https://rotary.de/wissenschaft/von-stiel-eiche-bis-holz-apfel-a-2525.html
Die Aktion „Baum des Jahres“ kürt für 2013 den „Wild-Apfel“ und feiert damit 25. Jubiläum

Von Stiel-Eiche bis Holz-Apfel

Silvius Wodarz13.12.2012

Baumschutz und das alles – ist ja ganz schön, aber es gibt Wichtigeres auf der Welt“ – so lautete neulich die Antwort eines Freundes auf meine Frage, warum Rotary sich mit Umwelt- bzw. Naturthemen doch eher schwer tut. Natürlich ist es eine Frage der jeweiligen Perspektive, aber „eine Welt ohne Bäume“ – ist das überhaupt denkbar? Dann doch wohl eher eine Welt ohne Menschen! Zur Erinnerung: Tag für Tag wird Wald auf einer Fläche, die der Grösse der Stadt München entspricht, abgeholzt.

Undenkbar: eine Welt ohne Bäume

Seit 1989 versuchen wir mit unserer Aktion „Baum des Jahres“ dieser menschlichen Ignoranz entgegenzuwirken und sowohl Kinder als auch Erwachsene an das Thema Bäume als Einzelwesen immer wieder heranzuführen. Unser Ziel: Sensibilität für dieses lebendige Naturgut zu schaffen, sozusagen Bäume in die Herzen großer und kleiner Menschen zu pflanzen. Wer sich emotional angesprochen fühlt, ist für ein baumfreundliches oder gar baumfördernes Verhalten im Garten, an der Straße, in Wohngebieten, in der Landschaft, im Wald, in Parks oder in einer Plantage verlässlicher zu gewinnen als über abschreckende Statistiken.

Mit der Ausrufung der Stiel-Eiche zum „Baum des Jahres 1989“ ging es los, inzwischen ist der „Baum des Jahres“ über Deutschland hinaus ein Begriff und nicht zuletzt dank dauerhafter Schirmherrschaft des jeweils amtierenden Umweltministers eine der erfolgreichsten „Natur-des-Jahres-Aktionen“ (von denen es in Deutschland über 30 gibt). Der „Baum des Jahres“ ist einer repräsentativen Umfrage nach eine „starke Marke“ und übrigens auch geschützt. Nach unseren Erkenntnissen ist der „Baum“ selbst der Grund dafür. Bäume als Individuen werden als „des Menschen ältere Schwestern und Brüder“ gefühlt, verehrt und geliebt. Als CO2-Speicher und als unentbehrlicher, nachwachsender Rohstoff erfahren Bäume eine große Wertschätzung. Schließlich bilden sie die Lebensgemeinschaft Wald und sind für viele andere Lebewesen, nicht nur für den Menschen, unverzichtbar. Kurz: „Ein Baum ist mehr als ein Baum“ (Frederic Vester).

Naturpädagogik für den Nachwuchs

Man muss Bäume nicht neu erfinden, man muss sie nur neu entdecken, deshalb wird der „Baum des Jahres“ jährlich neu ausgerufen, um ihn dann mit Hilfe der Medien in das Interesse der Öffentlichkeit zu stellen. Die Auswahl trifft unser Fachbeirat, dem 34 Mitglieder angehören, darunter alle großen Deutschen Natur- und Umweltverbände, Baumschulverbände, Forstleute, Wissenschaftler und Künstler. Die Stiftung sorgt jährlich für einen „baumindividuellen“ Maßnahmenkatalog wie zum Beispiel Informationsbroschüren für Erwachsene und Kinder, fachlich ausgerichtete Tagungen in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen und dem zentralen „Baumfest“ am „Tag des Baumes“ in naturnahen Kindergärten.

Die sogenannten „Baumfeste“, die jährlich in einem anderen Bundesland ausgetragen werden, organisieren wir in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband für Natur- und Waldkindergärten; Kinder und Jugendliche haben wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge immer größere Defizite an Naturerfahrung und Naturkenntnissen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten initiieren wir deshalb naturpädagogische Maßnahmen, die diesem Mangel abhelfen. Wir sprechen hierbei von umfassender Natur-Pädagogik, weil wir darunter Bereiche verstehen wie „Lebewesen“, „Erde und Gestein“, „Wasser“, „Luft“ und „Feuer“. Im Ergebnis dieser Zusammenarbeit haben wir auch Tipps zur Gründung eines Waldkindergartens erarbeitet und auf die Homepage gestellt. Ihr Motto: „Kinder brauchen Natur – Natur braucht Kinder“.

Vor diesem Hintergrund ein Vorschlag an die rotarischen Freunde: Nehmen Sie sich dieses Themas an und gründen Sie mit anderen zusammen Naturkindergärten – hier in Deutschland! Am besten mit Startschuss am 25. April, denn dieser Termin wird auch in 2013 wieder der „Tag des Baumes“ sein.

Silvius Wodarz
Silvius Wodarz ist ehemaliger Forstdirektor und seit 1971 Rotarier, erst im RC Bad Segeberg, seit 1996 im RC Fichtelgebirge. 1972 gründete er einen Umweltschutzverein, 1989 die Aktion „Baum des Jahres“ und 2008 die „Dr. Silvius Wodarz Stiftung“. http://www.baum-des-jahres.de/