https://rotary.de/gesellschaft/auch-aus-der-ferne-nah-a-13295.html
E-Meetings

Auch aus der Ferne nah

E-Meetings - Auch aus der Ferne nah
Entspanntes Meeting per Laptop – einschalten und mitmachen © mauritius images / Tetra Images / Tetra Images

Mit „E-Meetings“ lässt sich Kontakt halten und rotarische Gemeinschaft stärken. Sie sind eine gute Ergänzung zu „Real-Meetings“, findet der Rotary Club Wiesbaden.

Hans-Werner Klein01.11.2018

Das Gläschen Wein steht schon neben dem Bildschirm. Noch mal kurz Kamera und Mikrofon geprüft, ein Klick auf den Einwahl-Link und schon bin ich „drin“. Einige Freundinnen und Freunde aus dem Club sind schon da. Kamerabilder wackeln, Mikrofone rascheln, „Hallo, könnt ihr mich hören?“ Ganz ähnlich wie im Clublokal trudeln die Freunde nacheinander ein. Der Bildschirm füllt sich mit lachenden Gesichtern. Ein kurzer Plausch mit diesem und jenem, dann eröffnet der Moderator das Meeting.
Es ist 20.30 Uhr. Wie jeden dritten Mittwoch im Monat tagt der RC Wiesbaden online. Das „E-Meeting“ ist ein Angebot zusätzlich zu den vier Wochenmeetings. Wer mag, kann teilnehmen und erhält dabei eine Zusatz-Präsenz.
Zielgruppe sind vor allem jene Freunde, die unterwegs sind oder krank oder in Urlaub oder gerade keine Zeit für ein Mittagsmeeting fanden. Sie können auf diese Weise den Kontakt zum Club halten. Das ist der Plan. Ein Ersatz für das „reale“ Meeting soll die Bildschirm-Konferenz ausdrücklich nicht sein.
Was als Experiment begann, findet seit Januar 2017 regelmäßig alle vier Wochen statt. Die Spielregeln sind einfach:

1. Das Meeting dauert offiziell nur 30 Minuten. Verlängerung nach Belieben der Teilnehmer.
2. Es gibt einen kurzen Vortrag (maximal 10 Minuten).
3. Spontane Diskussionen sind erlaubt und erwünscht.
4. Jeder Teilnehmer muss Kamera und Ton eingeschaltet lassen (keine „Zaungäste“).
5. Jeder Rotarier, wo auch immer in der Welt, darf teilnehmen.

Das Format „E-Meeting“ hat sich im Club fest etabliert, auch wenn die Zahl der Teilnehmer nicht an die der regulären Meetings heranreicht. Aber gerade das macht offenbar seinen Charme aus: Wenn sich sieben bis zehn Teilnehmer auf dem Bildschirm versammeln, wirkt das einerseits recht lebhaft, zugleich entsteht aber auch ein gewisser Kuschel-Effekt, ähnlich wie bei einem Kaminabend. Die kleine Gruppe ermöglicht Gespräche mit Tiefgang. Jeder spricht mit jedem. Das wäre am Tisch im Clublokal schon allein wegen der lauten Umgebung schwierig. Ja, und wir sind auch ein wenig stolz darauf, dass gerade unser Club, der zu den ältesten in Deutschland gehört, der erste im Distrikt ist, der das ausprobiert.

Diverse Vorteile ...
Darüber hinaus ergeben sich einige nicht unwesentliche Vorteile: Zeit und Dauer des Meetings sind so gewählt, dass die meisten teilnehmen können. Um 20.30 Uhr sind Telefonate erledigt, Kinder zu Bett gebracht und Abendbrottische abgeräumt. Es ist keine „Ausgehkleidung“ notwendig, denn man sieht ja nur Kopf und Schultern. Die Fahrt zum Clublokal entfällt. Ein Parkplatz muss nicht gesucht und bezahlt werden, und auch um das Catering muss sich keiner kümmern. Nicht zuletzt findet auch die Begrenzung des Meetings auf 30 („präsenzfähige“) Minuten viele Anhänger.

... und kaum Probleme
Die technischen Erfahrungen sind schnell erzählt: Wir arbeiten mit der Software „gotomeeting“ und sind froh damit. Sie läuft auch auf Mobiltelefonen und Tablets. Ab acht bis zehn Teilnehmern gibt es zuweilen Probleme mit der Bandbreite. Dann schaltet jemand mal zeitweilig seine Bildübertragung aus, und es geht wieder. Das Hauptproblem bleibt – wenig überraschend – der Ton: Wer mit einem Headset arbeitet, ist eindeutig im Vorteil. Schwierig wird es mit den eingebauten Mikrofonen von Tablets und Handys.
Mit diesem Experiment hat der Club aber noch viel mehr gelernt: Wir haben erlebt, dass technische Barrieren schnell fallen, wenn das Interesse da ist (inzwischen kann jeder mit Kamera und Ton umgehen). Wir wissen jetzt einmal mehr, dass die beste Elektronik ein persönliches Treffen nicht ersetzen kann. Wir erleben aber auch, dass selbst ein elektronisches Medium die Nähe und Freundschaft fördert und dass man in unterschiedlichen sozialen Rahmen die Freunde tiefer kennen und verstehen lernt. Und so erleben wir unseren „Kami­­­n­­abend light“ am Bildschirm immer wieder als Bereicherung.