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Entscheider-Interview

„Hamburg steht bei vielen Airlines ganz oben auf der Liste”

Entscheider-Interview - „Hamburg steht bei vielen Airlines ganz oben auf der Liste”
Die Zukunft der Luftfahrt fest im Blick: Das große Ziel für Christian Kunsch lautet CO₂-freies Fliegen © Hamburg Airport/Oliver Sorg

Christian Kunsch präsentiert sich selbstbewusst und ambitioniert – die Entwicklung zeigt, dass sein Weg vielversprechend ist

01.08.2024

Bestens gelaunt ist Christian Kunsch, Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Airport, beim Gespräch. Dazu hat er allen Grund: Erst kürzlich hat er die neue Langstreckenverbindung nach Doha verkündet und das europäische Streckennetz ausgebaut. Doch zurücklehnen kommt für ihn nicht infrage. Kunsch bleibt ehrgeizig und schiebt die nächsten Projekte an.

Haben Sie schon einmal den Weihnachtsmann in Rovaniemi besucht?

Tatsächlich noch nicht. Aber ich kenne Mitarbeitende in unserem Unternehmen, die das im vergangenen Winter gemacht haben. Wie ich hörte, war es ein schönes Erlebnis. Der Sohn eines Mitarbeiters, zwölf Jahre alt, war richtig begeistert. Ich habe davon meiner Frau erzählt. Unser neunjähriger Sohn beginnt mit uns zu diskutieren, ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt. Insofern wäre dieses Jahr noch ein guter Zeitpunkt mit ihm den Weihnachtsmann in Rovaniemi zu besuchen.

Die Gelegenheit dazu haben sie definitiv. Die Fluggesellschaft Eurowings erweitert ihr Streckennetz für den Winterflugplan ab Hamburg um vier neue Ziele. Darunter die finnischen Städte Rovaniemi und Kittilä. Ist hier ein Reisetrend erkennbar? Ist Finnland gerade der Place-to-be?

Das lässt sich daraus nicht ableiten. Insgesamt zeigt sich, dass sich unser Streckennetz gut entwickelt. Wir haben etwa 120 Destinationen im Angebot. Blicken wir auf den Mittelmeerraum, bieten wir dort viele Reiseziele an. In einer zweiten Phase kommen nun Destinationen dazu, die nicht zu den klassischen Reisezielen zählen. Darunter fallen die erwähnten Städte in Finnland, aber auch Ziele in Osteuropa. Das sind aus meiner Sicht spannende Ziele. Die Fluggesellschaften könnnen hier mit gut ausgelasteten Flugzeugen rechnen.

Verändert der Klimawandel das Reiseverhalten der Deutschen?

Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass der Trend zum Reisen ungebrochen ist. Die Leute wollen in den Urlaub fliegen. Für viele ist es zudem wichtig, sich umweltbewusst zu verhalten. Bei dem ein oder anderen führt das sicher dazu, dass er nicht mehr so oft fliegt.

Wie bedeutsam für den Flughafen ist die neue Langstreckenverbindung nach Doha?

Wir freuen uns sehr, dass Qatar Airways seit Anfang Juli die neue Strecke nach Doha im Angebot hat. Für eine Wirtschaftsmetropole wie Hamburg ist eine gute Anbindung an den Rest der Welt extrem wichtig. Da ist Doha als internationales Drehkreuz ein weiterer Baustein.

Welche Vorzüge des Hamburger Flughafens preisen Sie gegenüber Fluggesellschaften an?

Hamburg und die gesamte Region sind wirtschaftlich stark. Wir sind ein interessanter Standort für die Airlines, weil viele Menschen von hier aus gerne in den Urlaub fliegen oder ihre Geschäftsreise starten, zugleich viele Leute aber auch nach Hamburg reisen. Das ist einer unserer Hauptvorteile. Auch das Segment der Kreuzfahrer entwickelt sich hier sehr gut. Da ist Hamburg stark positioniert. Das Logistik- und Mobilitätskonzept, das Hamburg anbietet, spricht viele Airlines an. Wir haben zudem mit der Elbphilharmonie ein touristisches Highlight, von dem weltweit die Rede ist. All die Komponenten führen dazu, dass die Stadt Hamburg bei vielen Airlines ganz oben auf der Liste der Ziele ist, zu denen sie gerne hinfliegen möchten.

Bedeutet, weitere Langstrecken sind künftig denkbar?

