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Bad Soden/Königstein

"Böse" Artikel, tückische Verben

Bad Soden/Königstein - "Böse" Artikel, tückische Verben
Die Deutschsommer-Kinder bei der Aufführung des Kampfes zwischen den Borka- und den Mattisräubern © Bad Soden-Königstein (zwei Fotos)

Der Rotary Club Bad Soden-Königstein richtete zum sechsten Mal den "Deutschsommer" aus.

06.08.2024

Großer Auftrieb an der Grundschule Mitte in Oberursel am 1. August 2024: Der Deutschsommer 2024, den der Rotary Club Bad Soden-Königstein zum sechsten Mal insgesamt und zum zweiten Mal an dieser Grundschule ausrichtete, feierte mit dem Theaterstück "Ronja Räubertochter" seinen Abschluss. 17 Schülerinnen und Schüler aus der dritten Jahrgangsstufe nahmen in diesem Jahr an dem dreiwöchigen Sommerkurs teil. Sie repräsentieren sieben verschiedene Nationen, von Estland über Iran, Polen, die Ukraine und andere bis Südkorea. Wenn im letzten Jahr die Aussage "Deutschsommer? Besser als Schule!" die höchste Schülerkritik war, so ließ sich das dieses Jahr noch steigern: "Deutschsommer? Besser als Party!"

Was lernen die Schülerinnen und Schüler? Deutsch, offensichtlich. Aber noch viel mehr: Sie lernen Selbstbewusstsein, den Mut zu sprechen, sich auch einem größeren Publikum zu präsentieren, sie lernen den Auftritt, die Verbindung von Wort und Geste als sich verstärkende Ausdrucksmittel, sie lernen buchstäblich internationale Kommunikation. Alles zusammengenommen ist die Hoffnung, dass sich die Kinder in eine für sie oft neue Umgebung, je nach ihrer nationalen Herkunft, besser und schneller integrieren und eine Grundlage legen für eine erfolgreiche Schulkarriere, die sie auch für ihr späteres Leben rüstet. Der Deutschsommer ist also eine gesellschaftspolitisch erwünschte und wertgeschätzte Aktivität. Daran gemessen, sind 17 Schüler nicht viel, aber auch ein Ozean besteht nur aus lauter Wassertropfen. Die Devise lautet: Dranbleiben und weitermachen! Die gesellschaftliche Wertschätzung spiegelt sich im übrigens wachsenden Interesse der Politik und der Schul-"Profis", die die Maßnahme einhellig begrüßen und sich mehr davon wünschen. So wurde die Veranstaltung am Donnerstag begleitet von Sebastian Sommer (CDU), Mitglied des Hessischen Landtags für den Hochtaunuskreis, und zum teils wiederholten Male von Antje Runge (SPD), Bürgermeisterin der Stadt Oberursel, von Antje van der Heide, hauptamtliche Kreisbeigeordnete des Hochtaunuskreises und Dezernentin für Arbeit und Soziales, Integration, Ausländer, Flüchtlinge und Personenstand, sowie Rainer Hoffmann-Alfke, Bildungskoordinator des Hochtaunuskreises. Das staatliche Schulamt vertraten Laura Schnurr und ihre Kollegin Eva Janzen. Und nicht zuletzt freute sich Brigit Rosenfelder, die Konrektorin der Grundschule Mitte, dass ihre Schule ein weiteres Mal Gastgeberin des Deutschsommers war. Gastgeberin zu sein, ist nicht so selbstverständlich, wie es sich liest. Denn nicht jede Schule bietet dieselben infrastrukturellen Voraussetzungen für einen Sommerkurs in der Hauptferienzeit. Es braucht die nötigen Räume, vor allem aber das Personal, das sie auch in den Sommerferien aufschließt und abschließt, nach dem Rechten sieht, pflegt, – mit anderen Worten: Fortsetzung des Alltags in den Ferien.

