Rotary Aktuell
Zur Nachahmung empfohlen

Zum Thema „Wie begeistert man Jugendliche für eine Berufsausbildung?“ hat der Arbeitskreis „Werte. Bildung. Beruf“ mit Unterstützung des Deutschen Governorrates eine Initiative gestartet und Clubs zur Projektpräsentation aufgerufen. Wir stellen die Finalisten vor.
Engagement für den Berufsdienst ist Rotarys Kernkompetenz. Ob Vorträge in Clubs, Berufsinformationsveranstaltungen in Schulen, Betriebsbesichtigungen oder Mentoring, das Engagement hat viele Facetten mit dem einen Ziel, die berufliche Expertise der Mitglieder ehrenamtlich in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.
Eines der Problemfelder am aktuellen Arbeitsmarkt ist, dass die Betriebe nicht genügend gut qualifizierte Auszubildende bekommen, unabhängig davon, ob der Standort in Deutschland, Österreich oder der Schweiz liegt. Aufgrund seines Netzwerkes ist Rotary besonders positioniert, um hier zu unterstützen.
Der Arbeitskreis „Werte. Bildung. Beruf“ der Berufsdienstverantwortlichen der deutschsprachigen Distrikte hat in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Deutschen Governorrates (DGR) alle deutschsprachigen Rotary Clubs sowie die Rotaract Clubs zur Präsentation von geeigneten Projekten aufgerufen. Das Thema: Wie begeistert man Jugendliche für eine Berufsausbildung?
Die Resonanz war groß. Eingereicht wurden rund 80 Projekte, die sich ganz unterschiedlich mit dem Thema beschäftigen. Eine Jury traf in einem aufwendigen Sichtungsverfahren mit ausführlichem Kriterienkatalog eine Vorauswahl der geeignetsten zehn Projekte, von denen Rotary- und Rotaract Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Anschluss an eine Präsentation gemeinsam die Sieger wählten. Die Kriterien der Jury bei der Vorauswahl waren im Wesentlichen Innovation, Relevanz und Wirksamkeit sowie Übertragbarkeit des Projekts auf andere Clubs. „Es ging nicht darum, die besten, sondern die geeignetsten Projekte zur Weitergabe an andere Clubs zu finden“, hob der Vorsitzende des Arbeitskreises Jan W. Wagner (RC Stuttgart-Solitude) hervor. Ziel sei es, möglichst viele Clubs, die auf der Suche nach neuen Aktivitäten im Berufsdienst sind, zu überzeugen, eines der Projekte zu übernehmen, um die Situation der beruflichen Ausbildung in der Wirtschaft zu verbessern.
Alle Projekt-Steckbriefe sind auf der Seite des Rotary-Berufsdienstes dokumentiert und für jedermann zugänglich: berufsdienst.org
Sieger 1 ROBIJ – Rotarier und Rotarierinnen für die berufliche Integration Jugendlicher

Initiatoren:
RC Zürich-City und RC Zürich-Bellevue (D2000)
Zielgruppe:
Ausbildungsbetriebe auf Lehrlingssuche sowie Jugendliche mit Migrationserfahrung und die sie betreuenden Organisationen

Angebot:
Jugendliche mit geringen Deutschkenntnissen haben es schwer, praktische Erfahrung zu sammeln, da sie selten zu Vorstellungsgesprächen oder Schnuppertagen eingeladen werden. Dadurch verlieren sie wertvolle Zeit. Gerade für sprachlich noch unsichere Jugendliche sind visuelle und praktische Erfahrungen essenziell – und das geht am besten direkt im Betrieb.
Die Rotary Clubs organisieren praxisnahe Berufserkundungstage in Unternehmen – mit viel praktischem Erleben und Ausprobieren. Diese Berufserkundungstage ermöglichen es Jugendlichen, sich schon während des Spracherwerbs beruflich zu orientieren.
Für die Ausbildungsbetriebe sind die Berufserkundungstage eine Chance, hochmotivierte Jugendliche und ihre betreuenden Migrationsverantwortlichen kennenzulernen. Es entstehen wertvolle Kontakte sowie Brücken zwischen Unternehmen und Organisationen im Migrationsbereich.

