Hilfsprojekt für Südafrika
Helfen statt Reisen
Der Rotary Club Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz hat gemeinsam mit dem Distrikt 1800 sowie weiteren deutschen Clubs Kindern in Südafrika eine Schulspeisung ermöglicht. Diese war im Zuge der Coronapandemie und des Lockdowns eingestellt worden. Außerdem profitierte auch ein Hospital von dem Projekt.
Das Jahr 2020 war ein besonderes und wird in den Annalen eine herausragende Stellung einnehmen. Das Coronavirus hat sich in Windeseile über den ganzen Planeten ausgebreitet und deutliche Spuren hinterlassen. Unzählige Menschen sind verarmt und auch gestorben, Lebensweisen haben sich geändert und viele Menschen stehen vor einer ungewissen Zukunft. Ländern, die in den vergangenen Jahren noch von vielen Touristen besucht wurden, fehlen die Einnahmen, um ihre Gemeinwesen mit den wesentlichen Dingen auszustatten. Wer Entwicklungsländer bereist hat, dem wird klar, welche Herausforderungen in den nächsten Jahren auf die Weltgemeinschaft zukommen.
Im südlichen Afrika hat sich das Virus in den Monaten März/April besonders stark in der Gegend von Kapstadt ausgebreitet, die ein sehr beliebtes Ziel des internationalen Tourismus ist. Im geographisch angrenzenden „Helderberg Becken“ leben etwa 400.000 Einwohner mit dem Schwerpunkt Somerset West und den umliegenden Townships Macassar, Nomzamo und Lwandle. Im April breitete sich das Virus sehr stark auch in der einfachen Bevölkerung aus, obwohl die Regierung Ende März einen scharfen "Lockdown" verhängt hatte. Mitte November zeigten die Covid-19-Zahlen in Südafrika 762.763 Infizierte und 20.759 Tote. Damit lag das Land, was die Infektionen betrifft, weltweit an neunter Stelle.
Arbeitslosenquote von über 30 Prozent
Bereits mit Beginn der Coronapandemie stieg in Sommerset West und den Townships die Arbeitslosenquote auf mehr als 30 Prozent mit katastrophalen Auswirkungen für die Bevölkerung. Betroffen waren und sind nicht nur die Angestellten kleinerer Firmen und Gewerbebetriebe, sondern vor allem auch Hausangestellte und die vielen mit Gartenarbeit Beschäftigten. Mittlerweile ist die Arbeitslosigkeit auf über 42 Prozent gestiegen. Durch den strengen Lockdown haben die betroffenen Menschen jegliches Einkommen verloren. Hinzu kam, dass auch Kindergärten und Schulen geschlossen wurden und damit die Schulspeisungen entfielen. Um die größte Not zu beseitigen und den Hunger zu bekämpfen, haben sich Nichtregierungsorganisationen (NGO) aus mehreren Ländern und natürlich auch Rotary Clubs engagiert.
In Nomzamo gibt es etwa 15 Vor-/Grundschulen und Gymnasien, von denen derzeit acht in spezielle Schulprojekte des Helderberg Sunrise Rotary Clubs eingebunden sind. Darüber hinaus werden auch vier Grundschulen in Macassar, eine Grundschule in Somerset West sowie zwei Schulen in der Helderberg Region von diesem Club unterstützt. Insgesamt betrifft dies 15.000 Schüler in verschiedenen Altersgruppen.
Helderberg Sunrise RC steht Schulen nahe
Mit Beginn des Lockdown wurde sehr schnell klar, dass die Rotary Clubs der Region reagieren mussten. Der Helderberg Sunrise Rotary Club entschied sich, den Schulen zu helfen, denen er durch die Schulprojekte ohnehin schon nahesteht. Es sind die ärmsten Gebiete, in denen der Hunger schnell zum Alltag wurde. Mit den Schulleitern und Gemeindevertretern wurden diejenigen Familien ausgesucht, die eine Hilfe am notwendigsten hatten. Um die Verteilung von Lebensmitteln an bedürftige Kinder und ihre Familien sowie auch Schulspeisungen finanzieren zu können, hat der Club, wie andere Clubs auch, zusätzlich seine befreundeten Rotary Clubs in den Niederlanden, der Schweiz, Großbritannien und in Deutschland um Hilfe gebeten.
In Deutschland entschieden der Rotary Club Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz sowie der Distrikt 1800 umgehend, helfend einzugreifen. Insgesamt wurden 12.000 Euro bereitgestellt, um den Schulkindern und den Ärmsten täglich Mahlzeiten zukommen zu lassen. Die Lebensmittel wurden von Clubmitgliedern zumeist zu ermäßigten Preisen in Supermärkten gekauft und persönlich in Paketen übergeben. Daneben gab es auch die Bezuschussung der Essenzuteilung in verschiedenen Suppenküchen. Insgesamt konnten etwa 3000 Kinder und Erwachsene sechs Wochen lang von den Spendengeldern ernährt werden.
