RYLA-Barcamp
RYLA: Mut zu was eigentlich?
Das RYLA-Wochenende vom 11. das 13. Oktober 2024 hatte ein Thema: Mut. Mit dabei waren 17 Jugendliche und junge Erwachsene, fünf Mutmacher, Governor Klaus Brodbeck und vom RYLA-Team Christian Falkenstein (Past-Governor), Barbara Vollert, Susanne Hackenbracht und Gerold Nothdurft.
Das Barcamp fand in Pfullendorf bei Geberit statt, einem Konzern, der wie vieles Große aus einer Idee als Lösung für ein erkanntes Problem entstanden ist und mutig durch die Krisen der Zeit geführt wurde: Die Anfangsidee war ein Holzspülkasten für WCs namens Phönix, den Albert Gebert 1905 in Rapperswil erfand und der zu dieser Zeit das Leben von Menschen wesentlich erleichterte.
Was wurde erarbeitet? Vor allem, was Mut bedeutet und wie er entsteht. So gab es am Freitag zum Start im Speeddatingformat für die jungen Leute die Möglichkeit, mit unterschiedlichsten Mutmachern und Mutmacherinnen zu sprechen – von Jochen Schilling, der mit anderen zusammen das Dach des Olympiastadions in München gestaltete, über Bildhauerin Susanne Hackenbrecht bis zur Biolandwirtin Linda Kelly, die den konventionellen Betrieb ihrer Eltern umgestaltete, und Ben Ismail, die aus Syrien geflohen, heute ihr erstes eigenes Projekt bei SAP vor sich hat. Vorab haben die jungen Menschen Fragen vorbereitet. Was dabei heraus kam, war keinesfalls erwartbar. Man kann sich zum Thema Mut die unterschiedlichsten Fragen stellen: Wann brauchen wir Mut? Haben wir einfach so Mut? Ist Mut die Antwort auf schwierige Fragen im Leben? Und für was brauchen wir eigentlich den Mut? Ein paar Stimmen der jungen Leute, die sich aufmachten, das Thema Mut zu erkunden – nach dem Speeddating:
„Es gibt im Leben irgendwann einen Punkt, der nicht kontrollierbar ist und nicht planbar, dann braucht es Mut.“
„Es braucht Mut zum Fokus. Alles auf eine Karte zu setzen und dann leiden zu können.“
„Die Mutmacher hatten so eine Energie.“
„Einige hatten einen roten Faden in ihrem Leben, andere haben ausprobiert und kamen so darauf.“
„Es ging um Werke, die nach Vollendung rufen.“
Man sieht, die so erarbeiteten ganz persönlichen Erkenntnisse sind keineswegs oberflächlich gewesen.
Im Barcamp am Samstag wurden in vielen Sessions Fragen bearbeitet zum Thema persönlicher Mut und eigene Mutentwicklungsstrategien. Das Konzept der Organisatoren und Organisatorinnen war: Mit allen Sinnen. Und deshalb wurden Mut-T-Shirts entwickelt, Mut-Fotos und Mut-Texte. Dabei wurden "alte" Kulturtechniken verwendet, die Fokus gewissermaßen erzwangen. Diese Erfahrung war schon fast disruptiv, wenn es dann beim Thema Mut ja auch um Mut zum Fokus ging. Die Fotos entstanden mit Polaroidkameras und die Texte mit alten mechanischen Schreibmaschinen, mit denen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Briefe an sich selbst schrieben, die sie von den Organisatoren und Organisatorinnen zwei Wochen nach der Veranstaltung zugeschickt bekommen haben.
Natürlich durfte bei einer solchen Veranstaltung auch das Vergnügen nicht zu kurz kommen, also gab es am Samstag Abend einen Ausflug ins Pfullendorfer Nachtleben nach dem Genuss eines viergängigen Mutmachermenüs.
Am Sonntag dann ging es für die jungen Leute darum, eigene Mutmacher-Projekte zu entwickeln und sich zu überlegen, wie junge Erwachsene für eigene Projekte begeistert werden können. Da es sich um einen Award handelt, gab es natürlich auch eine Gewinneridee: Eine App, in der gesellschaftlich relevante Angebote für junge Erwachsene auf europäischer Ebene gefunden werden können. Die Organisatoren und Organisatorinnen sind gespannt auf die Umsetzung.
Der Autor, der begeistert war von der Veranstaltung, von der Art, wie sie organisiert wurde und von dem Interesse der jungen Leute, merkt kritisch an, dass es heutzutage auch den Mut braucht, die eigenen Projekte kritisch zu reflektieren, gerade in heutiger Zeit, in der ein Workshop den anderen jagt, aber es zum Schluss eben auch um Ergebnisse geht. Oder anders ausgedrückt: Gerade die Kommunikations-Möglichkeiten, die es heute gibt, sind vielfältiger und verlockender als jemals, die Wahrscheinlichkeit, damit Reichweite, Wirkung und relevante Ergebnisse zu erzielen, ist geringer als jemals. Was soviel heißt, wie, dass es Mut zum Fokus braucht, den Mut, genau zu schauen, woran man denn festmacht, ob etwas erfolgreich ist, den Mut durchzuhalten und den Mut, das eigene Tun und Denken in Frage zu stellen (nicht sich selbst, sondern das Tun und Handeln).
Der Rotary Youth Leadership Awards (RYLA) ist ein Jugendförderungsprogramm von Rotary, hat ohne Zweifel einen etwas sperrigen Namen und ist gleichzeitig eines der möglicherweise entscheidenden Zukunftsprogramme von Rotary. Um was geht es? Um persönliche Weiterentwicklung, um Führung, um Selbstführung. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind meistens junge Leute, Schüler und Schülerinnen der weiterführenden Schulen und junge Studenten und Studentinnen. Dabei soll es nicht um Frontalunterricht gehen, sondern um ein Austesten, um Motivation und vor allem, im Gegensatz zu Schule und Universität, oft um aktuelle Themen, die mit einer praxisnahen Hands-On-Mentalität vermittelt werden. Insgesamt setzen geschätzt rund 50 Clubs in Deutschland und Österreich RYLA-Projekte um. Die, die sich von RYLA begeistern lassen, sind der Auffassung, dass RYLA eine unterschätzte Möglichkeit ist, Zukunft durch intensiven Generationenaustausch zwischen den Rotariern und jungen Leuten zu schaffen, die in den RYLA-Projekten oft aus dem rotarischen Umfeld kommen.
Die nächste RYLA-Veranstaltung ist vom 28. bis 30. März 2025 in Triberg geplant. Dabei geht es um Künstliche Intelligenz in Unternehmen. Das Programm und weitere Informationen gibt es unter ryla.rotary1930@gmail.com
Der Text ist auch mit Informationen entstanden, die Barbara Vollert dankenswerterweise für den RYLA-Samstag und RYLA-Sonntag zusammengetragen hat, an denen der Autor nicht anwesend war.
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