Kostenstruktur:
Der finanzielle Aufwand ist überschaubar, da die Unternehmen die Kosten für die Berufserkundungstage selbst tragen. Falls nötig, übernehmen die Rotary Clubs Verpflegungs- und Fahrkosten für die Jugendlichen.
Rückmeldungen:
Ein Sanitärinstallateur: „Wenn aus einem ROBIJ-Berufserkundungstag nur ein motivierter Lehrling für uns hervorgeht, hat sich die Veranstaltung gelohnt – wir sind jedes Jahr dabei.“ Ein Ausbildungsbetrieb: „Wenn Schulklassen zu uns kommen, gibt es selten so viele motivierte und interessierte Jugendliche wie bei einem Berufserkundungstag mit ROBIJ.“
Nähere Infos und Kontakt:
• robij.ch
• Marianne Hopsch | mahop@me.com
Sieger 2 Modellsystem 3D-Klimahaus

Initiator:
RC Arnstadt (D1950)
Zielgruppe:
Schülerinnen und Schüler im Alter von neun bis 16 Jahren
Angebot:
Das Projekt „3D-Klimahaus“ in Zusammenarbeit mit dem RC Arnstadt und dem Solardorf Kettmannshausen e. V. zielt da-rauf ab, Schülern ab der vierten Klasse klimaneutrale, technische Lösungen näherzubringen. Durch die Nutzung von Modellen wird klimaneutrales Wohnen und Fahren mit Solarstrom und grünem Wasserstoff vermittelt. Das Hauptziel des Projekts ist es, das experimentelle und forschende Lernen zu fördern und die Teilnehmenden zur aktiven Mitgestaltung einer klimaneutralen Gesellschaft zu motivieren. Das Bildungsprojekt verfolgt einen Ansatz, bei dem die Schüler ihre eigene Konstruktion der Wirklichkeit entwickeln und dabei eine Vielzahl an Kompetenzen erlernen, die für nachhaltige Entwicklung und lebenslanges Lernen wichtig sind. Selbstorganisiertes Lernen und Freiräume für kreative und selbstbestimmte Aktivitäten stehen im Vordergrund.

Zweihauptmodule:
Bildungsmodul Klimahaus: Dieses Modul umfasst zehn Modelle, die teilweise mit Solarstrom und grünem Wasserstoff betrieben werden. Durch Montagen, Experimente und Wettbewerbe erhalten die Teilnehmer altersgerechte Kenntnisse über Solarstrom- und Wasserstofftechniken. Jedes Modell wird durch Arbeitsblätter unterstützt, die die Techniken anschaulich erklären und durch Fragen ergänzt werden. Bildungsmodul 3D: In diesem Modul konstruieren die Teilnehmenden Modellkomponenten des Klimahauses mit der 3D-Software „SketchUp“ und drucken diese anschließend mit 3D-Druckern. Nach einer Einführung in die 3D-Drucktechnik erstellen die Schüler eigene Modellteile, die sie auch mit nach Hause nehmen können.

Teilnehmerzahl und Zeitaufwand:
Jährlich sollen mindestens 1000 Schüler in mindestens 50 Projekttagen teilnehmen. Für die Vorbereitung und Umsetzung der 3D-Projekte werden rund 4000 ehrenamtliche Stunden pro Jahr geleistet.
Rückmeldung zum 3D-Klimahaus:
„Sie erlebten auf spielerische Weise den Umgang mit Technologien, die zukünftig zur ‚Normalität‘ gehören werden … Dieses faszinierende, informative und nachhaltige Projektangebot können wir uneingeschränkt empfehlen! Besser geht es nicht!“ (Manuela Hüller, Grundschulleiterin in Jena)
Nähere Infos und Kontakt:
• solardorf.de
• +49 36207 50560 • info@solardorf.de
Sieger 3 Aktionstag „Berufsdating“
Initiator:
RC Gallneukirchen-Gusental (D1920)
Zielgruppe: Schüler der neunten Schulstufe (letzte Pflichtschulstufe in Österreich), Ausbildungsbetriebe in der Region, die händeringend nach Lehrlingen suchen, sowie Pädagogen der Polytechnischen Schule Pregarten (PTS), die zur Unterstützung der eigenen Berufsorientierungsaktivitäten enge Kontakte zu Ausbildungsbetrieben nutzen

