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ROTARY AKTUELL

„Dorf von Rotary“ aufgebaut

ROTARY AKTUELL - „Dorf von Rotary“ aufgebaut
Ein typisches Schlichthaus des Rotary-Dorfes: zwei Räume mit überdachter Veranda gegen die Sonne, Außenküche und separatem WC (nicht im Bild) in solider Ziegelbauweise mit Betonfundament © Folker Flasse (4)

160 flutgeschädigte Familien in Pakistan haben ein neues Zuhause. 55 der neu erbauten Schlichthäuser wurden mit Spendengeldern aus Deutschland finanziert.

01.06.2018

Im August 2010 wurde in Pakistan eine Fläche von der Hälfte Deutschlands von verheerenden Hochwassern überflutet. Fast die gesamte Infrastruktur und zwei Millionen Häuser wurden zerstört und 14 Millionen Menschen obdachlos. Rotary Pakistan und Rotary Deutschland leisteten vorbildliche Not- und Wiederaufbauhilfe. Ein Glanzstück dabei ist der Aufbau eines vollkommen neuen Dorfes bei Thatta in der Provinz Sindh, zwei Autostunden nördlich von Karachi. Das Dorf heißt „Dorf von Rotary“ oder in Sindhi „Rotary Jo Goth“.

Besuch in Jo Goth: Past-Gov. Faiz Kidwai, der Vater des
Rotary-Dorfes, Gov. 3271 Ovais Ahmed Kohari, Folker Flasse mit
seiner Frau und weiteren Rotariern (v. l. n. r.)

Die Initiative dazu hatte Past-Governor Faiz Kidwai als Vorsitzender des Rotary Humanitarian Trust (RHT) ergriffen. RHT ist der Sozialfonds des Distrikts 3271 (Pakistan Süd) mit seinen rund 90 Rotary Clubs. Mit rotarischen Spenden aus Pakistan, Deutschland und Indien konnten im Rotary-Dorf insgesamt 160 neue Schlichthäuser errichtet und Flutopfern des Jahres 2010 übergeben werden.

55 dieser 160 Häuser wurden mit rotarischen Spendengeldern aus Deutschland finanziert, mehrheitlich mit Spenden von Rotary Clubs des Distrikts 1800.

Der Länderausschuss Deutschland-Pakistan, der Distrikt 1840/41 und der Rotary Deutschland Gemeindienst e. V. (RDG) waren dabei federführend für die Projektfindung, die finanzielle Abwicklung, Kontrolle und Abrechnung des deutschen Beitrages.

Plus: Klassenräume und Sportgeräte   
Das Dorf besteht zurzeit aus 160 einfachen Ziegelhäusern mit Flachdach, abgesetzter Kochstelle und kleinem Bad/Toilette. Zu jedem Haus gehört jeweils ein kleines Hofgrundstück. Die Häuser bestehen aus einem oder zwei Räumen mit Veranda und sind in Reihen angeordnet. Einige gepflasterte Wege verbinden die Häuser.

Für jeweils fünf bis sechs Häuser gibt es eine Wasserstelle mit fließendem Wasser. Das Wasser wird aus einem nahen See in einen Vorratstank gepumpt, dann mittels Solartechnologie gereinigt und in die Leitungen geleitet. Da es in der Region keinen Frost gibt, liegen die Wasserstellen im Freien. Die verfügbare Wassermenge ist abhängig von dem jeweiligen Wirkungsgrad der Solaranlage.

Überfüllte Klassenzimmer, immerhin nun mit Stühlen
ausgestattet

In einem Haus sind zwei kleine Klassenräume untergebracht. In einem Klassenzimmer drängten sich rund 30 bis 40 Kinder der 1. bis 3. Klasse auf primitiven Stühlchen. Ein Lehrer unterrichtet die Kinder. Die Kinder und Jugendlichen, die kaum Abwechslung haben, möchten ein Cricket- und ein Fußballteam aufstellen und baten um Sportgerät, Bälle und Trikots. Bei einem Besuch vor Ort wurde ein Betrag für eine Erstausstattung übergeben. Und aus Deutschland werden mit Emblem bedruckte Trikots ins Dorf geschickt.

Fast jeder Hauseigentümer besitzt einige Hühner, Ziegen, Kühe oder gegebenenfalls auch einen Esel. Ein Teil der Bewohner arbeitet als Tagelöhner in der nahen Landwirtschaft oder lebt als Fischer. Die Häuser werden von Familien bewohnt, die ihr Hab und Gut bei der großen Flut im Jahr 2010 in Indus-Nähe verloren hatten. Die Vergabe der Häuser wurde von Mitgliedern der 32 Rotary Clubs aus Karachi vorgenommen. Eines der ersten Häuser wurde einer durch Polio gelähmten Frau zugeteilt, die niemand aufnehmen wollte.

Einen großen Anteil an Planung und Aufbau des Dorfes hatte Faiz Kidwai, der auch ein bekannter Architekt Karachis ist. Er wurde von weiteren Rotariern der Clubs in Karachi und dem RC Thatta unterstützt. Ihm gelang es, die zuvor angesetzten Preise pro Haus von 1300 Euro auf 1100 zu drücken. Die späteren Bewohner der Häuser mussten keinen eigenen Geldbeitrag leisten (können sie mit ihren begrenzten Mitteln auch gar nicht.) Den inneren Verputz der Häuser sollen sie aber selbst leisten. Weitere Häuser sind noch im Bau. Faiz Kidwai plant einen Economic Development Plan, um das Dorf auf noch sicherere Füße zu stellen.

Unterstützung durch Rotary Deutschland, allen voran
der Distrikt 1800

Palast-Garagen
Obwohl die Häuser ungefähr Garagengröße haben, werden sie von den Bewohnern als „unsere Paläste“ bezeichnet. An einigen Häusern sind Schilder angebracht, die auf die finanzielle Unterstützung des Dorfprojektes durch Rotary Deutschland, Dis­trikt 1800, hinweisen.



Klaus Klennert, RC Weilheim (Obb.), D 1841
Folker Flasse, RC Greven, D 1870
Alois Kühn, RC Einbeck-
Northeim, D 1800, 
alle Mitglied im Länderausschuss Deutschland-Pakistan

rotary-deutschland-pakistan.de