Angst, Mut und Hoffnung: Zeitzeugen berichten vom Oktober 1989
Nicht nur in Leipzig, auch in Bernburg, Staßfurt und Aschersleben gingen am 9.Oktober 1989 Menschen für mehr Freiheit auf die Straße.
Vor 30 Jahren, am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Der "Eiserne Vorhang", der Europa teilte, wurde durchlässig. Das Ende der SED-Diktatur wurde sichtbar, noch bevor die DDR-Führung die Fäden der Macht vollständig verlor.
"Doch ohne den 9. Oktober 1989 hätte es den Mauerfall nicht gegeben", so Detlef Gürth, der Präsident des Aschersleber Rotary Clubs zu Beginn Gedenkveranstaltung der Clubs aus Aschersleben, Bernburg-Köthen, Staßfurt und Peine. Auf den Tag genau 30 Jahre später hatten sie in die Stephani Kirche eingeladen, um an diejenigen zu erinnern, die 1989 bei den Montagsdemonstrationen für Freiheit und Bürgerrechte auf die Straße gingen. Mit Andacht und Gebet eröffnete Pastorin Anne Bremer die Veranstaltung, bevor Video-Einspielungen die Atmosphäre der friedlichen Revolution in Erinnerung riefen.
Was bewegte die Menschen damals und was machte sie mutig?
Drei Zeitzeugen berichteten, was sie damals motivierte, auf die Straße zu gehen. Marko Litzenberg aus Aschersleben, Eberhard Müller aus Staßfurt und Clemens Seeber aus Bernburg erzählten von diesen aufwühlenden Tagen.
Marko Litzenberg, heute TV-Journalist, war damals19 Jahre alt: "Es war kein Mut bei mir, eher Angst, eingesperrt zu bleiben, dass alles so bleibt, wie es ist. Ich wollte Veränderungen und nicht länger warten", erinnerte sich Marko Litzenberg und schlug einen Bogen zu den Friday-for-Future-Demonstrationen: "Wieder gehen junge Menschen auf die Straße. Auch sie haben Angst um ihre Zukunft."
Clemens Seeber aus Bernburg blickte auf ein Leben in zwei Diktaturen zurück. "Es hat Stillstand geherrscht. Der Verfall des Staates hatte bereits beängstigte Ausmaße erreicht. Das konnte nicht so weiter gehen." Mit 55 Jahre hat er sich nach dem Fall der Mauer als Tierarzt selbstständig gemacht.
Eberhard Müller (Jahrgang 1944) war Gewerkschafter ohne Parteibuch: "Ich wollte Frieden - ohne Waffen." Er nahm an Mahnwachen in der katholischen Kirche in Staßfurt teil. "Wir haben viel miteinander geredet. Uns war wichtig, dass wir Pressefreiheit, Reisefreiheit und freie Wahlen bekommen. Das war unser Ziel."
Hoffnung auf Frieden
"Es gab damals so viel Hoffnung, dass sich etwas ändert", sagte Pastorin Anne Bremer in ihrer Andacht. Es sei vor allem die Sehnsucht nach Frieden gewesen, die die Menschen anspornte. Ein Frieden, der heute wieder in Gefahr sei, so Bremer. "Das schreckliche Geschehen in Halle zeigt das in aller Deutlichkeit."
Gabriele Arndt-Sandrock (RC Rehburg-Loccum am Kloster) ist ehemalige Pastorin und Kommunikationswirtin. Sie hat viele Jahre in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche Hannovers gearbeitet. Rotarisch unterwegs ist sie seit zehn Jahren, engagiert sich im Internationalen Dienst als Vorsitzende des Länderausschusses Deutschland- Armenien und seit Juli 2019 als Berichterstatterin für den Distrikt 1800.
Weitere Artikel der Autorin
2/2025
Institution mit Wirkung: Der Öffentliche Vortrag der Celler Rotary Clubs
12/2024
Goslarer Kaiserring für Miriam Cahn
12/2024
In Kürze
11/2024
Der Benefizlauf bergauf
11/2024
In Kürze
10/2024
Weniger Plastikmüll am Victoriasee
10/2024
In Kürze
"roropa" will Jugendprojekte fördern
9/2024
In Kürze
8/2024
In Kürze
Mehr zur Autorin