Hoyerswerda und Kamenz
Ein ganz besonderes Sportfest
In Hoyerswerda gab es ein gutes Beispiel für gelebte Inklusion. Auch dank der Rotary Clubs Kamenz und Hoyerswerda.
Wer wissen wollte, wie Behinderte und Nichtbehinderte, Einheimische und Migranten gemeinsam rennen, springen und werfen, der hat genau das im Sportforum in Hoyerswerda erleben können. Der Kreissportbund Bautzen (KSB) hatte zum 1. Inklusionssportfest eingeladen – gemeinsam mit den Rotary Clubs aus Kamenz und Hoyerswerda.
So waren Kinder und Jugendliche aus dem Kamenzer Asylheim, vom Kinder- und Jugendzentrum der Awo Lausitz, Sportler des OSSV und Tomogara Ryu aus Kamenz und aus Behindertenwerkstätten und der Förderschule für Körperbehinderte in Hoyerswerda aktiv, um das Deutsche Sportabzeichen zu schaffen. Beim Sportabzeichen geht es auch um Normen und Ergebnisse, und 35 der knapp 60 Teilnehmer können das Abzeichen jetzt tatsächlich tragen.
Ohne den umgesetzten Inklusionsgedanken wäre dies wohl kaum möglich geworden. Passend zum Sportfest hat der KSB eine interessante Broschüre vorgestellt. Sie zeigt Vereinen Möglichkeiten der Inklusion. Es gehe nicht darum, dass Menschen mit Behinderungen "einfach dazugenommen werden", erläutert Christoph Herzog, Inklusionskoordinator im Sächsischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband. "Es geht um Zugehörigkeit, Mitbestimmung, Einbeziehung und die volle Akzeptanz der Verschiedenartigkeit als selbstverständliche Gegebenheit."
Praxis-Tipps und Anleitungen
Der Leitfaden ist deutschlandweit einzigartig, so KSB-Geschäftsführer Lars Bauer. Mit der Broschüre erhalten Vereine praktische Handlungsempfehlungen. Denn wer weiß schon so schnell, wie man an finanzielle Mittel für barrierefreie Sportstätten kommt oder Sportangebote so gestaltet, dass sie für alle nutzbar sind. Was in dem Leitfaden steht, wurde an einem Verein ausprobiert.
Ausgangspunkt war der Wunsch eines zwölfjährigen Mädchens mit Down-Syndrom, einem Hobby nachzugehen. Daraus entstand das Projekt "Tanzende Inklusion". Sabine Reh, Trainerin beim Tanzclub Kamenz erklärt, in einer inklusiven Gruppe müsse man den Leistungsgedanken vollkommen hinten anstellen. "Das Ziel einer gut sitzenden Choreografie mit guter Tanztechnik musste weichen und wurde durch mein neues Ziel ersetzt, jedem Kind etwas Gutes auf den Weg zu geben."
Wie Inklusion in der Region sogar auch im Leistungssport schon sehr gut funktioniert, zeigt das Beispiel des 1. Wassersportvereins Lausitzer Seenland mit seinen Plänen für ein Segler- und Inklusionsheim in Geierswalde und dem Projekt "Handicap-Sailing - wir sind wir". Im vorigen Jahr hatte der Verein ein Boot zu den paralympischen Spielen nach Rio de Janeiro geschickt. Zwei Vereinsmitglieder erreichten einen 6. Platz.
Das Inklusionsportfest ging auch auf die Initiative des Rotary Clubs Kamenz zurück, in dem KSB-Präsident Torsten Pfuhl für den Jugendaustausch verantwortlich ist. Rotarier waren fester Bestandteil des Organisationsteams.