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Corona: Neue Normalität

 - Corona: Neue Normalität
Ein guter Chef ist nur so stark wie das Team hinter ihm... © Pixabay

Was ist "neu" an der durch das Corona-Virus ausgelösten Normalität? Was wird also nach heutigem Erkenntnisstand bleiben, weil es sich bewährt hat? – Denn gute digitale Ideen überstehen die Pandemie.

08.07.2020

Einige wesentlichen Aspekte seien eingangs erwähnt:

  • Zunahme der Arbeiten im Home-Office statt der tradierten Präsenzkultur,
  • virtuelle Führung der Mitarbeiter aus der Ferne,
  • Homeschooling führt in Zukunft zu einem Digitalisierungsschub für die Schulen,
  • zunehmende Bedeutung von Distance Learning (Online-Seminaren) – Ergänzung zum klassischen Unterricht,
  • Boom digitaler Bildungsangebote für Kinder,
  • starke Zunahme des Online-Banking,
  • Videosprechstunden, zum Beispiel von Ärzten mit Patienten,
  • Videokonferenzen statt reiner Audiotreffen und realer Besprechungen,
  • damit im Zusammenhang Reduzierung der Dienstreisen,
  • verstärkte Digitalisierung in vielen Bereichen,
  • Überlegungen, Lieferketten, die im Rahmen der Globalisierung ausgebaut wurden, zu reduzieren beziehungsweise sensible Produkte wieder "heimzuholen".

Krisen haben demnach auch eine positive Seite: Veränderungen gehen rascher vor sich als normalerweise.

In diesem Beitrag soll die virtuelle Mitarbeiterführung aus der Ferne näher beleuchtet werden. Sie ist, wenn Mitarbeiter bedingt durch den Lockdown verstärkt im Homeoffice arbeiten, höchst aktuell.

Wichtig ist, wenn Home Office erfolgreich funktionieren soll, dass klare, einheitliche für alle Beteiligten verbindliche Spielregeln eingeführt werden: Dazu zählt etwa, wann man erreichbar ist, zum Beispiel bei Rückfragen, und die Teilnahme an Videokonferenzen und analogen Treffen.

Die erfolgreiche Umsetzung von "Distance Leadership" setzt ein Vertrauensverhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter voraus, das allerdings schon bisher existiert haben sollte.

Von großem Vorteil ist auch, wenn Führungskultur und Organisationsstrukturen über Jahre kontinuierlich gewachsen sind und erfolgreich praktiziert wurden:

  • Mit jedem Mitarbeiter werden die Ziele, die es zu erreichen gilt, vereinbart.
  • Die Mitarbeiter arbeiten und entscheiden zur Erreichung der Ziele im Rahmen ihres Delegationsbereichs weitgehend selbständig und übernehmen damit Verantwortung.
  • Jeder Delegationsbereich ist durch die Aufgaben und Kompetenzen definiert.
  • Die Mitarbeiter informieren ihre Kollegen und ihre zuständige Führungskraft über alle wesentlichen Ereignisse aus ihrem Delegationsbereich.
  • Die Mitarbeiter arbeiten mit in Teams, soweit ihr Delegationsbereich betroffen ist.
  • Die Mitwirkung in Teams steht im Vordergrund und nicht mehr die Einzelarbeit.

Damit ändert sich auch die Rolle des Vorgesetzten. Weg vom kontrollierenden Vorgesetzten, der dem Mitarbeiter vorgesetzt wird, hin zum Coach.  Die Führungskraft ist ähnlich wie der Trainer am Fußballfeld Coach der Mitarbeiter und Teams. Er hat die Personalhoheit, legt die personelle Zusammensetzung der Teams fest und vereinbart deren Ziele, die im Rahmen der übergeordneten Ziele liegen. Er wirkt durch sein Engagement inspirierend, motivierend, erkennt Konflikte innerhalb eines Teams beziehungsweise zwischen Teams und bearbeitet sie. Er kontrolliert die Erreichung der Ziele und gibt, wenn nötig, Hilfestellung. Wesentliche Aufgabe des Coaches ist es, die berufliche Entwicklung seiner Mitarbeiter zu fördern und sie erfolgreich zu machen.

Während bisher auf die physische Anwesenheit der Mitarbeiter Wert gelegt und dies häufig beinahe mit Leistung gleichgesetzt wurde, geht es jetzt schlicht und einfach um die Erreichung der vereinbarten Ziele.

Damit ist in aller Kürze die neue und geänderte Führungskultur, die von aufgeschlossenen Führungskräften auch schon bisher weitgehend praktiziert wurde, geschildert.

Welche Erfahrungen habt Ihr, liebe Freunde, gemacht? Welche Veränderungen haben sich bedingt durch die Krise ergeben und seitdem bewährt? Meine Bitte: beteiligt Euch an der Diskussion!

Christian Freilinger
RC Linz-Leonding
Kontakt: chrisfreilinger@kybernetika.at