Fortsetzung des Alltags in den Ferien, das ist auch das Stichwort für das Pädagogenteam. Es setzt sich seit diesem Jahr aus Lara Grundmann, Deutschpädagogin, Maike Atanassov, Theaterpädagogin, und Jonas Malek, einem angehenden Förderschullehrer, zusammen. Die Organisationsverantwortung lag in der Hand von Ute Malek, die – als bisherige Deutschlehrerin – Ingrid Krumnikl in der Organisation abgelöst hat, wobei Frau Krumnikl noch mit Rat und Tat zur Verfügung stand. Das Gespräch mit den Pädagogen zeigt: Das Erleben, wie die Kinder gut und friedvoll miteinander umgehen, die Bedeutung von Empathie lernen, nonverbal kommunizieren, miteinander Spaß haben und lachen, wie sie konzentriert und kreativ sind, wie Sprachvermögen und Selbstbewusstsein Woche für Woche und Tag für Tag wachsen, ist mehr als die selbstverständliche monetäre Vergütung ein Lohn der "Ferienarbeit". Um den Räuberanführer Bork aus dem Theaterstück "Ronja Räubertochter" zu zitieren: "Wenn wir uns verbünden, sind wir stärker!" Analog dazu könnte man auch sagen: "Wenn wir eine Sprache sprechen, verstehen wir uns – und nicht nur sprachlich!" Und wer Mut hat, dem stehen die "bösen" Artikel und die Frage der Stellung des Verbs im deutschen Satz für das Sprechen und Verstehen nicht im Wege. Auftakt- und Abschlussprachtests belegen den Fortschritt, den die Kinder machen. Neu in diesem Jahr waren wöchentliche Elternbriefe mit Sprachspielen, um bestenfalls die ganze Familie über die Kinder auch inhaltlich in das Projekt mit einzubeziehen

Die Theateraufführung war wieder das Highlight des Nachmittags. Unter der Rekordbeteiligung von gut 90 Zuschauern (Eltern, Gäste, Rotarier verschiedener Clubs) führten die Kinder die dramatische Geschichte zweier verfeindeter Räuberbanden, die sich im Laufe der Zeit versöhnen, auf. Erstmals spielten sie vor einem grünbunten Bühnenbild, das den Wald darstellte, in dem die Banden leben. Ein vor dieser Kulisse auf dem Boden dahingeworfenes Seil symbolisierte eine Schlucht, die zugleich die Kluft des Hasses illustrierte, den es zu überwinden galt. Die Kinder spielten ihre Rollen mit Begeisterung und erhielten dafür anhaltenden Applaus aus. Dafür bedankten sie sich mit einer wunderbaren Zugabe: Sie sangen unter gestischer und mimischer Verstärkung das Lied "Anders als Du" mit dem Refrain "Na, und? Das macht das Leben eben bunt."

17 Kinder, 7 Nationen: "Ich bin anders als Du. Na und?"

Dadurch bestens animiert, beschlossen die Kinder, das Deutschsommer-Team und alle Theaterbesucher den Nachmittag bei lebhaften Gesprächen und einem Buffet, das die Eltern der Kinder mit Speisen "aus aller Herren Länder" vorbereitet hatten.

Zum Bericht gehört der Dank an alle, die diesen Deutschsommer wieder ermöglicht haben. Die Zahl wächst. Projektleiter war Dr. Herbert Meyer, Mitglied im initiierenden Rotary Club Bad Soden-Königstein. Der Club hat auch wesentliche finanzielle Beiträge zur Deckung des mehr als einfach fünfstelligen Mittelbedarfs aufgebracht. Als Mitfinancier erneut zur Stelle war der Rotary Club Oberursel. Neu beteiligt haben sich die Weizmann-Stiftung, Bad Homburg v.d.H., die Paula-Müller-Kinderhilfe-Stiftung, Kriftel, der Kultur- und Sportförderverein Oberursel e.V., die Stiftung Kinder Lachen der Taunussparkasse, Bad Homburg v.d.H. und der Hochtaunuskreis selbst. Ideell-intellektuell weiß der Rotary Club immer die Stiftung Polytechnische Gesellschaft an seiner Seite, ist der Deutschsommer doch die Idee der Polytechniker, die sie nach ihrer Satzung aber nur in Frankfurt selbst umsetzen können. Doch gute Ideen verdienen Verbreitung, daher sind weitere Träger außerhalb Frankfurts höchst willkommen. Dazu könnten auch weitere Rotary Clubs im Main-Taunus- und Hochtaunuskreis gehören, die zum diesjährigen Event schon einmal Beobachter und Botschafter entsandt hatten.

Altfried M. Lütkenhaus

Weitere Informationen unter: bad-soden-koenigstein.rotary.de