ROTARY AKTUELL
Die Medien kennenlernen – und die Welt besser verstehen
Die Rotary Clubs Friedrichsdorf und Eschborn luden zum RYLA-Seminar nach Frankfurt. Das Thema: „Fake News und Paid Content – wie sieht die Zukunft der Medien aus?“. Vier Teilnehmer berichten, was sie auf dem Seminar erlebt haben und was sie aktuell bewegt.
Nachrichten erzählen uns, was in der Welt geschieht – trotzdem haben sie im Moment keinen guten Ruf. Medien werden von ganzen Bevölkerungsgruppen als „Lügenpresse“ diffamiert. Andere Akteure arbeiten darauf hin, mit „Fake News“ die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Höchste Zeit also, sich einmal grundsätzlich mit dem Thema Nachrichten zu befassen. Die Gelegenheit dazu bot sich Ende September 43 Teilnehmenden eines Seminars, zu dem die Rotary Clubs Friedrichsdorf und Eschborn eingeladen hatten. Die Veranstaltungen der Rotary Youth Leadership Awards (RYLA) bieten jungen Menschen einen Blick in aktuelle Themenfelder. Das Sponsoring der lokalen Clubs ermöglicht eine weitgehend kostenfreie Teilnahme.
Wie Inhalte von Medien entstehen, ist nur wenigen bekannt. Das Seminar bot einen umfassenden Einblick in die Arbeit des Journalismus. Unter dem Titel „Fake News – Paid Content“ gab es Vorträge und Podiumsdiskussionen mit hochkarätigen Gästen aus Journalismus und PR. Die Herausforderungen der Kommunikation für große Unternehmen, die sich zuerst intern an die Mitarbeiter und schließlich nach außen richtet, wurden von den Kommunikationschefs von Daimler, der Deutschen Bank und Randstad erläutert. Journalisten von Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Neue Zürcher Zeitung (NZZ) und Wirtschaftswoche berichteten von umfangreichen Recherchen für Artikel, die über das tägliche Nachrichtengeschäft hinausgehen. Auch konkrete Praxiserfahrung wurde vermittelt, als es um das eigenständige Verfassen von Zeitungskommentaren ging. Das war nicht nur formal, sondern auch inhaltlich eine Herausforderung, da es um so kontroverse Themen wie die automatische Gesichtserkennung, Abschiebung oder den israelischen Siedlungsbau ging. Die folgende inszenierte Debatte um Ausgrenzung oder Einbindung von Politikern populistischer Parteien in den Medien sorgte für hitzige Diskussionen.
Deutlich wurde an diesem Wochenende die Bedeutung des Qualitätsjournalismus. Er ist unverzichtbar – vor allem für das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien. Und er ist der Maßstab zur Abgrenzung von Nachrichten, die ausschließlich zur Unterhaltung produziert werden.
Im Gespräch mit Zeitungsredakteuren boten sich Einblicke in die Herausforderungen der Nachrichtenproduktion. Besonders anregend war der Austausch mit Markus Gürne (RC Friedrichsdorf), der nicht nur in seine ARD-Sendung „Börse vor acht“ am Freitagabend einlud, sondern auch an den darauffolgenden Tagen Auskunft zu seiner journalistischen Karriere gab, die ihn als Korrespondent immer wieder ins Ausland geführt hat.
Annika Zecher (27), Soziologie-Studentin und Vorstandsmitglied des RAC Frankfurt am Main
Qualitätsjournalismus ist wichtig
Im April habe ich die smart-collectors GmbH gegründet und frage mich seither, wie Unternehmen mediale Aufmerksamkeit bekommen können. Das RYLA-Seminar kam also genau richtig. Thema war auch der Qualitätsjournalismus in Zeiten der Digitalisierung. Die junge Teilnehmerrunde liest kaum noch, teils gar nicht, gedruckte Zeitungen. Selbst die Onlineversionen der Zeitungen lesen nur wenige.
Es ist nichts Neues, dass gerade die Printmedien unter den finanziellen Einbußen sehr stark leiden. Viele Nachrichten werden online oder über soziale Medien konsumiert. Doch genau hier steckt das fundamentale Problem. Unabhängige, qualitative und verantwortungsvolle Berichterstattung ist in der Gesellschaft scheinbar nichts mehr wert. Und was nichts wert ist, kann auch nachhaltig nicht werthaltig bleiben. Subtil werden durch gekaufte Likes oder vermeintlich authentische Storys Nachrichten als Medium der Einflussnahme genutzt.
Für unsere demokratische Gesellschaft ist ein unabhängiger und verantwortungsvoller Journalismus essenziell. Ob junges Start-up oder großer Konzern – mit Geld Aufmerksamkeit zu gewinnen ist nicht nur einfach, es kann auch jeder. Mit Inhalten und wertvollen Ideen zu punkten, weil man überzeugt, das ist eigentlich wertvoll, sinnvoll und berichtenswert. Mein Fazit nach diesem RYLA-Wochenende: Qualitätsjournalismus sollte uns allen mehr wert sein.
