RC Steinfurt
Zwei Millionen auf einen Streich
Claus Muchow vom RC Steinfurt mobilisierte über zwei Millionen Euro für Ukraine-Hilfsprojekte. Die Windparkbetreiber im Kreis Steinfurt stellten einen Teil ihrer Windfall-Profits aus den erhöhten Strompreisen in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine für die technische und medizinische Versorgung der betroffenen Bevölkerung zur Verfügung.
Claus Muchow vom RC Steinfurt gelang zur diesjährigen Jahreskonferenz des Distriktes 1870 ein großer Coup. Als der (Noch-)Incoming-Governor und Distriktkoordinator für die Ukraine Hilfsprojekte, Hans-Eckard Langer, seinen Bericht über die im abgelaufenen Jahr von den Rotary Clubs in Deutschland, Österreich und der Schweiz realisierten Hilfsprojekte für die Ukraine erstattete, konnte er über eine herausragende Initiative berichten, die bis vor Kurzem im rotarischen Verborgensein weilte.
Vor der höchst beeindruckten rotarischen Versammlung stellte Claus Muchow das Projekt vor: Der Rotarier hatte in der Vergangenheit ehrenamtlich zahlreiche internationale Katastrophenhilfsprojekte des DRK in Afrika, im Nahen Osten und in Asien geleitet. Dieses Mal aber wollte er selbst die Initiative ergreifen und dafür boten ihm die internationalen rotarische Infrastrukturen beste Voraussetzungen. Konkret war es die enge Zusammenarbeit mit dem RC Tscherkassy am Westufer des Dnepr, die es ermöglichte, technische Geräte, insbesondere Stromgeneratoren, und medizinische Ausstattungen vor Ort in der Ukraine so zu verteilen, dass schnell und ohne bürokratische Hürden höchst effektive und bedarfsgerechte Hilfe geleistet werden konnte. Zur Finanzierung seines Millionenprojektes konnte er die Betreiber von Windkraftanlagen im Kreis Steinfurt gewinnen. Diese hatten erhebliche Zusatzgewinne vereinnahmt, weil durch die Folgen des kriegerischen russischen Angriffs auf die Ukraine der Marktpreis für Strom deutlich in die Höhe geschossen war. Claus Muchow konnte sie als erfahrener internationaler Katastrophenhelfer überzeugen, dass sein Projekt die Chance bot, einen Teil der Übergewinne transparent nachvollziehbar, unbürokratisch, effizient und besonders effektiv als humanitäre Hilfe denjenigen zukommen zu lassen, die Leidtragende ihrer Ursache sind.
In einem Video über einen Clubvortrag zu seinem Besuch bei den rotarischen Freunden in Tscherkassy führte er vor, wie er sich vor Ort davon überzeugen konnte, wie gut die rotarischen Hebel wirken.
Zwei Tage lang besuchte er Krankenhäuser, Schulen, andere Institutionen und auch das zentrale Zwischenlager vor Ort, aus dem die Verteilung und Bereitstellung der Hilfsgüter erfolgt. "Ich habe im Rahmen zahlreicher internationaler Katastrophenhilfsprojekte viele Erfahrungen vor Ort gewinnen können. … Eine so beispielhafte Dokumentation über den Verbleib der humanen Hilfsgüter, wie sie die rotarische Organisation in Tscherkassy leistete, habe ich noch nie erlebt", schilderte er seine Eindrücke. Von der Qualität und Richtigkeit der Dokumentation konnte er sich vielerorts überzeugen.
In einer Behindertenschule für 180 autistische Kinder beeindruckten ihn die von Schülerinnen und Schülern gemalten Bilder, die ihm die brutalen Realitäten des Krieges und die Friedensträume vor Augen führten.
Im staatlichen Krankenhaus, für das Generatoren und technische Geräte zur Verfügung gestellt werden konnten, waren neben dem Normalbetrieb einer 800-Betten-Klinik 300 Soldatinnen und Soldaten zu versorgen – 120 Notoperationen pro Woche. Eine grausam Vielfalt von 500 Bildern von brutalen Verletzungen, vom täglichen Betrieb und von denjenigen, die es nicht mehr ins Krankenhaus geschafft haben, verursachten selbst bei dem erfahrenen Katastrophenhelfer wiederholt eine Gänsehaut.
Bei allen Besuchen wurde immer wieder deutlich, wie sehr die gesamte Bevölkerung unter den Folgen des russischen Angriffskrieges leidet, aber auch, mit welchem persönlichen und welcher unermüdlichen Motivation die Ukrainerinnen und Ukrainer nicht nur ihr Land, sondern auch unsere westlichen Werte verteidigen. Immer wieder traf er auf große Dankbarkeit für die konkreten Hilfen und sein persönliches Engagement. Hierfür schuldeten wir alle der ukrainischen Bevölkerung höchsten Respekt und Solidarität, so Muchow. So mündete sein Vortrag in dem Appell, dass wir nicht aufhören dürfen, den Ukrainern in ihrer fatalen Lage nicht nur militärische, sondern insbesondere auch humanitäre Hilfe zu leisten. Er selbst plant bereits weitere konkrete Projekte.
Christoph Brützel wurde 1954 in Brauweiler bei Köln geboren, machte Abitur und Studium der BWL in Köln mit Promotion. Er arbeitete unter anderem als Direktor der Lufthansa und Geschäftsführer der LTU, als Professor an der Internationalen Hochschule Bad Honnef und als Berater und Autor im Bereich Luftverkehr. Verheiratet, drei Kinder. Seit 1995 im RC Düsseldorf-Süd, Sekretär 2002-2022, Präsident 2022/2023, Distrikt-Sekretär 2022-2024, PHF+2.
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