Distrikt
Blühendes Freilandlabor für Artenschutz
Wo früher Monokulturen die Landschaft prägten, stehen heute Wildobstbäume – ein Projekt der Rotarier in St. Wendel
Am Anfang pflanzten St. Wendeler Rotarier gemeinsam mit Rotaractern Wildobstbäume und säten Ackerwildkräuter. Dann wurde ein Verein gegründet, der eine viel beachtete Plattform für regionalen Natur- und Artenschutz betreut: ein Freilandlabor für Biodiversität in einer von Monokulturen geprägten Landschaft.
Schauplatz dieser rotarischen Erfolgsgeschichte ist das St. Wendeler Land, genauer eine Etappe des Panoramawegs, der auf 127 Kilometern rund um St. Wendel führt. Auf der einen Seite immer wieder mit prachtvollen Ausblicken hinunter ins Ostertal, auf der anderen Seite vorbei an Flächen, die intensiv landwirtschaftlich genutzt werden. Von vielfältiger Flora und Fauna keine Spur: "Ackergebiet, das an Strukturen und regionaltypischen Arten deutlich verarmt war", beschreibt es eine Bewertung des saarländischen Umweltministeriums.
Das ändert sich gerade. Auf knapp zehn von 100 Hektar Fläche – immerhin einer Größe von etwa 20 Fußballfeldern – grünt und blüht es ziemlich wild: "Bestes Futter für Insekten", sagt Rotarier Michael Finkler vom RC St. Wendel-Stadt und Initiator der Aktion, für die sich neben Rotaract auch der zweite Club in der Stadt begeisterte: Spenden in Höhe von 10.000 Euro wurden investiert, zwei District Grants beantragt. Jetzt stehen auf den einmal von Monokulturen geprägten Flächen Wildobstbäume, tragen alte Obstbaum-Sorten wie die Hedelfinger Riesenkirsche oder der Rheinische Bohnapfel erste Früchte und locken jeweils sechs Meter breite Ackerwildkrautstreifen entlang des Panoramawegs in ein Schlaraffenland für Insekten.
Zudem sind sie Augenweide für die zahlreichen Spaziergänger, Radwanderer und Jogger. Die werden dort auch auf die Urheber der blühenden Wiesenpracht aufmerksam gemacht: Schilder verweisen auf Rotary und Rotaract – und auf den im März gegründeten Verein NatureLAB, in dessen zehnköpfigem Vorstand acht Rotarier und Rotaracter mitwirken. Das Ziel unter seinem Vorsitzenden Michael Finkler: die Schaffung eines "Freilandlabors der artenreichen Kulturlandschaft". Dazu könnte auch die Wiederansiedlung des Fischotters gehören, der bis in die 1950er-Jahre entlang des Flüsschens Oster heimisch war.
Der neue Verein nimmt auch die Grundbesitzer mit ins Boot: Landwirte, die auf Flächen verzichten, erhalten eine jährliche Nutzungsentschädigung, auch diese zum Teil durch Spenden finanziert.
Das rotarische Engagement für den Erhalt der Biodiversität hat mittlerweile auch Partner in der öffentlichen Verwaltung, an Hochschulen und Universitäten und beim DFKI. NatureLAB St. Wendel wirkt mit bei Forschungsprojekten und kann auf verschiedene europäische Förderprogramme zählen. Alles begann mit dem Pflanzen von Wildobstbäumen. Wie es weiter geht, kann man auf der Website www.naturelab-wnd.de nachlesen.
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