Standpunkt
„Ehrenamtliche Stunden müssen erfasst werden“
Für Rotary werden global rund 47Millionen ehrenamtliche Stunden erbracht. Pro Jahr. Wie viele es hierzulande sind, weiß keiner. Damit verschenken wir ein wichtiges Argument.
Rotarierinnen und Rotarier erbringen einen Service, um Menschen, die Hilfe benötigen, zu unterstützen. Dafür haben sie die Rotary-Foundation, die ihnen dabei hilft, Gutes in der Welt zu tun. So lernen wir es als Rotarier, und diese Aussagen sind auch das, was wir sagen, wenn wir gefragt werden, warum wir Rotarier sind und wozu Rotary eigentlich gut ist.
Aber was antworten wir, wenn die Fragen weiter gehen, wenn Kinder, Enkel oder Freunde wissen möchten, wie wir explizit unterstützen und wie stark wir uns als Rotarier ehrenamtlich engagieren? Dann werden wir unsicher, weil uns die überzeugenden Antworten fehlen. Wir können zwar darlegen, was in unserem Club Gutes für das Gemeinwohl getan wird, aber die Wirkung von Rotary in einem größeren Umfeld können wir größtenteils nicht in Worte fassen, mit Ausnahme vielleicht von Polio.
Wie hilfreich wäre es, an dieser Stelle zu wissen, welche großartigen Projekte Rotarier gespendet und mit ihren Händen errichtet haben, sowohl in unserer Stadt und unserer Region, aber natürlich auch im ganzen Land? Weltweit?
Wie hilfreich wäre es zu wissen, und wie überzeugend wäre unsere Antwort, wenn wir sagen könnten, dass unsere Gesellschaft jährlich x-tausend von ehrenamtlichen Stunden geschenkt bekommt, damit hilfsbedürftigen Menschen geholfen werden kann?
Wie hilfreich wäre es, wenn wir noch ergänzen könnten, dass Rotarier diese Projekte mit x-tausend gespendeten Euro unterstützen?
Leider können wir diese Argumente nicht nutzen, weil uns aus den Clubs und aus den Distrikten die nötigen Informationen fehlen, denn: Ehrenamtliche Stunden werden nicht erfasst.
Unsere Argumente müssen besser genutzt werden
Viele Rotarier und viele Clubs meinen immer noch, dass Informationen dieser Art nicht in die Öffentlichkeit gehören. Sie reduzieren damit für andere Rotarier die Möglichkeit, mit überzeugenden Argumenten für Rotary und für die rotarische Idee zu werben. Uns fehlen aber auch wesentliche überzeugende Argumente, um Skeptiker oder an Rotary Interessierte von der Sinnhaftigkeit der rotarischen Idee und von dem Wohle für die Gesellschaft durch rotarisches Engagement zu überzeugen. Rotary International (RI) hat die prägende Wirkung der ehrenamtlichen Arbeit auf das Gemeinwohl erkannt und beim Johns Hopkins Center for Civil Society Studies eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse dann 2019 veröffentlicht wurden (bit.ly/3oxwOSc).
Wir wissen jetzt aus den Ergebnissen der Studie, dass global und pro Jahr Menschen im Namen von Rotary insgesamt 47 Millionen ehrenamtliche Stunden erbringen, das sind etwa 27.000 Mannjahre.
Diese Zahlen sind sicherlich überwältigend, aber sie berühren nur schwach die Herzen derer, die den notleidenden Menschen im eigenen Umfeld etwas Gutes tun wollen. Hier helfen die großen Zahlen zwar unterstützend, aber entscheidend und das Herz berührend sind immer noch sinnvolle Hilfsprojekte im eigenen Umfeld und das für diese Projekte erbrachte Engagement, soll heißen: die geleisteten ehrenamtlichen Stunden sowie auch der finanzielle Beitrag, um diese Projekte umsetzen zu können.
In einem Interview anlässlich der oben erwähnten Studie hat John Hewko, Generalsekretär und CEO von Rotary International, noch einmal die Bedeutung des ehrenamtlichen Beitrags von Rotary unterstrichen. Er wies dabei auch darauf hin, dass „Freiwilligenorganisationen zunehmendem Druck ausgesetzt sind, ihre Wirkung nachzuweisen und ihre sozialen Ergebnisse zu quantifizieren“, siehe den Rotary Volunteering Report unter bit.ly/3kFfutk.
Aus diesem Grund appelliere ich an die Clubs und ihre Präsidenten, aber auch an die Governor in den Distrikten, die ehrenamtlich erbrachten Stunden und auch die finanzielle Unterstützung in ihren jeweiligen Bereichen zusammenzutragen, weiterzugeben und kommunikativ zu nutzen. Hier geht es nicht darum, mit diesen Informationen Einzelne zu kontrollieren oder hervorzuheben, es geht vielmehr darum, sprachfähig zu sein, und zwar mit belastbaren Argumenten an der Hand, um Wert und Wirkung der rotarischen Idee für das Gemeinwohl ausdrücken zu können.
Eine substanziierte und anrührende Berichterstattung über das, was wir als Rotarier an ehrenamtlichem Engagement leisten und damit Gutes in der Welt tun, kann uns wirkungsvoll dabei helfen, das Image von Rotary in der Gesellschaft anzuheben und uns interessant und attraktiv zu machen für junge, engagierte Menschen. Wir sehen am Beispiel von Rotaract, dass es viele junge Menschen gibt, die mithilfe einer Serviceorganisation hilfsbedürftigen Menschen und damit dem Gemeinwohl etwas Gutes tun wollen.
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