Ein neues Flugzeugmuster kommt nun in den Markt. Kleinere Flugzeuge können dann wirtschaftlich Langstrecke fliegen und das ist für Hamburg sehr interessant. Da erwarten wir in den nächsten Jahren die ein- oder andere zusätzliche Langstrecke.

Viele Hamburger Geschäftsleute wünschen sich eine Direktverbindung nach New York zurück. Besteht da Hoffnung?

Das Angebot gab es bereits. Die Strecke wurde eingestellt, weil es für die Airlines schwierig war, ihre Flugzeuge das ganze Jahr gut auszulasten. Da waren mehr als 300 Passagiere pro Flug nötig. Mit dem neuen Flugzeugtyp Airbus A321XLR werden dies nur noch 200 sein. Die ersten neuen Maschinen dieses Typs werden im dritten Quartal dieses Jahres ausgeliefert. Es gibt 500 bis 600 Bestellungen, darunter auch von US-amerikanischen Airlines. Wir gehen davon aus, dass die ein- oder andere US-amerikanische Langstrecke zum Hamburger Streckennetz hinzukommen wird.

Blicken wir auf die Bilanz von 2023 können wir mehrere positive Zahlen hervorheben: Sie haben das Geschäftsjahr 2023 mit einem Gewinn von 6,6 Millionen Euro abgeschlossen. Wie haben Sie es geschafft, früher als erwartet sprichwörtlich wieder in die Gewinnzone zu fliegen?

Es gibt mehrere Gründe dafür. Die Energiepreise waren nicht so teuer, wie zuvor vermutet. Da haben wir acht bis neun Millionen Euro eingespart. Wir haben zudem die Coronajahre genutzt, um unsere Kostenstruktur anzupassen. Wir haben ein Kosteneinsparungsprojekt gestartet und ernten nun die ersten Früchte. Deshalb sind wir schneller als ursprünglich geplant wieder in der Gewinnzone.

Trotzdem ist die Bilanzsumme um 1,2 Prozent auf 706,8 Millionen Euro gesunken. Wie ist dies zu erklären?

Das hängt damit zusammen, dass Corona unser Geschäft verändert hat. Egal, welche Krise wir zuvor hatten, nach ein, zwei Jahren war man wieder auf dem Vorkrisenniveau. Corona hat dazu geführt, dass wir deutlich weniger Passagiere hatten und derzeit bei etwa 86 Prozent im Vergleich zur Zeit vor Corona liegen. 2023 hatten wir knapp unter 14 Millionen Passagiere, in diesem Jahr werden wir leicht darüber liegen. Hier zeigt sich: Nicht mehr jeder Flug wird geflogen. Es gibt Leute, die sagen, diesen Termin werde ich online wahrnehmen. Innerdeutsche Flüge sind viel weniger nachgefragt als vor Corona. Bei touristischen Destinationen ist die Erholungsrate bei 100 Prozent, bei innerdeutschen, dezentralen Flügen liegen wir bei 25 bis 30 Prozent. Da liegen wir deutlich unter den Zahlen, die wir einmal hatten. Zudem haben wir alle Bauprojekte neu planen müssen. Früher gab es die Gewissheit, dass die Branche jährlich um drei Prozent wächst. Somit war klar, dass man in zehn Jahren neue Kapazitäten benötigt. Heute können wir nicht mehr mit dieser Gewissheit die Verkehrszahlen im Voraus prognostizieren. Künftig werden die Bauprojekte in geringeren Abständen kleiner ausfallen. Konkretes Beispiel: Wir hatten ursprünglich einen Neubau für eine neue Gepäckanlage für 300 Millionen Euro geplant. Heute wissen wir nicht mehr so genau, wie viel Kapazität künftig notwendig sein wird. Deshalb wird es den Umbau im Bestand geben. Das kostet in etwa 80 Millionen Euro. Dieses Umplanen von großen Bauprojekten hat Zeit gekostet. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir wieder mehr investieren werden. Wenn wir wieder mehr investieren als abschreiben, wird die Bilanzsumme auch wieder zunehmen.

Die angesprochene Unsicherheit bei der Vorausplanung kann auch bedeuten, dass Sie vielleicht doch letztlich die große Lösung benötigen.

Das will ich nicht ausschließen. Wir werden die große Lösung aber nie mehr in einem Schwung bauen. Künftig werden wir große Lösungen in mehreren Phasen realisieren. Das wird der Unterschied sein.

