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Freundschaft als Medizin

Symposium liefert interessante Einblicke

Freundschaft ist wie Medizin. Was wie eine Werbebotschaft für das rotarische Prinzip klingt, ist in einem hochkarätig besetzten Symposium des RC Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz eindrucksvoll untermauert worden.

Ralf Leineweber14.06.2015

Wer Freundschaften über Jahrzehnte aktiv pflegt, lebt länger, zufriedener und gesünder: Diese Erkenntnis des bundesweit renommierten Gehirnforschers Professor Martin Korte von der TU Braunschweig, einem großen TV-Publikum durch Wissensshows in ARD und ZDF bekannt, ließ mehr als 200 Besucher in der Privat-Nervenklinik in Liebenburg aufhorchen.

Die erforderliche hohe geistige und psychische Energie und Aufmerksamkeit beim Pflegen intensiver Freundschaften beschäftigt das Gehirn physiologisch nachweisbar und wirkt wie ein Hochleistungstraining für die „grauen Zellen“.  Mit „Alibi-Freundschaften“, so Gehirnforscher Korte, ist es allerdings nicht getan. Da reicht es nicht, sich nach vielen Jahren vielleicht mal wieder zu melden. Auch hunderte von „Facebook“-Freundschaften machen das Gehirn nicht so fit wie eine intensiv gelebte und gepflegte Freundschaft unter echten Menschen.

Beim RC Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz hat man sich solche Themen als Teil einer Symposiumsreihe vorgenommen. Bereits beim Thema „Burn-out“ war sichtbar geworden, wie sehr vertraute menschliche Beziehungen und intakte Wertesysteme als Schutz bei Überlastung oder Überforderung wirken können. 

Jetzt erklärte Professor Ion-George Anghelescu, international angesehener Psychiatrie-Spezialist (u.a. Charite Berlin, Chefarzt in Liebenburg): Bei psychisch Kranken sei gerade die Fähigkeit, Freundschaften zu knüpfen, oft gestört. Das bedeutet: Um echte Freunde zu finden, muss man mit sich selbst „im Reinen“ sein. Kann man mit Freundschaft sogar heilen? Anghelescu glaubt "ja", denn Freundschaft habe viel mit Wärme und bedingungsloser Zuwendung zu tun.

In Kunst, Kultur und Religion wird das besonders deutlich. Dort wirkt sich Freundschaft buchstäblich als Motor für Kreativität und Erkenntnisgewinn aus. So stellte Bettina Ruhrberg, Leiterin des Mönchehaus-Museums in Goslar, prominente Künstlerfreunde vor – Picasso und Braques, Van Gogh und Gauguin. Philosph und Theologe Andreas Fritzsche (Goslar) definierte echte Freundschaft: Es ist eine innige, über viele Jahre gepflegte Verbindung der Gemeinsamkeit, des Vertrauens und Hineinfühlens. Und, ja, sie halte tatsächlich auch dann noch, „wenn der gemeinsame Nutzen einmal abhanden gekommen sein sollte“, so Fritzsche.

Beim  RC Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz wird die Symposiumsreihe in Liebenburg fortgesetzt. Über die intensive Organisation und Vorbereitung des Projekts waren übrigens Freundschaften entstanden und vertieft worden.

Ralf Leineweber
Ralf Leineweber ist Jahrgang 1965 und Rotarier seit 2006. Er arbeitet derzeit als Journalist und Chefredakteur bei der Celleschen Zeitung, Von 2008 bis 2019 war er Distriktreporter für D1800. Inzwischen ist er für Online und Social Media zuständig; Club-Internet-Beauftragter ist er seit 2009.