RC Ellwangen
Ostalb sucht den Wiederbelebungsmeister

Wenn das Herz stehen bleibt, zählt jede Minute. Mit der Ersten Deutschen Laienreanimationsmeisterschaft setzte der RC Ellwangen gemeinsam mit DRK und der Stadt Aalen ein bundesweit einzigartiges Zeichen: Spielerisch und praxisnah wurde gezeigt, wie einfach Lebensrettung sein kann – und wie wichtig mutiges Handeln ist.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Jedes Jahr erleiden etwa 60.000 Menschen einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand – außerhalb eines Krankenhauses. Kein Puls, keine Atmung: "Dann geht es um jede Minute", sagt Prof. Dr. Peter Seizer, Rotarier sowie Chefarzt und Kardiologe am Aalener Ostalb-Klinikum. Aalen war deshalb Schauplatz eines einzigartigen Wettkampfs, initiiert vom RC Ellwangen: der Ersten Deutschen Laienreanimationsmeisterschaft.
Wenn das Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt werde, dann drohten "irreversible Schäden", Schäden, die nicht mehr geheilt werden könnetn. Das Hirn sterbe ab – und was abgestorben sei, das bleibe unwiderruflich zerstört. "Deshalb brauchen wir Laien, die eingreifen können", sagt der Chefarzt und Rotarier (RC Ellwangen). "Menschen, die die Herz-Lungen-Wiederbelebung beherrschen – und anwenden."
Im Vergleich etwa zu skandinavischen Ländern hinkt Deutschland deutlich zurück. Während in Dänemark in 80 Prozent der Fälle Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden, sind es in Deutschland lediglich 50 Prozent. Die Ursache? Einmal vermutet Seizer, dass in Deutschland zu wenige Menschen geschult sind. Als zweiten Grund nennt Seizer "die Theatralik", eine Hürde, die bei vielen bewirke, dass sie sich "lieber heraushalten".
Aktionstag "Stayin' alive!"
Hier setzte der Infotag unter dem Motto "Stayin' alive!" im Aalener Rathaus an. Höhepunkt der gemeinsamen Aktion des Rotary Clubs Ellwangen, des DRK-Kreisverbandes Aalen und der Stadt Aalen war die "Erste Deutsche Laienreanimationsmeisterschaft". "Wir suchen den deutschen Meister in der Reanimation", sagt Seizer. Dazu gab es ein Turnier, für das sich zahlreiche Mannschaften aus der Aalener Stadtgesellschaft angemeldet hatten.
Es braucht die engagierten Laien
Mit diesem ungewöhnlichen Ansatz, das Ganze sportlich anzugehen, wollen die Initiatoren die Hemmschwelle senken. "Es ist ein unglaubliches Thema", denn es geht um Leben oder Tod. Aber gerade dies führe dazu, dass sich Menschen distanzierten. "Und das kostet Leben", sagt Seizer. Hinzukomme eine Tendenz in der Gesellschaft, "dass unangenehme Dinge geregelt werden sollten, am besten vom Staat", sagt Seizer. In diesem Fall aber sei das "genau der falsche Ansatz". Zwar sei im Ostalbkreis auf professioneller Ebene alles sehr gut geregelt. Aber die Zeit, bis die Rettungsdienste vor Ort sind, die könnten meist nur Laien überbrücken: mit Sofortmaßnahmen, wenn bei einem Menschen Puls und Atmung aussetzen.
Ganz einfach: 112 anrufen und loslegen
Das Schlimmste, was jemand tun könne, sei, dass er nichts tut, ergänzt daher Dr. Klaus Kumpe, Past-Präsident des Ellwanger Rotary Clubs. Leben retten sei überhaupt nicht schwer: unverzüglich die 112 anrufen und dann den Anweisungen folgen, die telefonisch zur Reanimation gegeben werden. "Und so lange wiederbeleben, bis der Rettungsdienst übernimmt", sagt Kumpe. "Die Leitstelle unterstützt über das Telefon und alarmiert auch geschultes Personal, das sich in der Nähe befindet", ergänzt Matthias Wagner, Kreisgeschäftsführer des DRK.
Infotag rund um die Herz-Lungen-Wiederbelebung
Rund um die Erste Deutsche Laienreanimationsmeisterschaft hatten die Organisatoren ein großes Angebot gestrickt, wie Nico Löffler vom RC Ellwangen erklärt. "Laienreanimation hautnah erleben, darum geht's", sagt er. Es gab Infostände in der Rathausgalerie und einen Fachvortrag von Professor Seizer. Zudem wurde die "Corhelper-App" vorgestellt. Parallel informierten Mitglieder des DRK alle Interessierten praxisnah und verständlich zu den Themen Herzgesundheit, Wiederbelebung durch Laien, Anwendung von AED (Defis) und mehr. Und natürlich feuerte das Publikum die 20 Mannschaften an, die um den Titel "Deutscher Meister in der Laienreanimation“ kämpften. Nach spannenden Achtel- und Viertelfinals standen die Finalisten fest: Team Kessler und Team DRK-Jugend. Im Finale setzte sich die DRK-Jugend knapp durch. Alle Teilnehmer erhielten Urkunden, die besten drei Teams zudem Pokale und die Sieger ein Bild von Künstler und Rotarier Paul Groll.
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Von Jürgen Steck, Schwäbische Post