Mit Blick auf die Passagierzahlen ist der Flughafen der zweitgrößten Stadt Deutschlands nur auf Platz Fünf im Land. Was macht der Flughafen Düsseldorf besser? 

Blicken wir auf die Passagierzahlen vor Corona und die heutigen, haben wir uns deutlich schneller erholt als der Flughafen Düsseldorf. Wir liegen bei etwa 86 Prozent der Passagierzahlen von 2019 und Düsseldorf ist da im Vergleich bei unter 80 Prozent. Wir stehen diesbezüglich deutschlandweit hervorragend dar und stehen gemeinsam mit dem Flughafen Frankfurt an der Spitze. Hier setze ich ein Ausrufezeichen für den Flughafen Hamburg.

Düsseldorf muss sich warm anziehen.

In der Tat erholt sich der Verkehr in Hamburg gerade besser als in Düsseldorf. Das liegt daran, dass in Düsseldorf viele Langstrecken weggefallen und bislang nicht zurückgekehrt sind. Grundsätzlich hat Düsseldorf ein riesiges Einzugsgebiet von mehr als 20 Millionen potenziellen Passagieren, Hamburg hingegen nur sieben Millionen. Das Potenzial ist somit fast drei Mal so groß.

Aber mit Blick auf Köln-Bonn zum Beispiel auch eine andere Konkurrenzsituation.

Es zeigt sich hier: Hamburg erreicht für sein Potenzial viel.

Und das soll ja so weitergehen. Für die nächsten Jahre hat der Flughafen sich das Programm „HAMUpgrade“ auferlegt. Bevor Sie mir erklären, wie Sie damit spürbare Verbesserungen schaffen wollen, darf ich Ihnen sagen, was ich vermisse. Ich bin vor kurzem vom Flughafen München aus gestartet. Dort musste ich bei der Sicherheitskontrolle nicht mehr meinen Laptop aus dem Handgepäck herausholen und in eine Kiste legen. In Hamburg konnte ich davon noch nicht profitieren. Wann wird es diese Zeitersparnis auch in Hamburg an allen Sicherheitskontrollen geben?

Wir haben sechs dieser notwendigen CT-Geräte im Einsatz. Da brauchen Sie ihren Koffer nicht mehr auspacken.

Sechs von insgesamt wie vielen?

Sechs von 18. Wir sind gerade in Gesprächen mit der Bundespolizei, bis wann weitere Geräte angeschafft werden können. Es gibt noch keinen deutschen Flughafen an dem ausschließlich CT-Geräte im Einsatz sind. 

Also hatte ich in München einfach Glück.

Sie hatten Glück. Unsere Zielsetzung für Hamburg ist, so schnell wie möglich weitere CT-Geräte im Einsatz zu haben. Wir hier sind der Meinung, dass diese Geräte einen echten Mehrwert und Komfortgewinn für unsere Reisenden in Norddeutschland darstellen. Ich habe dem Bund sogar den Vorschlag unterbreitet, dass wir als Flughafen Hamburg die Geräte anschaffen, und dem Bund dann zur Verfügung stellen. Das ist aus rechtlichen Gründen abgelehnt worden.

Kommen wir nun zum Programm „HAMUpgrade“.

Da muss ich etwas ausholen. Wir sind von Corona hart getroffen worden. Wir hatten plötzlich fast keine Passagiere und somit auch fast keine Einnahmen mehr. Zum Ende dieser Phase, also vor zwei Jahren, haben wir das Programm gestartet. Wir investieren wieder in Bereiche, die das Reisen vom Flughafen Hamburg aus deutlich verbessern. Was haben wir konkret getan? Wir haben alle Drehtüren technisch erneuert, zwei Drittel der Rolltreppen erneuert und wir haben mit dem Auswechseln von Aufzügen begonnen. Toilettenanlagen wurden saniert und wir haben Wasserspender dort installiert. Das sind nur einige Projekte – es geht noch weit darüber hinaus. So habe ich etwa Pläne für eine Kinderspielecke auf dem Schreibtisch liegen. Es ist ein ganz vielfältiges Programm. Wir haben genau geschaut, wo Passagiere nicht ganz zufrieden sind, Kritik uns erreichte, diese strukturiert erfasst und investieren da jetzt konsequent.

Können Sie eine Investitionssumme nennen?

Wir sprechen von 15 Millionen Euro, die wir innerhalb von drei Jahren investieren werden.

