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Das große NEIN

Das Volk meldet sich zurück

Während die Eliten lange Zeit die Globalisierung vorantrieben, zeigen die Bürger immer öfter, dass sie ihre Identität nicht aufgeben wollen.

01.10.2016

Wann immer es einen Trend gibt, wird es früher oder später einen Gegentrend geben. Das scheint fast ein Naturgesetz zu sein. Und wo immer starke Gefühle unterdrückt werden, weil sie als politisch inakzeptabel oder einfach unangebracht betrachtet werden, werden sie dennoch einen Weg finden, sich auszudrücken. Auch dies ist eine unumstößliche Regel. Die öffentliche Meinung mag vielleicht manipulierbar sein, aber sie ist auch sehr unbeständig. Kurz gesagt, werden die Menschen nicht immer für das stimmen, was die sogenannte Elite als das Beste für sie erachtet.

Warum sind diese einfachen Wahrheiten für unsere heutigen politischen Führer so schwer zu verstehen? Warum schütteln sie ihre Köpfe in selbstgerechter Betroffenheit, wenn es jemand wagt, die sorgfältig ausgearbeiteten Pläne für TTIP anzuzweifeln, kein Interesse am Ausrichten der Olympischen Spiele hat oder – am unverständlichsten – entscheidet, dass man tatsächlich kein Teil der Europäischen Union mehr sein will? Was ist während der letzten zwanzig Jahre passiert, dass es zu einer so ausgeprägten Kluft zwischen Regierenden und Regierten gekommen ist?

In den Nuller-Jahren hat der Prozess der Globalisierung rasch an Fahrt aufgenommen und ist scheinbar unvermeidlich geworden. Die gleichen Produkte, Filme und sogar Bücher sind sofort in aller Welt erhältlich. Die gleichen Ladenketten, Designer-Outlets und Firmenlogos säumen die Straßen von Singapur, Sydney und San Francisco. Wir ahnen, dass eine neue Weltordnung im Entstehen begriffen ist.

Kein Blick für eigene Probleme
Unsere Medien konzentrieren sich mehr und mehr auf das internationale Geschehen und immer weniger auf die Realität vor unserer eigenen Haustür. Es ist durchaus möglich, dass man Tränen über das Unglück von Erdbebenopfern oder politischen Gefangenen in entfernten Ländern vergießt und gleichzeitig das urbane Elend ein paar Blocks von unserer Wohnung entfernt nicht wahrnimmt.

Zur selben Zeit erfordern dringende globale Probleme ganz offensichtlich ein weltweites und kein nationales Handeln. Energieknappheit, internationaler Handel, die Flüchtlingskrise und vor allem die globale Erwärmung. Dadurch wird unsere Aufmerksamkeit ständig auf die täglichen Riesenprobleme der Welt gelenkt, weg von den unmittelbaren Erfahrungen unseres Alltagslebens. Dabei leben unsere Politiker in einer Traumwelt der hegelschen Selbstüberschätzung, sehen sich selbst als die Architekten einer neuen und besseren Weltordnung, sammeln und verarbeiten immer komplexere Daten, arbeiten in einem immer größer werdenden weltweiten Netz-werk aus Kontakten und Verhandlungen mit ihresgleichen. In einer kontinuierlichen Abfolge dramatischer globaler Szenarien, umgeben von einem Ozean aus Bürokratie ist nichts leichter, als die jungen Arbeitslosen von Birmingham und Bari zu vergessen.

Das hektische Leben der Politiker wird noch durch weitere Faktoren intensiviert und kompliziert. Der unvermeidbare Kontakt zu Banken und multinationalen Unternehmen bringt sie oft in Versuchung. Es ist erstaunlich, wie viele unserer politischen Führer Positionen in Firmen annehmen, deren Angebote sie besser ausschlagen sollten, solange sie noch im Amt sind. José Barrosos kürzlicher Wechsel zu Goldman Sachs ist ein Paradebeispiel, und es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass sein Nachfolger Jean-Claude Juncker darauf mit einer Ethikuntersuchung reagiert, während er selbst zuvor als Premierminister von Luxemburg auf Du und Du mit internationalen Konzernen war. Wie können wir diesen Menschen trauen?