Spezial Finanzen
Rein ins Unternehmen
Eine sinnvolle Anlage ist die Beteiligung an der weltweiten Wirtschaft - in Form von Aktien. Aber beim Kauf sind mehrere wichtige Kriterien zu beachten.
Die Null-Zins-Politik – eigentlich muss man bereits sagen „Minus-Zins-Politik“ – der Notenbanken treibt Banken und Sparer in die Verzweiflung. Es lässt sich mit den traditionellen Methoden kaum mehr Geld verdienen. Bleibt die Frage nach der Alternative für Anleger. Zunächst gilt es festzuhalten, dass die einst so sicheren langlaufenden Staatsanleihen heute zu den gefährlichsten Anlageformen gehören. Der Verlust in realer Kaufkraft ist praktisch sicher.
Die aus meiner Sicht sinnvollste Anlage ist nach wie vor die direkte Beteiligung an der weltweiten Wirtschaft und das in Form von Unternehmensbeteiligungen, Aktien. Die Weltwirtschaft wächst seit Jahrhunderten. Sie tut das unter Schwankungen. Aber langfristig immer nach oben. Das wird auch in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten der Fall sein. Wichtig ist jedoch, dass man nicht irgendwelche Aktien kauft. Es geht darum, Anteile von Unternehmen zu erwerben, die in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie erfolgreich sind, die eine tadellose Bilanz mit wenig Schulden, hohen Renditen und viel freiem Ertrag aufweisen. Ganz wichtig: Diese Unternehmen müssen auch – nach menschlichem Ermessen – eine möglichst sichere Zukunft mit guten Wachstumsmöglichkeiten aufweisen.
Wer sich diese Aktien mit einem Zeithorizont von mindestens zehn Jahren ins Depot legt, wird alle anderen halbwegs seriösen Anlageklassen mit hoher Wahrscheinlichkeit hinter sich lassen.
Oft hört man, dass Aktien schon zu teuer seien. Dabei wird gerne auf das KGV verwiesen, das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Ein KGV von 10 besagt, dass die Aktie des Unternehmens zehnmal den heutigen Jahresgewinn pro Aktie kostet. Das KGV hat den Nachteil, dass es künftiges Wachstum nicht berücksichtigt. Da die Wachstumsaussichten schwer vorherzusagen sind, geht der verantwortungsvolle Anleger so vor: Er schätzt (sieht sich die Schätzungen der Analysten an) das Wachstum für die nächsten drei bis fünf Jahre und geht davon aus, dass das Unternehmen von da an nur noch genauso wächst wie das jahrzehntelange Durchschnittswachstum der Weltwirtschaft. Etwa drei Prozent. Man kann also abschätzen, wie viel Geld dieses Unternehmen in diesem, im nächsten und in den darauffolgenden Jahren verdienen wird. Nur das ist wichtig. Wenn ich dann die Aktien dieses Unternehmens an der Börse billiger bekomme als die Summe der künftigen Einnahmen des Unternehmens je Aktie, dann habe ich ein gutes Geschäft gemacht. Dann sind Aktien günstig. Und in der Tat bekommt man heute viele Aktien zu diesen recht guten Preisen.
Das ganze Geheimnis besteht darin, gute Unternehmen zu finden, die eine starke und erfolgreiche Vergangenheit haben (mindestens fünf bis zehn Jahre), ein starkes Geschäftsmodell mit möglichst wenig Konkurrenz haben, gute Bilanzen mit wenig Schulden, hohe Nettorenditen und freien Cashflow erwirtschaften, noch viele Jahre Wachstum erwarten lassen und zu einem akzeptablen Preis zu haben sind.
Da auch die beste Firma in unerwartete Turbulenzen kommen kann, sollte man auf mindestens zehn Unternehmen, besser auf mehr streuen.
Wer trotz aller langfristiger Perspektive Sorge vor starken Kurseinbrüchen der Gesamtmärkte hat und nicht wieder einige Jahre warten will, bis das Depot wieder Gewinn ausweist, kann es auch gegen allzu starke Kurseinbrüche absichern, dazu bedarf es aber fachkundiger Beratung.
Eine Alternative sind Fonds, die dieses Konzept umsetzen, in die besten Aktien nach obigen Kriterien investieren und zugleich die Absicherungen gegen Großschäden vornehmen.
Grundsätzlich gilt: Machen Sie nichts, was Sie nicht vollumfänglich verstanden haben. Machen Sie nur, was auch zu Ihrer Anlagephilosophie und Ihrem Anlagezeitraum passt. Ein bisschen physisches Gold darf als „Gut-Schlaferle“ gerne dazu.