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Wasser – eine Schlüsselressource für das 21. Jahrhundert

 - Wasser – eine Schlüsselressource für das 21. Jahrhundert
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Wasser ist eine Schlüsselressource für das 21. Jahrhundert, wobei die gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern bereits gegenwärtig oder in naher Zukunft durch unzureichende Wasserressourcen eingeschränkt wird.

22.04.2024

Auf mittel- bis längerfristige Sicht erweist sich aber auch der nachhaltige Umgang mit Wasser und den Gewässern in Europa sowie anderen hoch entwickelten Regionen der Welt als nicht gegeben. Alle diese Entwicklungen werden durch die mittlerweile manifesten Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserkreislauf beeinflusst und in vielen Regionen der Welt verschärft. In Deutschland wandelt sich zudem die Wassernutzung derzeit sehr dynamisch, insbesondere durch den demographischen Wandel und den im Zuge der Energiewende einerseits zurückgehenden Kühlwasserbedarf für thermische Kraftwerke, aber den abzusehenden verstärkten Einsatz von Geothermie, der Nutzung des geologischen Untergrundes als Energiespeicher (zum Beispiel für Wasserstoff), möglicherweise auch für die Einlagerung von Kohlenstoffdioxid (CCS) und den ansteigenden landwirtschaftlichen Bewässerungsbedarf.

Wassermengen und Klimawandel

Deutschland gilt dabei als relativ stark vom Klimawandel betroffenes Land und die Auswirkungen werden zunehmend messbar und manifest mit erheblichen Auswirkungen auf verschiedenste Lebens- und Wirtschaftsbereiche (insbesondere Wasserversorgung, menschliche Gesundheit, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Energiewirtschaft, Verkehrswirtschaft und Natur- beziehungsweise Gewässerschutz). Besonders deutlich wurden in der letzten Dekade häufigere Extremwetterlagen mit regionalen Starkniederschlägen im Wechsel mit überregionalen Trockenperioden, wiederholt gepaart mit Hitzewellen, in bisher ungekannten jahreszeitlichen Verteilungen, Dauern, Eintrittswahrscheinlichkeiten und Auswirkungen.

Die volkswirtschaftliche Dimension dieser hydrologischen Klimawandelfolgen ist erheblich und eng mit den Schäden durch Hitze, Dürre und Hochwasser verbunden. Die extremwetterbedingten Schäden werden nach einer aktuellen Studie allein für Deutschland von 2000 bis 2021 auf mindestens 6,6 Mrd. Euro jährlich geschätzt, mit einer direkten Schadenshöhe von über 114 Mrd. Euro und mehr als 30 Mrd. Euro indirekter Schäden.

Wasserqualität

Während die Themen "Wasserknappheit" und "Wasserstress" in der nationalen und internationalen Politik in den letzten zwei Jahrzehnten wegen der UN-Agenda zu den Millenniums-Entwicklungszielen (MDGs von 2000 bis 2015) zusammen mit dem Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen im Mittelpunkt standen, blieb die Problematik der stofflichen Belastungen vergleichsweise nachrangig beachtet. Dies gilt auch für den Folgeprozess zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) bis 2030 mit dem SDG 6: "Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten".

Damit der Wasserkreislauf und die Süßwasserökosysteme nachhaltig funktionieren können, sind sowohl eine ausreichende Wassermenge als auch eine hinreichende Qualität der Wasserressourcen erforderlich und die Wasserqualität ist mitentscheidend für die Wassermengen, die für bestimmte Nutzungen zur Verfügung stehen. Diese gegenseitige Abhängigkeit verstärkt sich gegenwärtig wegen des raschen demografischen Wandels, den dynamischen ökonomischen Entwicklungen, der immer intensiveren Landnutzung, dem Umbau der Energiewirtschaft und nicht zuletzt durch den Klimawandel.

Deutschland steht bei der Wasserqualität beispielhaft vor weiterhin großen Herausforderungen. Obwohl die menschgemachten Einträge von Schad- und Nährstoffen in den vergangenen Jahrzehnten zum Teil deutlich zurückgegangen sind und man davon ausging, durch die flächenhaft eingeführte zentrale Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung, den Kläranlagenausbau und im Wesentlichen freiwillige Maßnahmen in der Landwirtschaft die wichtigsten Probleme gelöst zu haben, bleibt die Belastung vieler Oberflächengewässer und des Grundwassers immer noch sehr hoch. Daher werden eine Mehrzahl der national oder europaweit gesetzten Umweltziele gegenwärtig verfehlt, mit entsprechenden Konsequenzen für die Umwelt und möglichen Vertragsverletzungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Die Krise besteht dabei nicht nur in den aktuell nach wie vor zu hohen Nährstoff- und Pestizideinträgen aus der Landwirtschaft, sondern auch in denen aus Alt- und Ewigkeitslasten und es kommen kontinuierlich neue chemische Substanzen aus verschiedenen Industrie- und Wirtschaftsbereichen, dazu Substanzen der Haushalte, Krankheitserreger sowie Antibiotikaresistenzen hinzu.

Zudem ist es nicht ausgemacht, dass im Zusammenspiel mit dem Klimawandel, insbesondere bei ausgeprägten Niedrigwasserperioden und gleichzeitig immer wärmer werdenden Gewässern, die Aufnahme-, Abbau- und Transportkapazitäten des Wasserkreislaufs für die vom Menschen verursachten Stoffeinträge ausreichen werden.

