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Kitzbühel

Ein Kämpfer schlägt sich durch

Der neue Weltpräsident der rotarischen Golfer, der österreichische Hotelier Gerhard Resch, will expandieren. Handicaps sind ihm dabei nicht das Wichtigste.

06.04.2016

Den Golfplatz Rasmushof kann Gerhard Resch von seinem Hotel aus sehen. Eine Anlage mit neun Löchern unterhalb der Streif, der legendären Skiabfahrt in Kitzbühel. Im Grunde begann hier seine sportliche Karriere, sein Aufstieg zum Weltpräsidenten der rotarischen Golfer. Zwar hatte er seinen ersten Ball in Südafrika geschlagen – direkt ins Fenster des Clubhauses. Aber er hat dann wieder aufgehört, bis sich Jahre später eine amerikanische Reisegruppe nur dann in seinem Hotel einbuchen wollte, wenn sie in der Nähe golfen könne. Resch versprach es und begleitete sie während des Aufenthalts fast täglich auf den Golfplatz. „Da habe ich das Golffieber bekommen“, erzählt Resch. Und das packt ihn noch heute.

Den Höhepunkt erlebte er in diesem Jahr. Im Rathaus zu Kitzbühel überreichte ihm der türkische Rotarier Omer Yalkin eine Kette und kürte ihn damit zu seinem Nachfolger als Präsident der International Golfing Fellowship of Rotary (IGFR), einer der vielen Freundeskreise, in denen Rotarier ihren Hobbys nachgehen vom Jazz über Geschichtsforschung bis zum Segeln (siehe Seite 28).

WELTTURNIER IN ROTTERDAM
Rund 1500 Rotarier haben sich der Golfing Fellowship weltweit angeschlossen, einschließlich Ehepartnern kommt sie auf 2000 bis 2500 Mitglieder. Sie treffen sich auf regionalen, nationalen und internationalen Turnieren. Einmal im Jahr kämpfen sie um den Weltpokal – im Juli 2016 in Rotterdam. „Das ist meine 15. Weltmeisterschaft“, sagt Resch und zeigt auf die Trophäen in seiner Schrank- vitrine. „Im Keller stehen noch mehr“, ein Weltpokal ist allerdings nicht darunter. Dafür hat es nicht gereicht. „Mein bestes Handicap“, sagt Resch, „war 17.“

Dennoch hat er im Golfen Meisterliches geleistet. Zur Feier im Rathaus kamen deshalb auch Bürgermeister Klaus Winkler und Tourismuspräsidentin Signe Reisch. Denn nicht nur die Rotarier profitieren von Reschs Einsatz, sondern auch Kitzbühel. Schon kurz nach dem Gastspiel der amerikanischen Touristen hatte Resch gedrängt: „Wir müssen das Golfen erweitern.“

BERNHARD LANGER EINGEFLOGEN
So wollte er das Sommergeschäft des Wintersportortes beleben. 1989 erreichte er sein Ziel: die Eröffnung eines weiteren Golfplatzes, sogar mit 18 Löchern, und die Gründung des Golfclubs Kitzbühel-Schwarzsee. „Zum ersten Spiel haben wir die Golfstars Bernhard Langer und Payne Stewart aus Schottland einfliegen lassen“, erzählt Resch. Fußballlegende Franz Beckenbauer gehört noch heute dem Club an.

Es war ein harter und langwieriger Kampf, bis die Kitzbüheler dem Bau der neuen Anlage zustimmten. „Auch alteingessene Hoteliers haben nicht kapiert, dass wir das Golfangebot erweitern müssen, um neue Gäste zu gewinnen“, erzürnt sich Resch noch heute. Er zählt selbst zu den alteingessenen Hoteliers, öffnet sich aber neuen Trends. Das Wappen seiner Familien tauchte erstmals 1580 auf. Zu Reichtum brachte es der Urgroßvater. Als 1875 Bahngleise durch das Brixental verlegt wurden, beköstigte er die Bahnarbeiter und verdiente damit so viel, dass er nach Kitzbühel zog und das Gasthaus Eisenbad kaufte.

Ein Kurhaus mit Anlagen für Eisen- oder Schlackenbäder. „Sogar aus dem Ausland kamen Gäste, auch aus Russland“, erzählt Resch. Später beauftragte sein Urgroßvater einen italienischen Architekten, in Kitzbühel eine herrschaftliche Villa zu errichten. Daraus entwickelte sich nach Um- und Anbauten das heutige Hotel Resch. 1966 übernahm Gerhard Resch das Haus, 2014 übergab er es seiner Tochter Gerlinde. Und hat seither mehr Zeit fürs Golfen. Die braucht er auch, will er sein Programm als IGFR-Präsident in die Tat umsetzen.

SPITZENTREFFEN IN HAMBURG
„Mein Ziel ist es, dass wir jetzt neue Länder bearbeiten, um mehr Mitglieder zu bekommen“ kündigt Resch an. Dabei hat er vor allem Osteuropa im Visier. „Die ersten Anfänge habe ich in Ungarn gemacht, in Tschechien sind wir auf einem guten Weg.“ Geplant ist ein Fünf-Länder-Turnier mit Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Österreich und der Schweiz.“ Außerdem erwägt er ein Drei-Länder-Turnier mit Österreich, der Schweiz und Deutschland. „Österreich und die Schweiz liegen innerhalb der IGFR sehr gut, Deutschland schwächelt ein wenig“, meint der neue IGFR-Präsident. Aber das dürfte sich spätestens 2019 ändern.

ARABISCHE NÄCHTE
Dann tragen die rotarischen Golfer ihre Weltmeisterschaft in Hamburg aus. Und damit zum zweiten Mal in Deutschland seit der Gründung der IGFR im August 1963 in Schottland. Zum ersten Weltturnier in Deutschland, 1997 in Bad Griesbach, kamen 510 Spieler, mehr als je zuvor und danach. „Teilnehmen darf jedes IGFR-Mitglied“, wirbt Resch, „wir schreiben kein bestimmtes Handicap vor, es gibt auch keine Qualifizierungsturniere.“

„Bei der Golfing Fellowship geht es nicht nur um das Sportliche“, sagt Präsident Resch, genauso wichtig sei das Gesellschaftliche. „Wir haben tolle Sachen erlebt: In Florenz haben sie die Ponte Vecchio gesperrt, damit wir mit unseren Fahnenträgern einziehen konnten, und in Deauville haben sie eigens für uns ein Pferderennen organisiert“, schwärmt Resch noch heute und ist gerührt von den arabischen Nächten bei der Europa-Meisterschaft im vergangenen November in Marokko. „Die Turniere“, sagt Resch, „sind ein Treffen von Freunden.“ Das ist es, was für ihn mehr zählt als Handicap und Pokale: die Freundschaft.