Distrikt
HNO-Ärztin im Einsatz für Ruanda
Denise Lundershausen vom Rotary Club Erfurt-Gloriosa plant nach Einsätzen in den Jahren 2014 und 2018 für 2023 ihre vierte Reise in das afrikanische Land.
Frau Lundershausen, wie kamen Sie auf Idee, sich für Ruanda zu engagieren?
Der Deutsche Berufsverband für HNO-Ärzte unterstützt, fördert und begleitet seit 2009 ein Weiterbildungsprojekt in Ruanda. Vor dem Start des Projektes arbeiteten nur fünf HNO-Ärzte in Ruanda, die zudem noch ausnahmslos in Nachbarländern weitergebildet worden waren. Bis 2009 stand für zwei Millionen Einwohner lediglich ein HNO-Facharzt zur Verfügung, da wollte ich mich mit meinem Knowhow gerne einbringen.
Welche medizinischen Herausforderungen erwarten Sie vor Ort?
Die HNO-Klinik am CHUK in Kigali entspricht einer Universitätsklinik in Deutschland. Jedoch stehen ihr nur 16 Betten in Vier-Bett-Zimmern zur Verfügung. An fünf Tagen in der Woche ist Ambulanzbetrieb. Es besteht Zugriff auf ein CT/MRT – allerdings mit Wartezeiten bis zu mehreren Wochen. An drei Wochentagen können OP-Tische im „Operationstheater“ genutzt werden. Die Möglichkeit einer Bestrahlung oder Chemotherapie bei Krebspatienten besteht nicht. Neue Therapiemethoden können sich die Patientinnen und Patienten nicht leisten. Der auch in Afrika vorherrschende demographische Wandel und der Einzug der Wohlstandsgesellschaft bringt entsprechend für das Land ziemlich neue Krankheitsbilder wie Tinnitus, Globusgefühl und Allergien mit sich. So habe ich gemeinsam mit den Kollegen in Seminaren die genannten Krankheitsbilder vorgestellt. Dabei haben wir mit den Ärzten vor Ort das diagnostische und therapeutische Vorgehen diskutiert. Auf diesem Weg werden seit 2009 die wachsende Zahl an Fachärzten klinisch und operativ angeleitet. Es mangelt jedoch mitunter an der Fähigkeit, mit den Geräten umzugehen. Die Möglichkeit zur sonographischen Diagnostik ist dringend nötig. Die Beschaffung eines solchen Gerätes setzt eine größere Spendenaktion voraus.
Gibt es andere Krankheitsverläufe als in Europa?
Wir haben einen viel höheren Anteil infektiöser Krankheiten festgestellt. Krankheitsverläufe und Einzelschicksale unterscheiden sich erheblich und haben uns oft betroffen gemacht. Eine Krankenversicherung kostet pro Jahr ca. drei Euro pro Familienmitglied, egal welchen Alters, zusätzlich muss man für jeden Arztbesuch noch einmal zwei Euro auf den Tisch legen und die Medikamente zahlt jeder Patient selbst. Der Kauf eines Nasensprays ist für Patienten ein kaum realisierbarer Luxus.
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