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Spezial Finanzen

Die ultimative Währung

Eine Investition in Rohstoffe kann eine sinnvolle Beimischung in einer Vermögensanlage sein – Gold gilt als Versicherung gegen den Kollaps des Finanzsystems.

Markus Steinbeis01.10.2016

Angesichts des zinslosen Umfelds sind Investoren weltweit auf der Suche nach Anlagealternativen. Es wächst verstärkt der Wunsch, in Anlagen zu investieren, denen reale Vermögenswerte zugrunde liegen. Wegen der aktuell niedrigen Preise für Öl und andere Rohstoffe fragen sich viele Anleger, ob sie nach sieben enttäuschenden Jahren wieder von eventuell steigenden Preisen bei Rohstoffen profitieren können.

Strategisch können Rohstoffe als Beimischung in einer Vermögensanlage durchaus sinnvoll sein. Sie sind in der Lage, ein Portfolio zu diversifizieren, da sie ihre eigenen Zyklen haben und deshalb eine divergierende Wertentwicklung gegenüber Aktien und Anleihen aufweisen. Darüber hinaus waren Rohstoffe in der Vergangenheit oftmals in der Lage, inflationäre Tendenzen abzufedern. Allerdings leben wir derzeit in einer deflationär geprägten Welt. Trotz aller geldpolitischen Exzesse bis hin zu Negativzinsen sind die Preise der wichtigsten Rohstoffe in den letzten Jahren kollabiert.

Schwaches weltweites Wirtschaftswachstum sowie der Umbau der chinesischen Volkswirtschaft zu mehr Dienstleistungen sorgten für einen deutlichen Nachfragerückgang. Viele Produzenten haben mittlerweile auf sinkende Preise mit teils drastischen Produktionskürzungen reagiert. Das Angebot hat sich mittlerweile der reduzierten Nachfrage angeglichen, so dass das Chance-Risiko-Verhältnis auf gegenwärtigen Preisniveaus bei vielen Rohstoffen attraktiv erscheint. Allerdings sind Rohstoffe sehr volatil und diversen wirtschaftlichen und politischen Einflussfaktoren ausgesetzt.

Mittel- und langfristige Strategie
Der Anleger sollte sich also zunächst über seinen Anlagehorizont im Klaren sein, denn bei Rohstoffen ist es noch wichtiger als bei anderen Anlageklassen, zwischen temporären Faktoren und langfristigen Trends zu unterscheiden. Wer also als Privatanleger nicht mit einzelnen Rohstoffen kurzfristig spekulieren, sondern sich jetzt an dieser Anlageklasse mittel- bis langfristig strategisch beteiligen möchte, kann in einen breiten Korb an verschiedenen Rohstoffen investieren, um die Schwankungen der Anlage in Grenzen zu halten. Dafür eignen sich beispielsweise sogenannte Exchange Traded Funds, denen ein Index zugrunde liegt, dessen Entwicklung diese nachvollziehen.

Allerdings ist zu beachten, dass Rohstoffe aus dem Energie-, Industriemetall- und Agrarbereich nicht physisch am Kassamarkt gekauft werden. Die Anlegerprodukte investieren also nicht direkt in einzelne Rohstoffe, sondern erzielen die Wertentwicklung über Derivate. Da diese Derivate eine begrenzte Laufzeit besitzen und daher immer wieder erneuert werden müssen, können Kosten entstehen, die den Erfolg der Anlage mindern.

edelmetalle im fokus
Bei der Investition in Edelmetalle muss nicht der Umweg über Derivate gegangen werden. Der Anleger kann sie physisch erwerben. Aufgrund der weltweiten Verschuldungssituation, den politischen Risiken und vor allem der exzessiven Tiefzins- und Geldvermehrungspolitik der Notenbanken sind Edelmetalle innerhalb des Rohstoffuniversums zusätzlich verstärkt zu berücksichtigen. Obwohl Gold und Silber für Industriezwecke und zur Schmuckerzeugung verwendet werden, sind sie vor allem eines: Geld. Wir befinden uns in einer Phase, in der das ungedeckte Papiergeld zusehends in Schieflage gerät. Ungezügeltes Geldrucken und Negativzinsen sind mittlerweile nötig, um das fragile Wirtschafts- und Finanzsystem am Leben zu halten.

Ein Beenden dieser Politik erscheint aus heutiger Sicht nicht mehr möglich, ohne die Konjunktur und die Finanzmärkte zu erschüttern. Zu hoch sind Staaten und private Wirtschaftssubjekte verschuldet. Daher werden Notenbanken ihre derzeitigen Maßnahmen in den nächsten Monaten und Jahren weiter verstärken müssen. Gold als ultimative Währung dagegen ist nicht beliebig vermehrbar und seit Jahrtausenden weltweit akzeptiert. Es ist letztlich eine Art Versicherung in der Vermögensanlage gegen die weitere Erosion der Papierwährungen und den Kollaps des Finanzsystems. Eine Versicherung, die man hoffentlich nie benötigen wird.

Markus Steinbeis
Markus Steinbeis (RC Pullach-Isartal) ist Fondsmanager der Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. Zuvor arbeitete er für Pioneer Investments und betreute institutionelle Kunden einer deutschen Großbank. www.hrkvv.com