D1880
Spitzenbilanz in der Spitzenstadt
Historie, Gesundheit, Musik und Partnerschaft – bunter hätte der Mix der Themen auf der Distriktkonferenz in D1880 kaum sein können.

Historie bietet die "Spitzenstadt Plauen" jede Menge, auch rotarische: Im Jahr 1929 wurde einer der ersten Rotary Clubs in Deutschland in der Stadt gegründet. Besucher der diesjährigen Distriktkonferenz erfuhren dies bereits zum einführenden Stadtrundgang am Vor-Abend der Distriktkonferenz.
In strahlendem Sonnenschein empfing Distriktgovernor Dr. Hans Neuser die über 100 Clubvertreter der Distriktkonferenz in der Dualen Hochschule – einem renovierten historischen Gebäudekomplex in Plauen, der ein Berufsbildungsangebot mit hoher Erfolgsquote und Praxisnähe bietet, wie Gastgeber Lutz Neumannn bekräftigte.

Zur Konferenz rief dann die Distriktglocke. Das gute Stück aus dem Partnerdistrikt 2240 (Tschechien und Slowakei) erklang endlich mal wieder – aus gutem Grund: Der Governor aus D2240, Josef Melecky, war angereist und stimmte die Gäste gleich mit fröhlichem Gesang ein. "Die Chemie stimmt mit den deutschen Freunden", freute er sich und plädierte für mehr Gemeinsamkeit. "Niemand kann als Einzelner Großes leisten, aber als Rotarier können wir zu Großem beitragen", war er überzeugt.
Der Rückblick auf das rotarische Jahr gab Eindrücke aus allen Bereichen wieder, zum Beispiel vom RYLA, das der RC Moritzburg ausgerichtet hatte – "dort gab es rotarische Haselnüsse für Aschenbrödel", spielte der Governor auf ein bekanntes Märchen an. Governor Hans Neuser berichtete über die Aktion "Mit Rotary für ein gesünderes und besseres Leben". Außerdem ging es darum, wie Rotary zur aktuellen politischen Entwicklung steht.
Insgesamt 24.000 km fuhr Neuser zwischen den Clubs des Distrikts hin und her, er besuchte fünf Charterfeiern, davon zwei von neu gegründeten Clubs. 200 neue Mitglieder im Distrikt konnten jedoch die Zahl der verstorbenen rotarischen Freunde nicht ganz ausgleichen. Dafür resümierte der Governor spannende Erlebnisse – zum Beispiel Gymnastik zur Einstimmung auf ein Meeting. Den Clubs gab er drei Hausaufgaben mit: Alumnis verstärkt ansprechen, Themenclubs (zum Beispiel digitale Clubs) anstoßen und das NGSE-Programm erweitern.

