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Hilfsprojekt für Südafrika

Helfen statt Reisen

Hilfsprojekt für Südafrika - Helfen statt Reisen
Eltern erhalten Lebensmittelpakte an der Silukhanyo Primary School in Lwandle. © RC Helderberg Sunrise (alle Fotos)

Der Rotary Club Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz hat gemeinsam mit dem Distrikt 1800 sowie weiteren deutschen Clubs Kindern in Südafrika eine Schulspeisung ermöglicht. Diese war im Zuge der Coronapandemie und des Lockdowns eingestellt worden. Außerdem profitierte auch ein Hospital von dem Projekt.

10.02.2021

Das Jahr 2020 war ein besonderes und wird in den Annalen eine heraus­ragende Stellung einnehmen. Das Coronavirus hat sich in Windeseile über den ganzen Planeten ausge­breitet und deutliche Spuren hinterlassen. Unzählige Menschen sind verarmt und auch gestorben, Lebensweisen haben sich geändert und viele Men­schen stehen vor einer ungewissen Zukunft. Ländern, die in den ver­gangenen Jahren noch von vielen Touristen besucht wurden, fehlen die Einnahmen, um ihre Gemeinwesen mit den wesentlichen Dingen auszu­statten. Wer Entwicklungsländer bereist hat, dem wird klar, welche Herausfor­derungen in den nächsten Jahren auf die Weltgemeinschaft zukommen.

Im südlichen Afrika hat sich das Virus in den Monaten März/April beson­ders stark in der Gegend von Kapstadt ausgebrei­tet, die ein sehr beliebtes Ziel des internationalen Tourismus ist. Im geo­graphisch angrenzen­den „Helderberg Becken“ leben etwa 400.000 Ein­woh­ner mit dem Schwerpunkt Somerset West und den umliegenden Townships Macas­sar, Nomzamo und Lwandle. Im April breitete sich das Virus sehr stark auch in der einfachen Bevöl­kerung aus, obwohl die Regierung Ende März einen scharfen "Lockdown" verhängt hatte. Mitte Novem­ber zeigten die Covid-19-Zahlen in Südafrika 762.763 Infizierte und 20.759 Tote. Damit lag das Land, was die Infektionen betrifft, weltweit an neunter Stelle.

Arbeitslosenquote von über 30 Prozent

Bereits mit Beginn der Coronapandemie stieg in Sommerset West und den Townships die Arbeitslosenquote auf mehr als 30 Prozent mit katastrophalen Auswirkungen für die Bevölkerung. Betroffen waren und sind nicht nur die Angestellten kleinerer Firmen und Gewerbebetriebe, sondern vor allem auch Haus­angestellte und die vielen mit Gartenarbeit Beschäftigten. Mittlerweile ist die Arbeitslosigkeit auf über 42 Prozent gestiegen. Durch den strengen Lockdown haben die betroffenen Menschen jegliches Einkommen verloren. Hinzu kam, dass auch Kindergärten und Schulen geschlossen wurden und damit die Schul­spei­sungen entfielen. Um die größte Not zu beseitigen und den Hunger zu bekämpfen, haben sich Nichtregierungsorganisationen (NGO) aus mehreren Ländern und natürlich auch Rotary Clubs engagiert.

In Nomzamo gibt es etwa 15 Vor-/Grundschulen und Gymnasien, von denen derzeit acht in spezielle Schulprojekte des Helder­berg Sunrise Rotary Clubs eingebunden sind. Darüber hinaus werden auch vier Grundschulen in Macassar, eine Grundschule in Somerset West sowie zwei Schulen in der Helderberg Region von diesem Club unterstützt. Insge­samt betrifft dies 15.000 Schüler in verschiedenen Altersgruppen.

Helderberg Sunrise RC steht Schulen nahe

Mit Beginn des Lockdown wurde sehr schnell klar, dass die Rotary Clubs der Region reagieren mussten. Der Helderberg Sunrise Rotary Club entschied sich, den Schulen zu hel­fen, denen er durch die Schul­projekte ohnehin schon nahe­steht. Es sind die ärm­­sten Gebiete, in denen der Hunger schnell zum Alltag wurde. Mit den Schul­leitern und Gemein­devertretern wurden diejenigen Familien ausgesucht, die eine Hilfe am notwen­dig­sten hatten. Um die Verteilung von Lebensmitteln an bedürftige Kinder und ihre Familien sowie auch Schulspeisungen finanzie­ren zu können, hat der Club, wie andere Clubs auch, zusätzlich seine be­freundeten Rotary Clubs in den Niederlan­den, der Schweiz, Großbritannien und in Deutschland um Hilfe gebeten.

In Deutschland entschieden der Rotary Club Salzgitter-Wolfenbüttel-Vor­harz sowie der Distrikt 1800 umgehend, helfend einzu­grei­fen. Insgesamt wurden 12.000 Euro bereitgestellt, um den Schulkindern und den Ärmsten täglich Mahlzeiten zukom­men zu las­sen. Die Lebens­mit­tel wurden von Clubmitgliedern zumeist zu ermäßigten Preisen in Super­märk­ten gekauft und persönlich in Paketen übergeben. Daneben gab es auch die Bezu­schussung der Essenzuteilung in verschiedenen Suppen­küchen. Insge­samt konn­ten etwa 3000 Kinder und Erwachsene sechs Wochen lang von den Spenden­geldern ernährt werden.

