https://rotary.de/bildung/vermittlung-von-interkulturellem-wissen-a-1105.html

Vermittlung von interkulturellem Wissen

Für die Verbesserung der Berufschancen und eine offene Willkommenskultur

Peter Daetz07.06.2012

Können Sie einen Palstek knoten?“ Diese Frage klingt heute nach Freizeit-Fachsimpelei, aber lange Zeit hatte sie eine existenzielle Bedeutung: Denn der Palstek galt bei Seefahrern als „König der Knoten“. Ohne diese Seilschlaufe ging gar nichts. Viele Matrosen konnten nicht schwimmen, doch kein Matrose wurde an Bord gelassen, der keinen Palstek knoten konnte.

Um bei der zunehmenden Globalisierung und Migration unseren jungen Menschen eine zeitgemäße Berufschance zu ermöglichen, müssen sie neben Fachwissen und Sprachkenntnissen über die Fähigkeit verfügen, interkulturell kommunizieren zu können. Die Kultusministerkonferenz hat daher seit etlichen Jahren empfohlen, interkulturelles Wissen in den deutschen Schulen zu vermitteln.
In Kooperation mit dem Sächsischen Ministerium für Kultus und Sport haben der RC Lichtenstein und die Daetz-Stiftung mit Sitz in Lichtenstein/Sachsen dieses Thema vor rund sechs Jahren aufgegriffen und zunächst mit sechs Fachlehrern Unterrichtsmodule zu den Ländern Indien, Türkei, China, Tschechien, Polen, Russland und nun auch zum Kontinent Afrika entwickelt, die jeweils in einem Einwochenprogramm in den Schulen durchgeführt werden. Hierbei wurden auch die Kriterien der Vereinten Nationen im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung voll berücksichtigt.

Die Unterrichtsinhalte wurden im Detail mit den in Deutschland akkreditierten Landesvertretungen abgestimmt und von den Botschaftern im Namen ihrer Regierung offiziell für den deutschen Schulbetrieb freigegeben. Das unter der Schirmherrschaft des sächsischen Kultusministers und von Lehrern für Lehrer entwickelte Konzept führte dazu, dass rund 800 Lehrkräfte motiviert wurden, die Module für die Vermittlung von interkulturellem Wissen mit über 12.000 Schülerinnen und Schüler zu erleben. Dieses Vorhaben wird auch dazu beitragen, dass die PISA-Studie für sächsische und bayerische Schulen (in denen der Distrikt 1880 liegt) noch weiter verbessert werden kann.

Das Bundesland Hessen hat jetzt damit begonnen, das Konzept des RC Lichtenstein für die Einführung des „Lichtensteiner Modells“ in seinen Gymnasien und Realschulen zu übernehmen. Im Vorfeld hat ein Lehrerteam aus Hessen und von Sachsen die inhaltliche Anpassung an das hessische Schulsystem vorgenommen. Auch das Kultusministerium des Freistaates Bayern ist sehr daran interessiert, dass das „Lichtensteiner Modell“ in seinem Land zur Anwendung kommt.
Mit seinem Konzept, interkulturelles Wissen in die Schulen zu tragen, hat der RC Lichtenstein ganz im Sinne der rotarischen internationalen Organisation gehandelt, mit dem Ziel, unseren jungen Menschen die Traditionen, Glaubensrichtungen, Empfindlichkeiten und auch Erwartungen anderer Völker näher zu bringen; sie für die Gegebenheiten im Ausland zu sensibilisieren.

Unsere heutigen Schülerinnen und Schüler stellen morgen unsere Gesellschaft dar. Sie über gezielte Bildungsprogramme dafür zu gewinnen, dass sie sich mit Migranten, mit Deutschen mit Migrationshintergrund, mit ausländischen Kollegen und Kunden mit Respekt und Hochachtung auf Augenhöhe begegnen und damit zur wünschenswerten Willkommenskultur beizutragen, ist das Ziel des „Lichtensteiner Schulmodells“.

Ein erfolgreicher Weg
Governor Sonnhard Lungfiel vom Distrikt 1880 hat sich in seinem Governorjahr 2010/2011 bereits für die Einführung des zukunftsorientierten Konzeptes des RC Lichtenstein in den jeweiligen Schulen der Einzugsgebiete der rotarischen Clubs im Freistaat Sachsen eingesetzt. Der derzeitige Governor Johannes Koehler hat das „Lichtensteiner Schulmodell“ zum Thema seines Governorjahres ausgewählt. Er möchte die rotarischen Freunde seines Distrikts dafür gewinnen, dass sie sich in den Schulen vor Ort für die Durchführung der zukunftsorientierten landesbezogenen Unterrichtsmodule einsetzen.

Peter Daetz
Peter Daetz wurde 1930 in Hamburg geboren. Nach seinem Studium der Elektrotechnik arbeitete er drei Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen für Siemens. 1998 gründete er mit seiner Frau Marlene die Daetz-Stiftung mit dem Zweck, die kommunalen Bemühungen um die Förderung der Kultur, des Tourismus und der Bildung im Freistaat Sachsen zu unterstützen. Kinder und Jugendliche sollen an die Denkweisen, Glaubensformen und Traditionen von Menschen aus anderen Kulturkreisen herangeführt werden. www.daetz-stiftung.org