Die Spendenbilanz des Distrikts sei hervorragend, so Neuser. Vor allem kleine Clubs hätten mit schlauen Projekten gepunktet. Andere suchten sich erfolgreich Sponsoren. So spendete ein Club rund 900.000 Euro für eine Augenklinik in Äthiopien. Weitere Global Grants wurden auf den Philippinen, in Indien, Nepal und der Ukraine umgesetzt. Allein die Spenden für ein Narkosegerät für das Krankenhaus in Cherson und zwei Rettungswagen seien in wenigen Wochen aufgebracht worden.
Mit Blick auf Deutschland plädierte er, die Freundschaft auszubauen. Der bröckelnde gesellschaftliche Zusammenhalt, die politische Entwicklung in Deutschland führten zu Extremen, so Neuser. "Auch wenn wir keine Parteipolitik betreiben wollen, so stehen wir doch klar für Demokratie, Humanismus und Freiheit ein. Wir können nicht neutral bleiben, wenn zentrale Punkte des Gemeinwesens in Frage stehen."
Im Festvortrag referierte Dr. Eike Langheim, Psychokardologe aus Berlin, zu Herz- und Kreislauferkrankungen und wie man präventiv vorgehen kann. "Teilhabe ist wichtig", forderte er die rotarische Familie auf, sich dafür einzusetzen. Auch die Umwelt spiele eine wichtige Rolle: "Gesunde Menschen kann es nur auf einer gesunden Erde geben."
Referentin Cornelia Metge (Psychologische Psychotherapeutin in Zschopau) fokussierte vor allem auf Kinder und Jugendliche. Sie seien stark belastet. Medienzeiten von zehn bis zwölf Stunden bremsen ihrer Ansicht nach eine gesunde Entwicklung und die Entfaltung von Fähigkeiten. "Angststörungen nehmen zu, Suizide gehören derzeit zu den häufigsten Todesursachen", berichtete sie. "Viele Kinder haben nur noch Influencer und soziale Medien im Kopf, sie haben verlernt, Freude im realen Leben zu finden." Sie forderte eine Allianz für psychische Gesundheit und die Stärkung eines normalen sozialen Gefüges. Dafür lohne sich der Einsatz.
Als Schmankerl wartete nach der Konferenz auf dem Hof die Jazz-Big-Gang aus Cheb/Eger:
Governor Hans Neuser hatte als Kardiologe sein Amtsjahr unter dem Stichwort Gesundheit in einen ähnlichen Rahmen gestellt. Auf der Distriktkonferenz wollte er nun die besten Ideen aus den Clubs prämieren:
- Den 3. Preis und damit je 500 Euro für das Projekt teilen sich der RC Torgau-Oschatz, der Ersthelferschulungen in Sierra Leone ermöglichte, und der RC Cham mit seinem Rotafit-Programm. Die gleiche Ehrung und Finanzspritze erhielten der RC Nürnberg-Connect und der RC Vechta, die Aktionen zu End Plastic Soup und zur Nachhaltigkeit auf die Beine stellten. Ebenso punktete der RC Freiburg für die Organisation eines gesunden Pausenbrotes für alle Kitas der Stadt.
- Der 2. Preis – und damit 1000 Euro – ging an die Aktion "BesondERZ" des RC Stollberg/Westerzgebirge, der mit einer Kreativwerkstatt Inklusion anschob.
- Den 1. Preis (2000 Euro)konnten die Dresdner Rotary Clubs einstreichen. Sie organisierten 50 Fresh-up-Kurse in Erster Hilfe für Sportvereine.

Auch die Rotaracter verbuchten ein erfolgreiches Jahr: Sie gründeten drei neue Clubs in der Region, berichtete Christina Rebensdorf vom RAC Nürnberg. Ein Blick in die Geschichte zeigte die erfolgreiche Entwicklung der Rotaracter weltweit und in Deutschland auf. Und sie lenkte den Blick der rotarischen Familie auf das diesjährige KidsCamp ind D1880, das vom 26. Juli bis 2. August unter dem Motto "Grenzenlos ins Weltall" starten wird. Hoffnung setzte Rebensdorf auch in die diesjährige Bundessozialaktion der Rotaracter "Ready for life", bei der Erkennen, helfen, retten im Fokus stehe – ähnlich wie bei den Schlaganfallhelfern. Die Zusammenarbeit in der rotarischen Familie versuchen die RACs in D1880 mit Speed Datings und Besuchen bei Rotary Clubs zu fördern. "Gemeinsam lässt sich mehr erreichen."
Die Austauschschüler standen bei Katarina Weingärtner im Mittelpunkt. "Jeder nicht aufgenommene Outbound ist eine Niederlage", rief sie den Konferenzteilnehmern zu. Gerade beim European Meeting in Prag sei deutlich geworden, dass sie ebenso wie die Alumni eine wichtige Ressource seien, konstatierte sie.

Was ein Austausch bewirken kann, erzählten die Inbounds danach in Plauen. Kulturschock, Verständnisfehler, Aufenthalt in der Pampa – diese anfänglichen Einschätzungen standen dem Spaß mit Gastfamilien und Freunden, dem Stolz auf erworbene Sprachkenntnisse, neuen Hobbys und Fähigkeiten sowie einer eindrücklichen Europatour der Inbounds am Ende ihres Aufenthaltes gegenüber. Auf deutsch berichteten die Schüler frank und frei von ihrer tollen Zeit im Distrikt. "Danke!"

Zum Abschluss unterzeichnete der scheidende Governor Hans Neuser mit Josef Melecky ein Memorandum of Partnership. Die Distrikte 1880 und 2240 werden also in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Der Gast aus Tschechien bedankte sich mit Jazz und einem Bier: Zur Amtsübergabe in Plauen hatte er die Jazz-Big Gang aus Cheb/Eger mitgebracht und stieß mit seinem Kollegen Hans Neuser und dessen Nachfolger Daniel Neuer (RC Dreiländereck-Oberlausitz) an. Neuer will die nächste Distriktkonferenz in einem Jahr in Herrnhut organisieren.