Angebot:
97 Schüler erhielten die Gelegenheit, in 17 Ausbildungsbetrieben der Region eine Auswahl der von diesen Firmen angebotenen Lehrberufe kennenzulernen. In Kleingruppen zu zehn bis zwölf Personen, eingeteilt nach den individuell gewünschten Fachbereichen wie zum Beispiel Metall, Holz, Dienstleistung, Gesundheit, wurden die entsprechenden Kontakte mit den Ausbildungsbetrieben hergestellt. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, Arbeitsschritte auszuprobieren, ihre eigenen Fähigkeiten besser kennenzulernen und vor allem ins Gespräch mit den zukünftigen Lehrherren zu kommen.
Die Jugendlichen formten Dachrinnen, verlegten Pflastersteine, schweißten Rohre, dekorierten Schaufensterpuppen und vieles mehr. Die Schülergruppen wurden von ihren Klassenlehrern in drei bis vier Betrieben begleitet, dabei ergaben sich auch Kontakte zwischen Schule und Betrieben für eine zukünftige Zusammenarbeit.
Als Ergänzung zum Tagesprogramm wurden bei zurückliegenden Aktionstagen abends die Schüler mit den Eltern zu einem Berufsdating mit den Ausbildungsbetrieben eingeladen. Das vertiefende Kennenlernen der Ausbildungsmöglichkeiten durch die Eltern hatte einen positiven Effekt auf die Wahl des Lehrberufs. Es konnten Schnuppertage in den Ausbildungsbetrieben vereinbart und vereinzelt auch konkrete Lehrverträge abgeschlossen werden. Der Aktionstag wurde bereits sechs Mal erfolgreich veranstaltet. Die Evaluationen bei den teilnehmenden Schülern, Pädagogen sowie Betrieben haben jedes Mal sehr positive Ergebnisse gezeigt. Das Berufsdating wird als fester Bestandteil des Berufsdienstes im RC Gallneukirchen-Gusental etabliert.
Eingesetzte Ressourcen:
• Verpflegung für 110 Personen (Lunch-Paket)
• Kosten für einen 50-Sitzer-Autobus für den gesamten Tag. Gesamtkosten: circa 1900 Euro
• Kostenbeitrag der Firmen: Je 100 Euro = 1700 Euro. Zu deckender Restbetrag durch den Rotary Club: circa 200 Euro
• sechs bis sieben rotarische Freunde als Begleitpersonen Teilnehmerzahl: 97 Schüler, 17 Ausbildungsbetriebe; zehn Pädagogen
Nähere Infos und Kontakt:
• gallneukirchen.rotary.at
• Andreas Kattnigg | andreas@kattnigg.at
• Reinhard Stadler | reinhard@stadler.at
Sieger 4 PAL – Praxis erleben
Initiierender Club:
RC Dreiländereck Oberlauitz (D1880)
Zielgruppe:
Schüler der Jahrgangsstufen sieben bis zwölf

Angebot:
Um Jugendliche in ihrer beruflichen Orientierung gezielt zu unterstützen, bietet der RC Dreiländereck Oberlausitz seit 2009 gemeinsam mit der SCHKOLA, einer Schule in der Region, ein innovatives Format für Schüler der neunten Klassen an. Ziel ist es, jungen Menschen frühzeitig einen praxisnahen Bezug zum Berufsleben zu ermöglichen und gleichzeitig die Verbindung zwischen schulischer Bildung und beruflicher Zukunft zu stärken.
Bereits in der achten Klasse wählen die Jugendlichen ein Unternehmen aus, in dem sie zu Beginn der neunten Klasse vier Wochen lang intensive Praxiserfahrungen sammeln. Anschließend setzen sie ihre Tätigkeit für ein halbes Jahr fort, indem sie jeden Montag im Unternehmen arbeiten, während sie die restlichen vier Tage in der Schule verbringen. Dieses Konzept verbindet die Vorteile eines Blockpraktikums mit dem dualen Ausbildungssystem und gibt den Schülern wertvolle Einblicke in den Berufsalltag.
Während des gesamten Prozesses dokumentieren die Jugendlichen ihre Erfahrungen in einem persönlichen Portfolio und sieger 4 PAL – Praxis erleben Initiierender Club: RC Dreiländereck Oberlauitz (D1880) Zielgruppe: Schüler der Jahrgangsstufen sieben bis zwölf reflektieren ihre Entwicklung. Das Unternehmen bewertet den Verlauf in zwei Phasen, was als Grundlage für eine besondere Auszeichnung durch unseren Club dient. Die Prämierung wird in feierlichem Rahmen verliehen.
Ergänzend dazu findet im Herbst eine Berufsaustauschrunde statt, die sich an den Wünschen der Jugendlichen orientiert. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Zittau/Görlitz werden Unternehmer des Rotary Clubs mit Schülern der siebten bis zwölften Klasse zusammengebracht.
Teilnehmerzahl:
Jährlich 40 Schüler des neunten Jahrgangs. Berufsaustausch circa 20 Schüler
Nähere Infos und Kontakt:
• schkola.de/pal-praesentation-2019
• dreilaendereck-oberlausitz.rotary.de/#neues-15-jahrepal-projekt=20242025
• Ute Wunderlich | +49 172 964 99 40
Sieger 4 Rotary und Swiss Skills arbeiten zusammen
Initiator:
RC Solothurn-Land (D1980)
Zielgruppe:
Schulklassen, die die nationalen Berufsmeisterschaften 2025 in Bern besuchen wollen, junge Berufslernende, die an den Meisterschaften teilnehmen möchten und noch Unterstützung brauchen, sowie Rotary Clubs, die noch kein spannendes Berufsdienst-Projekt haben

