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Standpunkt

Das Design ist Chefsache

Standpunkt - Das Design ist Chefsache
Jan Mittelstaedt, RC Konstanz-Mainau, ist Distrikt-Governor elect 2019/20, Assistant Governor 2016–2019, DICO 2008–11 und 2013–17, Autor der Vision „Rotary Digital 2025“. © Privat

Noch immer ist das Erscheinungsbild Rotarys in der Öffentlichkeit uneinheitlich. Dabei gibt es klare Richtlinien für die Verwendung von Logo, Schriften & Co.

01.07.2018

Jedes Mitglied bei Rotary sollte sich nach den eigenen Fähigkeiten einbringen. Als ich 2007 zur Schar der Freundinnen und Freunde hinzustieß, die kurz danach gemeinsam den RC Konstanz-Mainau gründeten, lag auf der Hand, dass ich als Werber mich um das Logo unseres Clubs kümmern würde. Aus meinem beruflichen Umfeld war ich es gewohnt, hierfür auf Basis von vorgegebenen Gestaltungsrichtlinien zu arbeiten. Schriften, Farben, Abstände, Form- und Bildsprache sind darin definiert. So ist es möglich, dass Unternehmen und Institutionen auch dann ein einheitliches Erscheinungsbild abgeben, wenn mehrere Personen sich dezentral um visuelle Kommunikation kümmern.

Ein Blick auf das völlig inkonsistente Auftreten der Clubs brachte sehr schnell die Erkenntnis, dass es so etwas bei Rotary nicht gab. Lediglich das Logo war als Datei erhältlich. Nun hätte ich diese Tatsache als Freifahrtschein für die Entfaltung meiner Kreativität interpretieren und ebenfalls eine ganz individuelle Komposition aus dem Rotary-Rad, einer Schrift meiner Wahl und zum Club passenden Elementen wie zum Beispiel einer Blume als Symbol der Blumeninsel, welche unsere rotarische Heimat ist, kreieren können. So eine Blüte ist auch rund, man könnte doch die Blütenblätter aus dem Rotary-Rad herauswachsen lassen – derlei Laien-Designprozesse fanden damals in vielen Clubs statt und mündeten nicht selten in missverständlichen, manchmal gar lächerlichen Verunstaltungen unseres wertvollen Identifikationselementes.

Doch dann startete Rotary im Jahr 2011 einen vorher nie da gewesenen Markenprozess. Eine Marke gibt Antwort auf Fragen: Wer sind wir? Was tun wir? Und warum ist das wichtig? Der Markenprozess zeigte vor allem im Bereich des Corporate Designs schnell sichtbare Ergebnisse. Mitte 2013 wurde das neue Erscheinungsbild der Öffentlichkeit vorgestellt. In weiten Teilen handelt es sich dabei um eine sehr gelungene Arbeit der Agentur Siegel+Gale.

Seit fünf Jahren gibt es einen Design-Leitfaden

Zentrales Element des neuen Designs ist das Logo, das mit seiner Kombination aus Wort- und Bildmarke auf überzeugende Weise den Spagat schafft zwischen dem Bewahren der visuellen Identität von Rotary und einem zeitgemäßen Redesign, das fit ist für die digitale Welt. Es gibt nun auch einen Leitfaden zur visuellen Gestaltung, der im Brand Center auf rotary.org zu finden ist. Er enthält einige gute Design-Anregungen, die für Grafikdesigner leicht zu adaptieren sind. Sehr lobenswert. Einziger Wermutstropfen: Für das Corporate Design eines Serviceclubs halte ich die Wahl von Schriften, die von jedem Club teuer lizenziert werden müssten, für einen Fehler. Es gibt viele gute Schriften, die kostenlos genutzt werden können. Meine entsprechende Kritik wurde von Evanston übrigens sehr ausweichend beantwortet. Immerhin schlägt der Leitfaden kostenlose Ausweichschriften vor.

Es gibt nun also seit fünf Jahren ein einheitliches Erscheinungsbild. Dennoch läuft der Roll-out, also die Implementierung in der rotarischen Welt, gelinde gesagt schleppend. Es gibt kaum einen Vorreiter. Bei vielen Clubs ist das neue Erscheinungsbild noch überhaupt nicht angekommen, auch die Distrikte kommunizieren noch sehr inkonsistent, ja selbst Rotary International lebt sein eigenes Corporate Design noch nicht konsequent. Das ist sehr bedauerlich, trägt es doch nicht dazu bei, dass unsere Organisation leicht wiederzuerkennen ist. Nicht einmal das neue Logo wird flächendeckend eingesetzt. Dabei wäre gerade das sehr einfach. Denn im Brand Center auf rotary.org gibt es einen leicht zu bedienenden Logo-Generator.

Jeder Distrikt braucht einen „DGDO“

Gerade diese Einfachheit ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Implementierung. Viele Clubs sind mit den fachlichen Anforderungen der Design-Richtlinien schlicht überfordert. Das Brand Center bietet neben dem Logo-Generator leider keinen weiteren brauchbaren Nutzen. Und deshalb bedarf es hier eines Umdenkens. Mein Vorschlag: Machen wir das Design zur Chefsache. So wie es für das korrekte Erstellen von Grant-Anträgen
oder für die Pflege der Clubwebseiten Unterstützung durch Distriktbeiräte gibt, brauchen die Distrikte auch zentrale Ansprechpartner für visuelle Kommunikation. Wie wäre es mit der Etablierung von DGDOs – District Graphic Design Officers?
Es gibt in jedem Distrikt Freundinnen und Freunde mit beruflichem Hintergrund im Grafikdesign. Diese könnten die Klassiker wie Flyer, Plakate oder Roll-ups gleich von der Stange anbieten und für die Clubs individualisieren. Denn wie ich eingangs schrieb: Jedes Mitglied bei ­Rotary sollte sich nach den eigenen Fähigkeiten einbringen.

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