Wasser und Ökosysteme

Über die bis hierhin genannten Herausforderungen hinaus, muss schließlich auf die Gefährdung der Gewässer als Ökosysteme verwiesen werden, weil in Süßgewässerökosystemen im Vergleich zum Land oder den Meeren der Verlust an Biodiversität überproportional ist.

Auch hier ist Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern besonders stark von der Biodiversitätskrise betroffen und gemessen an ökologischen Indikatoren befinden sich nur acht Prozent der Fließgewässer, 25 Prozent der Seen und keines der Übergangs- oder Küstengewässer derzeit in einem "guten ökologischen Zustand", obwohl dieses Umweltziel gemäß der im Jahr 2000 eingeführten EU-Wasserrahmenrichtlinie eigentlich schon 2015 erreicht worden sein sollte. Dieser Zustand ist mehr als 25 Jahre praktisch unverändert und verglichen mit den Meeres- und Landökosystemen war der Artenverlust im Süßwasser in diesem Zeitraum mindestens doppelt so hoch. Damit trägt die ökologische Wasserkrise maßgeblich zum Biodiversitätsverlust insgesamt bei.

Wasser als Informationsträger und Umweltindikator

Wasser ist nicht nur als physische oder materielle Ressource zu betrachten, sondern auch als integrierender Träger für Umweltinformationen (zum Beispiel durch stoffliche Signaturen im Wasserkreislauf, in der Abwasserepidemiologie und anderes mehr). Durch die derzeit rasante Entwicklung analytischer Hochdurchsatzmethoden für genetische Sequenzen, Spurenstoffe, deren Gemische oder hoch aufgelöster satellitengestützter physikalischer Messungen können Wassersysteme auf eine neue Weise quantitativ, qualitativ und ökologisch umfassend erfasst werden. Die sich daraus ergebenden großen Datenmengen können mit neuen mathematischen Methoden, etwa des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz auf bisher nicht mögliche Weise analysiert und interpretiert werden. Diesen Wissensfortschritt gilt es mit innovativen Wasserinformationssystemen in Wert zu setzen.

Nutzungskonkurrenzen

Um die zunehmenden Nutzungskonkurrenzen um Wasser rational zu beurteilen, Nutzungskonflikte zu vermeiden und die anstehenden Probleme zu lösen, müssen mit derart verbesserten Wasserinformationssystemen neue transdisziplinären Konzepte für das umfassende Management der Wasserressourcen und der aquatischen Ökosysteme entwickelt und umgesetzt werden. Sie müssen die quantitativen, qualitativen und ökologischen Stellgrößen des Wasserkreislaufs systembezogen erfassen und die Abhängigkeiten von und Wechselwirkungen mit der menschlichen Gesundheit und Ressourcennutzungen, insbesondere in Zusammenhang mit der Produktion von Nahrungsmitteln, Energie, Rohstoffen und Konsumgütern unter den Bedingungen des Klimawandels abbilden. Sie müssen übertragbar sein und nicht nur in hoch entwickelten Ländern, wie Deutschland, mit einem ausdifferenzierten Umweltmanagement angewendet werden können, sondern auch unter den Bedingungen der Länder des globalen Südens, in denen die Informationen über Wasserdargebote, Wassernutzungen und dem Zustand der Umwelt sehr viel lückenhafter sind.

Nationale Wasserstrategie

Um die quantitative, qualitative und ökologische Wasserkrise in der umweltpolitischen Agenda zu adressieren, wurde vom Bundesministerium für Umwelt und Verkehr mit dem Umweltbundesamt der "Nationale Wasserdialog" (2018-2020) initiiert und darauf aufbauend eine umfassende "Nationale Wasserstrategie" abgeleitet. Die wesentlichen Handlungserfordernisse fasst die im März 2023 im Bundeskabinett verabschiedete "Nationale Wasserstrategie" zusammen.

Neben dem Fokus auf die Handlungserfordernisse in Deutschland und in der EU soll die Nationale Wasserstrategie einen Beitrag zur weltweiten Umsetzung der Ziele der 2030-Agenda leisten, indem sie Wege aufzeigt, wie der "Wasserfußabdruck" in einem Industrieland wie Deutschland nachhaltig reduziert werden kann, und auf diese Weise die notwendigen Schritte zur Verbesserung der multilateralen Strukturen für eine beschleunigte Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele im Wasserbereich befördert werden.

In der "Nationalen Wasserstrategie" wurden vier prioritäre Handlungsfelder abgeleitet:

  • Die Sicherung der Trinkwasserversorgung
  • Die Stärkung und Wiederherstellung des naturnahen Wasserhaushalts
  • Die Anpassung der Wasserinfrastrukturen an die Klimakrise
  • Sauberes Wasser in allen Flüssen und Seen

In jedem dieser Handlungsfelder besteht umfassender Innovations-, Handlungs- und Umsetzungsbedarf auf vielen Ebenen politischer und administrativer Entscheidungsprozesse und dem damit eng verbundenen zivilgesellschaftlichen Diskurs, um das übergeordnete Ziel einer nachhaltigen Wassersicherheit in den genannten Handlungsfeldern zu erreichen.

Die Nationale Wasserstrategie betont die zivilgesellschaftliche Beteiligung, bürgerschaftliches Engagement und Akzeptanz als zentrale Komponenten eines erfolgreichen Gewässerschutzes und bei der Klimaanpassung. Und nicht zuletzt kommt es auf den wassermündigen Bürger und Konsumenten als entscheidendem Akteur an.