Porträt
Mit Band und Bass auf der Bühne
Frank Heim alias Bruder Frank ist Bassist und Gesellschafter der Mittelalter-Rockband Saltatio Mortis. In diesem Monat tritt die Band zum fünften Mal beim Metal-Festival Wacken Open Air auf.
Es ist 13 Uhr mittags. Frank Heim sitzt tiefenentspannt in Jeans und schwarzem T-Shirt auf einem Klappstuhl am Rande des Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (MPS) in Rastede im Ammerland und schaut sich das lebendige Treiben teils kurios gekleideter Menschen auf dem Mittelalter-Festival mit Abstand an. Den Soundcheck auf der großen Hauptbühne mitten auf dem Festival-Gelände haben er und seine Bandkollegen gerade hinter sich. Und wenn es nach Frank Heim ginge, könnte es gleich losgehen mit dem Auftritt. Doch der ist erst für 22 Uhr geplant. Die Stunden vor einem Konzert vergehen manchmal langsam.
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25 bis 30 Auftritte sind für dieses Jahr insgesamt geplant. Der Musiker kennt sich also aus mit solchen Tagen, an denen der Adrenalinspiegel erst steigt, wenn er normalerweise schon im Bett liegt, an denen es spät abends noch mal richtig laut und wild wird und er mit seinem Bass und seiner Band die Bühne betritt.
Bis es so weit ist, sitzt er an Tagen wie diesen gerne im Tourbus der Band hinter den dunkel getönten Scheiben und vertreibt sich die Zeit. Fernab vom Getümmel, mit Abstand von allem da draußen. Denn wenn Frank Heim nicht gerade auf der Bühne steht, mag er es lieber leise als laut, hört lieber zu, als dass er redet. In diesen Momenten, in denen er sich selbst Ruhe gönnt, lernt er zum Beispiel Spanisch, spielt Schach, schaut Dokumentationen, hört gerne Alben und jede Menge Podcasts. Die sind für ihn ein großer Bildungsfaktor. „Ich lerne gern und teile gern“, sagt Heim. Außerdem nutzt er häufig die Zeit bis zum Auftritt und erledigt Jobs für seine Agentur.
Kein Tag gleicht dem anderen
2014 gründete er gemeinsam mit seiner damaligen Freundin in Essen die Agentur Punktbar, mit der er sich auf die Themen Design, Kommunikation und Online-Marketing spezialisiert hat. „Wir lieben, was wir tun“, steht auf der Agentur-Homepage. Dieser Satz trifft auf Frank Heims Leben generell zu. Der 42-Jährige liebt sein Leben. Und wenn er etwas nicht lieben würde, würde er es nicht tun. Um das zu unterstreichen, hat er sich einen Slogan tätowieren lassen: „Hell yeah or no“ steht in kleinen schwarzen Lettern auf seinem Unterarm und hilft ihm immer wieder, sich daran zu erinnern, was wirklich wichtig ist im Leben. Und was ist wirklich wichtig für ihn? „Dass man jeden Tag mit einem Lächeln beendet und dass man aus Situationen, die einen herausfordern, etwas lernen kann.“
Frank Heim liebt auch die Musik. Im Alter von 13 Jahren fing er an, Bass zu spielen. Sein großes Vorbild war damals Duff McKagan, Bassist der Band Guns n’ Roses. Seitdem hat er in vielen Bands gespielt, in Musikschulen unterrichtet und in Freiburg und München Bass studiert. Eines Tages, es war das Jahr 2006, unterrichtete er in einer Musikschule in seinem Heimatort Karlsruhe, als es an der Tür klopfte. Er sollte kurz aushelfen, in der Band seines Chefs war der Bassist ausgefallen. Es war die Band Saltatio Mortis, damals noch in ihren Anfängen. Das erste Rock-Album war gerade auf dem Markt. Der Aushilfsbassist ist geblieben und mit der Band gewachsen. Bis heute schreiben sie ihre Songs selbst. „Musik verbindet, auch ohne Sprache“, sagt Heim und fügt hinzu: „Im Idealfall ist das, was wir machen, der Soundtrack für ein Leben.“
Das Reisen im Blut
Frank Heim liebt seine Band und sein Leben, in dem kein Tag dem anderen gleicht. Sonst wäre er nicht geblieben. „Die Musik hat dazu geführt, dass ich keinen Kombi fahre, kein Reihenhaus habe und in keinem Sportverein bin“, sagt er und ist froh darüber. Reisen, das hat er schon immer gemocht. Es wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. Damals, in allen Ferien, sagt Heim, sei er mit seinen Eltern – seine Mutter stammt aus Thailand und sein Vater aus Deutschland – zum Flughafen gefahren und irgendwohin verreist. Er hat das bis heute im Blut und liebt auch das. „Reisen ist für mich leben.“
Anfang August wird Heim mit seiner Band in das kleine Örtchen Wacken in Schleswig-Holstein reisen und dort auf dem legendären Metal-Festival vor großem Publikum auftreten. Er wird gemeinsam mit seinen Bandkollegen seine Fans begeistern und den einen oder anderen vielleicht sogar prägen für den Rest seines Lebens, so wie es einst Duff McKagan bei ihm gemacht hat. Irgendwann will Frank Heim es ihm noch einmal persönlich sagen. Er will ihm danken für das, was er ausgelöst hat in dem 13-jährigen Jungen von damals. Und ihm sagen, was aus ihm seitdem geworden ist: ein Musiker aus Leidenschaft, der sein Leben liebt.
Insa Fölster
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