Spender erhalten Einblick in Hilfe vor Ort
Wie reagieren die Menschen auf diese Art von Hilfe? Ein erfreulicher Nebeneffekt war und ist, dass die Bindungen zu den verschiedenen Gemeinschaften ebenso wie das Zusammenleben derselben deutlich gestärkt wurden. Eltern und Lehrer fühlten sich gleichermaßen durch das Engagement von Rotary ermutigt. Schilder mit dem Rotary-Emblem und dem Namen des Helderberg Sunrise Rotary Clubs wurden den Schulen und den Gemeindeleitern zur Verfügung gestellt und am 13. Oktober 2020 fand ein spezielles Zoom-Treffen mit den meisten Verteilern der Nahrungspakete statt, um so den Spendern einen Einblick in das Miteinander von Spendern und Empfängern zu geben.
Das vom RC Helderberg Sunrise eingerichtete Covid-19-Komitee verfolgte neben der Verteilung der Nahrungsmittel auch die Planung eines Projekts zur Verstärkung der medizinischen Ausrüstung in der Intensivstation des Helderberg Hospitals in Somerset West. Das Hospital ist für die Menschen in der Region das einzige öffentliche staatliche Krankenhaus. Trotz neuer Gebäude fehlten dringend notwendige medizinische Geräte und besondere Betten für die Behandlung von Covid-Patienten. In dieser Situation entschlossen sich der Rotary Club Helderberg Sunrise, der Rotary Club Herzogtum Lauenburg-Mölln und mit Unterstützung des Rotary Distrikts 1800 der Club Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz, einen gemeinsamen Antrag bei der Rotary Foundation (USA) zu stellen, um mit den eigenen Spenden und einem Global Grant der Foundation die für das Projekt erforderlichen Gelder aufzubringen.
Weitere Hilfe für das örtliche Hospital
Mit der Genehmigung der drei Clubanträge durch Rotary International standen 37.500 US-Dollar zur Beschaffung von Betten und medizinischer Ausrüstung für die neu einzurichtende Covid-19-Intensivstation des Hospitals zur Verfügung. Mit diesem Geld konnten trotz der angespannten Nachfrage folgende Gerätschaften und Material zügig beschafft werden: zwei ICU-Betten, zwei nichtinvasive Beatmungsgeräte mit Gestellen, Verbrauchsmaterial für die Beatmungsgeräte für etwa 40 Wochen, zwei rollbare Überwachungsmonitore, zwei Infusionspumpen und ein Laryngoskop. Außer diesen Anschaffungen ließ das Gesamtvolumen des Grant noch Schulungsmaßnahmen an den Geräten in Höhe von 11.000 südafrikanischen Rand zu.
Unmittelbar nach Übergabe der Geräte und Ausrüstung nahm das Helderberg Hospital den Betrieb seiner Covid-19-Intensivstation auf. Die seither gemessene durchschnittliche Auslastung liegt bei etwa 90 Prozent. Mehr als 20 an der Pandemie erkrankte Intensivpatienten, die im Durchschnitt etwas mehr als fünf Tage auf der Intensivstation behandelt werden mussten, konnten bisher betreut werden. Trotz des ernsten Hintergrunds war die Freude der Ärzte und des Pflegepersonals des Hospitals sehr groß. Die Erweiterung und Ausstattung der Behandlungsräume machte es möglich, in anderen Räumen die bisherige Intensivstation weiterzuführen, was bei der geringen Zahl von öffentlichen Krankenhäusern und Intensivbetten in der Region ebenso sehr wichtig ist. So konnte im Hospital die Anzahl der Intensivbetten vergrößert werden, und die Behandlung anderer Menschen brauchte nicht eingeschränkt oder gar eingestellt werden.
Ein Ausblick
Aus den westlichen Staaten haben eine Reihe von NGOs den Menschen in Südafrika geholfen, die Herausforderungen, die Corona verursacht, zu überwinden — zumindest in diesen Monaten. Das Überleben der einfachen Bevölkerung wird auch in der Post-Corona-Zeit nicht einfacher. So verloren in den ersten Monaten des Lockdowns bereits drei Millionen Menschen in Südafrika ihr Einkommen. Zwei Drittel davon sind Frauen; Frauen, die dort das Rückgrat der Gesellschaft sind. Meist erziehen sie allein ihre Kinder und helfen auch noch Verwandten. Viele hatten schon im April nicht mehr das Geld für die notwendigen Lebensmittel. Wie wichtig die Versorgung mit Nahrung ist, hat das Grant-Projekt einmal mehr aufgezeigt. Hoffen wir alle, dass es auch in Zukunft nicht an Sponsoren mangelt. Es war und ist eine gute Tat, diesen Menschen zu helfen.
"Dank gilt den Rotary Clubs Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz und Herzogtum Lauenburg-Mölln sowie dem Rotary Distrikt 1800 für ihre Spenden, ohne die die beiden Projekte nicht zustande gekommen wären", betont Past Governor Wernt Brewitz, der auf deutscher Seite der "Motor" dieses Projektes war. Dank gelte auch dem Rotary Club Helderberg Sunrise und allen, die mitgeholfen haben, Essen zu verteilen und die medizinischen Geräte zu besorgen. "Seien wir stolz auf unsere Rotary Foundation, die schnell gearbeitet und einen großen Beitrag gespendet hat", so Brewitz.
Wernt Brewitz