran. Eine Empfehlung
In den vergangenen Jahren kamen aufgrund des gesteigerten Interesses an der Bienenhaltung zahlreiche neue Bücher über Bienen und Imkerei auf den Markt. Nun gesellt sich mit Bienen – Wilde Helfer der Natur ein buntes Kinderbuch aus dem Verlag Léman Publishing dazu. Auf knapp 50 Seiten bringt es Kindern die Welt der Honig- und Wildbienen näher. Was sammeln Honigbienen? Wie wachsen Bienenkinder heran? Und brauchen Bienen Schutz? Jede Doppelseite befasst sich mit einem bestimmten Thema, das in kurzen Texten und mit schönen Abbildungen dargestellt wird. Dazwischen finden sich immer wieder kleine Spiele oder Quizfragen, sodass die Kinder auch aktiv werden können.
Im Kapitel über die Bienenkinder lässt sich leicht nachvollziehen, wie aus einem klitzekleinen Ei in nur 21 Tagen eine ausgewachsene Biene wird. Dabei spinnt sich die Larve im Laufe ihrer Entwicklung in einen Kokon ein, um den faszinierenden Vorgang der Verpuppung zu durchlaufen: Eine sackförmige Made verwandelt sich in ein filigranes Insekt. Hier schaut das Buch auch etwas über den Tellerrand und verweist auf andere Tiere, die eine entsprechende Metamorphose durchlaufen, wie Frösche und Schmetterlinge. Deren Abbildungen können die Kinder im Buch ausmalen.
Tipps für einen bienenfreundlichen Garten
Und wie entsteht eigentlich der leckere Honig für das Frühstücksbrötchen? Die Bienen sammeln dazu Nektar an Blüten sowie Honigtau an bestimmten Pflanzen. Diese Rohstoffe dicken die Bienen in einem längeren Prozess zum wertvollen Honig ein. Je nachdem, an welchen Pflanzen sie sammeln, entstehen unterschiedliche Honigsorten. Da bekommt man beim Lesen gleich Appetit.
Das Buch befasst sich jedoch nicht ausführlicher mit den Tätigkeiten in der Imkerei, sondern wechselt an dieser Stelle zu den Wildbienen. Somit ist rund die Hälfte des Buches den wilden Verwandten gewidmet. Auch wenn sie bei der Bestäubung mancher landwirtschaftlicher Kulturen sicherlich nicht die Rolle der Honigbienen einnehmen können, handelt es sich dennoch um enorm wichtige Bestäuber. Mit der Vorstellung einiger Arten in Steckbriefen zeigt das Buch, wie vielfältig die Gruppe der Bienen ist. Doch die ausgeräumten Landschaften, die auch ein Problem für die Honigbienen darstellen, machen ihnen das Leben schwer. Auch viele Gärten bieten heutzutage den Bestäubern nur noch wenige Nistund Nahrungsmöglichkeiten. Daher sind die Kapitel über unterschiedliche Nahrungspflanzen, aber auch über die Gestaltung eines bestäuberfreundlichen Gartens wichtige Themen im Buch. Denn das grundsätzlich eingeschränkte Angebot an Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten ist die wesentliche Gefahr für Wildbienen.
Zwar haben sich auch in dieses Sachbuch kleinere Fehler eingeschlichen, doch ist ihre Anzahl gering, und sie fallen nicht ins Gewicht. Wichtig ist jedoch, dass man Bienen nicht mit fremdem Honig füttern sollte. Manchmal kann er Bienen krank machen, wenn er aus Bienenvölkern stammt, die von einer bestimmten Krankheit, der sogenannten Faulbrut, befallen waren. Hier reicht Zuckerwasser aus. Allerdings muss man dabei beachten, dass sich dieses süße Futter – im Gegensatz zum Honig – nicht lange hält.
Alles in allem ist das gebundene Buch der Autorin Johanna Prinz mit den gelungenen Illustrationen von Chantal Deschepper nicht nur informativ, sondern auch wunderbar anzusehen. Es eignet sich für Kinder ab dem Vorschulalter zum Vorlesen, zum Selberlesen – je nach Lesefortschritt – ab der zweiten oder dritten Klasse.
Sebastian Spiewok
Sebastian Spiewok ist promovierter Biologe und beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Bienen und Hornissen. Er arbeitet als Berater des Deutschen Imkerbundes sowie als Redakteur der Fachzeitschrift „Deutsches Bienen-Journal“.
Buchtipp
Johanna Prinz/Chantal Deschepper
Bienen – Wilde Helfer der Natur
Léman Publishing Claudia Frankl 2024,
48 Seiten, 19,90 Euro