Bedürfnis:
Schulklassen haben häufig zu wenig Geld, um zu reisen. Engagierte Berufslernende müssen viel trainieren, um an Schweizer Berufsmeisterschaften teilnehmen zu können. Das braucht Zeit, Geld, aber auch Marketing. Viele Rotary Clubs wissen wenig über Berufsmeisterschaften. Referate von ehemaligen Teilnehmern oder Organisatoren sind gefragt. angebot: Dank der Zusammenarbeit mit Swiss Skills können die Rotary Clubs eine Schule/Schulklasse im Umfeld für einen Besuch an den Swiss Skills 2025 sowie einen Teilnehmenden an den Meisterschaften unterstützen. Der Vortrag eines Swiss-Skills-Ambassadors bei Rotary Clubs oder größeren rotarischen Veranstaltungen kann ein attraktiver und interessanter Mehrwert sein. Teilnehmerzahl: 1 bis 100
Nähere Infos und Kontakt:
• swiss-skills.ch
• Sandra Schori | +41 79 287 95 35
• Adrian Brülhart | +41 79 366 54 88
Weitere Nominierungen
Sieger 5
Social-Media-Kampagne
Initiator:
RC Hannover-Leibniz (D1800) Ausbildungsplätze in den Betrieben rotarischer Mitglieder werden durch Videos, Interviews, Erfahrungsberichte und Erfolgsgeschichten sichtbar gemacht.
Infos und Kontakt:
Antje Tepperwien
E-Mail: antje.tepperwien@rc-hannover-leibniz.de
Sieger 5
Bremer futureParcours
Initiator: RC Bremen-Neuenlande (D1850)
Während des „futureParcours“ können die Schüler an sechs bis acht Stationen berufspraktische Übungen von circa 15 Minuten umsetzen und dabei Ausbildungsberuf und Arbeitgeber kennenlernen.
Infos und Kontakt:
Frank Priewe
E-Mail: frank.priewe@rotary1850.com
Sieger 5 Mein Topjob?!
Initiator:
RC Nürnberg-Neumarkt (D1880)
Niedrigschwelliges und individuell organisiertes Orientierungsangebot für Schüler der achten beziehungsweise neunten Klasse in Unternehmen rotarischer Freunde. In einer Projektwoche Rotation in fünf verschiedenen Betrieben zum Kennenlernen verschiedener Berufe.
Infos und Kontakt:
Michael Seitz
E-Mail: m.seitz@seitz-maler.de,
Susanne Gebauer,
E-Mail: susanne.gebauer@suge.de
Sieger 6 MINT-freundliches Sonneberg
Initiator:
RC Sonneberg/Thüringen (D1950)
Durch verschiedene Angebote sollen junge Menschen vom Kindergarten bis zur Berufseinmündung für MINT-Themen begeistert und auf entsprechende Berufsfelder vorbereitet werden. Die Umsetzung hat einen Zeithorizont von 20 Jahren.
Infos und Kontakt:
Christian Dressel
E-Mail: sonneberg@gmx.de
Sieger 6 Careers Session
Initiator:
RC Erfurt-Gloriosa (D1950) Mit Oberstufenschülern werden Fragen der beruflichen Entwicklung besprochen und anhand vorgestellter Berufe gezeigt, dass es nicht nur über ein Studium in attraktive Positionen geht.
Infos und Kontakt:
Jochen Fasco
E-Mail: jfasco@gmail.com

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