Spender erhalten Einblick in Hilfe vor Ort  

Wie reagieren die Men­schen auf diese Art von Hilfe? Ein erfreulicher Nebeneffekt war und ist, dass die Bindungen zu den verschiedenen Gemeinschaf­ten ebenso wie das Zusammenleben derselben deutlich gestärkt wurden. Eltern und Lehrer fühlten sich gleichermaßen durch das Engagement von Rotary ermutigt. Schilder mit dem Rotary-Emblem und dem Namen des Helderberg Sunrise Rotary Clubs wurden den Schulen und den Gemeindeleitern zur Verfügung gestellt und am 13. Oktober 2020 fand ein spezielles Zoom-Treffen mit den meisten Verteilern der Nahrungspakete statt, um so den Spendern einen Einblick in das Miteinander von Spendern und Empfäng­ern zu geben.

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Behandlungsraum und Gerätschaften für Covid-19-Patienten

Das vom RC Helderberg Sunrise eingerichtete Covid-19-Komitee ver­folgte neben der Verteilung der Nahrungsmittel auch die Planung eines Projekts zur Verstärkung der medizinischen Ausrüstung in der Intensiv­station des Helderberg Hospitals in Somerset West. Das Hospital ist für die Menschen in der Region das einzige öffentliche staatliche Kranken­haus. Trotz neuer Gebäude fehlten dringend notwendige medizinische Geräte und besondere Betten für die Behandlung von Covid-Patienten. In dieser Situation entschlossen sich der Rotary Club Helder­berg Sunrise, der Rotary Club Herzogtum Lauenburg-Mölln und mit Unter­stüt­zung des Rotary Distrikts 1800 der Club Salzgitter-Wolfen­büttel-Vor­harz, einen ge­meinsamen Antrag bei der Rotary Foundation (USA) zu stellen, um mit den eigenen Spenden und einem Global Grant der Foundation die für das Projekt erforderlichen Gelder aufzubringen.

Weitere Hilfe für das örtliche Hospital

Mit der Genehmigung der drei Clubanträge durch Rotary International standen 37.500 US-Dollar zur Beschaffung von Betten und medizini­scher Ausrüstung für die neu einzurichtende Covid-19-Intensivstation des Hospitals zur Verfügung. Mit diesem Geld konnten trotz der angespannten Nachfrage folgende Gerätschaften und Material zügig beschafft werden: zwei ICU-Betten, zwei nichtinvasive Beatmungsgeräte mit Gestellen, Verbrauchs­material für die Be­at­­mungsgeräte für etwa 40 Wochen, zwei roll­bare Über­wach­ungs­moni­tore, zwei In­fusi­ons­pumpen und ein Laryn­goskop. Außer diesen Anschaf­fungen ließ das Gesamtvolu­men des Grant noch Schu­lungsmaß­nahmen an den Gerä­ten in Höhe von 11.000 südafrika­ni­schen Rand zu.

Unmit­telbar nach Über­gabe der Geräte und Aus­rüs­­tung nahm das Helderberg Hospital den Betrieb seiner Covid-19-Intensivstation auf. Die seither gemessene durchschnittliche Auslastung liegt bei etwa 90 Prozent. Mehr als 20 an der Pandemie erkrankte Intensivpatienten, die im Durchschnitt etwas mehr als fünf Tage auf der Intensivstation behandelt werden mussten, konnten bisher betreut werden. Trotz des ernsten Hintergrunds war die Freude der Ärzte und des Pflegepersonals des Hospitals sehr groß. Die Erwei­terung und Ausstattung der Behandlungsräume machte es möglich, in anderen Räumen die bisherige Intensivstation weiterzu­führen, was bei der geringen Zahl von öffent­lichen Krankenhäusern und Intensivbetten in der Region ebenso sehr wichtig ist. So konnte im Hospital die Anzahl der Intensivbetten vergrößert werden, und die Behandlung anderer Menschen brauchte nicht eingeschränkt oder gar eingestellt werden.

Ein Ausblick

Aus den westlichen Staaten haben eine Reihe von NGOs den Menschen in Südafrika geholfen, die Herausforderungen, die Corona verursacht, zu überwinden — zumindest in diesen Monaten. Das Überle­ben der einfachen Bevölkerung wird auch in der Post-Corona-Zeit nicht einfacher. So verloren in den ersten Monaten des Lockdowns bereits drei Millionen Menschen in Südafrika ihr Einkommen. Zwei Drittel davon sind Frauen; Frauen, die dort das Rückgrat der Gesellschaft sind. Meist erziehen sie allein ihre Kinder und helfen auch noch Verwandten. Viele hatten schon im April nicht mehr das Geld für die notwendigen Lebensmittel. Wie wichtig die Versorgung mit Nahrung ist, hat das Grant-Projekt einmal mehr auf­gezeigt. Hoffen wir alle, dass es auch in Zukunft nicht an Sponsoren mangelt. Es war und ist eine gute Tat, diesen Menschen zu helfen.

"Dank gilt den Rotary Clubs Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz und Herzogtum Lauenburg-Mölln sowie dem Rotary Distrikt 1800 für ihre Spen­den, ohne die die beiden Projekte nicht zu­stande gekommen wären", betont Past Governor Wernt Brewitz, der auf deutscher Seite der "Motor" dieses Projektes war. Dank gelte auch dem Rotary Club Helderberg Sunrise und allen, die mitgeholfen haben, Essen zu verteilen und die medizinischen Geräte zu besorgen. "Seien wir stolz auf unsere Rotary Foundation, die schnell gearbeitet und einen großen Beitrag gespendet hat", so Brewitz.

Wernt Brewitz