Christian H. Rother (32), Gründer aus Wiesbaden
Einblick in die Medienwelt
Schon als kleiner Junge träumte ich davon, Journalist zu werden. Damals immer noch unter Vorbehalt, dass es mit der Fußballerkarriere nicht klappt. Und mit dieser klappte es nach Verletzung tatsächlich nicht. Dank des RYLA-Seminars bin ich jetzt hundertzehnprozentig entschlossen, Journalist zu werden. Ich hatte die Chance, mit Ulric Papendick, dem Leiter der Kölner Journalistenschule, und Volker Northoff, dem Initiator des Deutschen Journalistenpreises (djp), über ihre Erfahrungen im Journalismus zu sprechen.
In einem zeitgleichen Praktikum in der Rhein- Main-Redaktion der FAZ habe ich gelernt, was es bedeutet, zwischen Inhalten zu selektieren, den richtigen Schreibstil zu finden und wie es ist, Politikern Fragen zu stellen und nachzuhaken.
Leider ist der Lohn von Redakteuren viel zu gering – ihre Arbeit sollte mehr gewürdigt werden! Ich will auch Journalist werden, um zu zeigen, dass es im Leben nicht nur um Geld geht, sondern ich mit dem, was ich mache, zufrieden sein möchte. Die Medien werden gerne als vierte Gewalt im Staat bezeichnet, denn Journalisten haben auch die benötigte Kontrollfunktion und den Rückhalt, um dem Staat Fehler aufzuzeigen. Dabei darf niemand vergessen, dass die Pressefreiheit nach wie vor kein selbstverständlicher Wert ist.
Dominik Jäger (17) war jüngster Teilnehmer des RYLA-Seminars und ist Schüler der Jahrgangsstufe zwölf der Philipp-Reis-Schule in Friedrichsdorf
Rotaract – Bereicherung fürs Leben
Im Sportverein berichtete mir jemand regelmäßig von den Events seines Rotaract Clubs. Mich begeisterte vor allem die Vielfältigkeit und Sinnhaftigkeit dieser Treffen. Im März durfte ich das erste Mal als Gast bei einem Besuch einer privaten Kaffeerösterei in Wiesbaden dabei sein. Dort lernten wir alles über den Anbau, die Röstung und den Verkauf von nachhaltig angebauten Kaffeebohnen.
Ich lernte Rotaracter kennen, die sich für Themen außerhalb von Schule, Studium und Beruf interessieren und über den Tellerrand hinausblicken. Seither ist Rotaract ein fester Bestandteil meines Lebens. Mindestens jeden zweiten Mittwoch kommen wir zu Aktivitäten rund um die drei Säulen „Helfen“, „Lernen“ und „Spaß haben“ zusammen. Ich habe schon bei einigen Spenden- und Sozialaktionen geholfen und war bei einer sehr bewegenden Spendenübergabe dabei. Wir haben eine Moschee besucht, ein Pianohaus, eine Kunstgalerie und an einer exklusiven Weinverkostung teilgenommen. Als Abschluss lassen wir, ganz im Namen der dritten Säule, das zuvor Gelernte oft bei einem Umtrunk Revue passieren.
Vor meinem Studium hätte ich nie daran gedacht, einem solchen Club beizutreten. Doch Rotaract ist für mich in vielerlei Hinsicht eine tolle Bereicherung. Es gibt mir nicht nur die Möglichkeit, Einblicke in diverse Themenbereiche zu gewinnen und mich an Sozialaktionen zu beteiligen. Auch der regelmäßige Kontakt zu anderen Rotaract Clubs oder den Rotariern wie beim RYLA-Seminar ist eine tolle Erfahrung und ein Netzwerk, das ich sehr zu schätzen weiß.
Katharina Ostermann (20) ist dual Studierende des Marketing-Managements und Mitglied bei Rotaract in Wiesbaden
Wissenswert
Rotary Youth Leadership Awards (RYLA) ist ein Programm zur Jugendförderung, das sich vor allem an Schüler der Sekundarstufe und junge Studenten richtet. Auskunft zu RYLA-Veranstaltungen in der Nähe geben die lokalen Rotary Clubs, sie wählen auch die Teilnehmer aus. Zum Beispiel findet am 10./11. November ein
RYLA-Workshop zum Thema Berufliche Kommunikation des Distrikts 1930 in Freiburg im Breisgau statt.
Für Mitglieder oder Alumni von Interact, Rotaract oder dem Jugendaustausch ist RYLA eine Möglichkeit, wieder mit Rotary in Kontakt zu treten. Clubs, die interessiert sind, selbst ein RYLA abzuhalten, können sich an das Rotary-Büro in Zürich wenden.
Infos unter rotary.org