Zu Beginn des Jahres startete zudem das Programm „BSR HyAirport“. Ein Zusammenschluss von 16 Flughäfen, Fluggesellschaften und Unternehmen will in den kommenden drei Jahren die Voraussetzungen für mit Wasserstoff angetriebene Flüge schaffen. Wie muss der Flughafen Hamburg dafür umrüsten?

Ich muss zunächst eine Ebene zuvor beginnen. Als Flughafen Hamburg haben wir ganz ambitionierte Klimaziele. Wir waren der erste große Flughafen in Deutschland, der seinen Bodenbetrieb Co2-neutral umstellen konnte. Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass wir bis 2035 Co2-frei operieren. Es bleibt natürlich das Thema Fliegen. Dort entsteht das meiste Co2. Deshalb ist es uns wichtig, dass wir mit Airbus und weiteren Partnern das Fliegen hin zu Co2-freiem Fliegen transformieren. Laut den Plänen von Airbus soll bis 2035 der erste Wasserstoffflieger abheben. Wasserstoff muss gekühlt werden. Wir sprechen hier von minus 250 Grad. Wir müssen testen, wie der Wasserstoff ins Flugzeug hineinkommt. Ein Mitarbeitender, der heute die Außenhaut eines Flugzeuges berührt, dessen Hand würde festfrieren und absterben, da der Flieger so kalt ist. Wir machen uns gemeinsam mit der Industrie Gedanken, wie das Tanken zukünftig aussehen kann, und sind dabei führend. Dabei schauen wir uns Prozesse an, überlegen, wo wir investieren müssen, so dass das Fliegen irgendwann Co2-frei ist.

Da sind Sie mit Blick auf andere deutsche Flughäfen ein Vorreiter. Warum sind andere so zurückhaltend?

Das ist die Genetik des Flughafens in Hamburg. Wir waren auch der Flughafen, der 2009 den ersten Klimawald mit über 100.000 Bäumen gepflanzt hat. Da hat über Klimaschutz in der Form noch niemand gesprochen. Das wurde hier schon seit vielen Jahren sehr vorangetrieben. Warum andere Flughäfen es nicht getan haben, kann ich Ihnen nicht sagen. Für uns hier am Flughafen war immer klar: Klima ist wichtig. Wir werden in den kommenden Jahren allein 250 Millionen Euro in die Hand nehmen, um auch die letzten Meter gehen zu können. Inzwischen springen viele Flughäfen auf den Zug auf. Es ist Konsens in der Branche, dass wir alles dafür tun müssen, dass wir so schnell wie möglich Co2-frei operieren können.

Dabei legen Sie ein ordentliches Tempo vor.

Wir testen derzeit, wie die Wasserstoff-Infrastruktur am Boden aussehen kann. Wir überlegen, eine Wasserstoff-Tankstelle auf unserem Flughafengelände zu bauen. Es wird wahrscheinlich auch einen Testflug in den baltischen Raum geben. Zudem werden wir unseren eigenen Windpark in Kaltenkirchen bauen und grünen Strom produzieren. Wir haben eine lange Liste, die wir zeitnah umsetzen wollen.

Das sind viele gute Nachrichten. Allerdings war der Flughafen auch mit Negativschlagzeilen zuletzt in der Presse. Klimakleber blockierten vergangenen Sommer für mehrere Stunden das Rollfeld. Ein Geiselnehmer, der seine Tochter entführt hatte, drang im November bis auf das Vorfeld des Flughafens vor. Anfang Juni dieses Jahres wurde wieder ein Mann auf dem Rollfeldbereich entdeckt. Er konnte einfach über einen Zaun an Tor 17 klettern. Stimmen Sie mir zu, dass der Flughafen ein massives Sicherheitsproblem hat.

Wenn es solche Vorfälle gibt, wird das Sicherheitskonzept immer überprüft. Die Überprüfung findet mit Landes- und Bundespolizei sowie unserem Sicherheitspersonal statt. Es gab im Senat der Stadt Hamburg sogar eine öffentliche Anhörung. Alle Parteien haben sich das Konzept angeschaut und erfahren, dass alle Alarmketten so gegriffen haben, wie das der Fall sein soll. Natürlich werden trotzdem weitere Maßnahmen ergriffen, um das Sicherheitsniveau weiter zu verbessern.

Aber warum gelang es nicht, bereits nach dem ersten Vorfall die Sicherheitsvorkehrungen effektiv nachzubessern?

