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Standpunkt

Das Gute liegt so nah

Standpunkt - Das Gute liegt so nah
Cara Dielmann © Privat

Die Generation der Rotaracter birgt Potenzial und bietet einen Mehrwert für den Rotary Club. Bei der Mitgliedergewinnung sollten Rotarier zumindest genau hinschauen.

Cara Dielmann01.03.2021

Nun sagt, liebe Rotary Clubs, wie handhabt ihr es mit den Rotaractern?“ Die Frage, warum nach wie vor so wenige Rotaracter den Übergang zu Rotary „schaffen“, kann inzwischen wohl schon als Gretchenfrage im Dialog zwischen Rotary und Rotaract bezeichnet werden.

Dass vergleichsweise wenige Rotaracter nach ihrer aktiven Zeit bei Rotaract Mitglied in einem Rotary Club werden, ist allseits bekannt. Darüber hinaus verrät ein Blick in die Statistiken bei Rotary Club Central, dass die Anzahl der unter 40-Jährigen in den einzelnen Clubs marginal ist. Während man zum Beispiel im Sport liebend gerne auf Nachwuchstalente aus den eigenen Kaderschmieden zurückgreift, wird bei Rotary vermehrt Kaltaquise betrieben. Dies erscheint durchaus verwunderlich, bedenkt man, dass Rotaracter durch ihr Engagement bereits mit der rotarischen Familie vertraut sind, bewiesen haben, dass sie sich engagieren wollen und zu dem auch noch von der rotarischen Idee überzeugt sind. Also – um bei Goethe zu bleiben – warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah.

Dienst an der Gesellschaft selbstverständlich

Junge Berufstätige der Generation Y, beziehungsweise der sogenannten Millenials, suchen ihre Selbstverwirklichung nicht mehr nur im beruflichen Umfeld, sondern wollen sich im Rahmen der Work-Life-Balance auch außerhalb ihres Berufes einbringen und weiterentwickeln. Der Dienst an der Gemeinschaft ist für diese Generation – und erst recht für Rotaracter – selbstverständlich. So wird trotz persönlicher Herausforderungen wie der Karriere- und Familienplanung bewusst und zielgerichtet Zeit für gesellschaftliches Engagement eingeplant.

Auch die Erfahrungen, die diese Generation aus der Arbeitswelt mitbringt, macht sie zu einem interessanten Faktor für Rotary. Schließlich gehören zum heutigen Berufsalltag neben innovativen Arbeitsmodellen auch neue Arten der Vernetzung und besondere Themen wie Nachhaltigkeit. Dies bringt nicht nur neuen Input für die einzelnen Mitglieder, sondern kann auch die Organisation des eigenen Clublebens positiv beeinflussen. Die Gruppe junger Berufstätiger bietet für Rotary viel Potenzial und dieses sollte man heben!

Flexible Meetingformate

Doch sich gegenüber jungen Menschen offen zeigen, reicht oft nicht aus. Auch wenn wir Rotarier wissen, was Rotary auszeichnet und besonders macht, erscheint eine Rotary-Mitgliedschaft für jüngere Generationen auf den ersten Blick nicht immer attraktiv. So zeigte Freund Henning von Vieregge im Standpunkt der Januarausgabe des Rotary Magazins einige Hindernisse auf, die Rotaracter davon abhalten könnten, Rotarier zu werden. Zum Beispiel wurde bemängelt, dass es keine Mitglieder im eigenen Alter gäbe oder dass nur gespendet würde, aber keine aktiven „Hands-on“-Aktionen stattfänden.

Erkannt hat dies auch Past RI-Präsident Mark Maloney, der im Magazin Rotary (vormals The Rotarian) dafür plädierte, neue Clubs mit alternativen, unkonventionellen Angeboten und Meeting-Formaten zu gründen. Dies würde helfen, andere Bevölkerungsgruppen anzuziehen, um damit alle Aspekte der Gesellschaft abzudecken. Das ist insoweit eine gute Idee, als dass diese Clubs als Vorbild vorangehen können, um andere Clubs zu inspirieren.

Zum einen können sie aufzeigen, wie man die geschätzten etablierten und essenziellen Werte Rotarys und moderne Ansätze, die das Clubleben für jüngere Generationen attraktiv macht, vereint. Zum anderen können sie mit ihrer generationen-diversen Mitgliederstruktur beweisen, welchen Mehrwert diese Generation für unsere Organisation schafft.

Auf lange Sicht sollte jedoch das Ziel sein, dass jeder einzelne Rotary Club beim Thema Mitgliedergewinnung den Blick auf Rotaract richtet und evaluiert, welches Potenzial sich dort verbirgt. Denn eins steht fest: Engagierte Rotaracter wollen ihr Potenzial entfalten. Finden sie keinen nahtlosen Übergang zu Rotary, so werden sie sich in der Regel nach einer neuen Gemeinschaft umsehen, um sich dort zu engagieren. Sorgen wir dafür, dass dieses Potenzial in der rotarischen Familie bleibt!

Diskutieren Sie mit und beteiligen Sie sich an unserer Meinungsumfrage zu diesem Standpunkt: rotary.de/#umfrage 

Cara Dielmann
Cara Dielmann, RC Frankfurt Rhein-Main ist Gründungspräsidentin des RC Frankfurt Rhein-Main, im Distriktbeirat des Distrikts 1820 für Clubförderung und Mitgliedergewinnung verantwortlich und war viele Jahre bei Rotaract aktiv.

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