Nochmal: Die Alarmketten haben funktioniert. Auch in dem von Ihnen beschrieben Fall des Mannes, der über den Zaun geklettert war. Der wurde sofort aufgegriffen. Wichtig ist, dass wir sofort bemerken, wenn jemand auf das Gelände eindringt.

Sollte man nicht dafür sorgen, dass er gar nicht erst eindringen kann?

Da müssten Sie eine Grenzanlage wie früher zwischen West- und Ostdeutschland aufbauen. Unsere Sicherheitsvorkehrungen entsprechen dem Standard, der international notwendig und vorgeschrieben ist. Verbesserungen brauchen Zeit, denn sie müssen auch funktionieren. Wenn neue Kameras aufgebaut werden, muss sichergestellt sein, dass diese 365 Tage im Jahr, 24 Stunden lang bei jedem Wetter im Betrieb sind. Es gibt ausführliche Tests bei den unterschiedlichsten Wetterlagen. Neue Sicherheitstechnik muss qualitativ auch einen Mehrwert darstellen.

Kommen wir zu Ihnen persönlich. Haben Sie selbst einen Flugschein?

Nein.

Aber sicher schon einmal in einem Flugsimulator gesessen, oder?

Ja, und das ist wirklich sehr spannend.

Aber ganz überzeugen von einem Flugschein konnte Sie ein Simulator auch nicht.

Wenn ich Zeit hätte, würde mich das reizen. Aber mir fehlt die Zeit für ein weiteres Hobby.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit? 

Zu 90 Prozent verbringe ich meine Freizeit mit meinem neunjährigen Sohn. Das macht mir viel Spaß.

Haben Sie Ihren Rotary Club schon zur Besichtigung des Flughafens eingeladen?

Natürlich. In diesem Jahr erst. Wir haben uns angeschaut, wie das Entladen des Gepäcks funktioniert. Wir sind zu einem Flugzeug gegangen und haben einen Eindruck gewonnen, wie groß so ein Laderaum ist und wie viel physische Kraft notwendig ist, da Koffer rein- und rauszubringen. Das hat bei vielen dazu beigetragen, dass sie jetzt geduldiger auf ihr Gepäck warten. Jetzt kennen sie die physisch-manuellen Prozesse, die im Hintergrund ablaufen. Wir tun generell viel dafür, dass viele verstehen, warum ein System auch mal nicht funktioniert. Sie können dann besser einordnen, dass der Flughafen selbst oft gar nicht schuld ist. Wenn irgendwo ein Zahnrädchen in der Welt nicht mehr funktioniert, weil zum Beispiel Unwetter auf Mallorca herrscht, dann werden hier sechs Maschinen gestrichen. Und später landen dann anders als geplant vier Maschinen direkt hintereinander. Dass in so einem Fall das Ausladen etwas länger dauert, ist verständlich.

Werden Sie diese Transparenz weiter ausbauen?

Das ist eine Zielsetzung, die wir haben. Das System ist aber komplex, weshalb es schwer ist, in einer kurzen Zeit, die Zusammenhänge transparent zu erklären. Das funktioniert nicht. Dafür bräuchten wir mehrere Stunden Zeit und könnten auch nur Teilelemente unsere Ablaufbetriebes erklären.

Wie wäre es diesbezüglich mit einer NDR-Doku-Serie über den Flughafen?

Die hatten wir mal und so etwas mal wieder zu starten, können wir uns gut vorstellen.

 Was bedeutet Ihnen die rotarische Gemeinschaft?

Es ist ein Freundeskreis mit tollen Menschen aus vielen unterschiedlichen Professionen, die gemeinsame Ziele definiert haben, um etwas in der Welt zu bewegen und zu verbessern. Das finde ich klasse. Was mir persönlich noch wichtig ist, ist die Horizonterweiterung. Mit welchen Themen und Problemen beschäftigen sich derzeit andere Branchen? Man denkt irgendwann, die eigenen Probleme seien die einzigen auf der Welt. Den Blick zu weiten, ist unbezahlbar. Das schätze ich wert. Wann immer es mir möglich ist, nehme ich an unseren wöchentlichen Treffen teil.


Zur Person:

Christian Kunsch, RC Hamburg-Fontenay, ist seit Anfang des Jahres Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Airport. Zuvor war er seit 2019 Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Real Estate und Non-Aviation. Der studierte Betriebswirt verbringt seine Freizeit am liebsten mit seinem Sohn.

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