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Eine Reise in den Krieg

Globales Netzwerk - Eine Reise in den KriegFotostrecke: Eine Reise in den Krieg
Liebevoll gepflegte Gräber auf einem Friedhof für gefallene Soldaten in Lemberg. Für mehr Impressionen bitte auf das Bild klicken! © Privat

Armin Staigis und Fritz Hohnerlein von der Task-Force „Krieg in Europa – Rotary hilft“ reisten gemeinsam mit Past-RI-Präsident und Foundation-Chair Holger Knaack fünf Tage durch die Ukraine. Sie schildern Eindrücke einer Reise, die Spuren in ihren Herzen hinterlässt.

Armin Staigis01.07.2025

Gut, dass ihr hier seid!“ Oft haben wir während unseres fünftägigen Aufenthalts in der Ukraine diesen Dank von den ukrainischen rotarischen Freundinnen und Freunden gehört. Nicht nur sie, sondern auch die Repräsentanten des ukrainischen Staates und der deutsche Botschafter Martin Jäger betonten in den Gesprächen die Bedeutung dieser Besuche, sind sie doch Ausdruck der Verbundenheit mit der ukrainischen Bevölkerung in diesem Krieg. Es wird als das bewusste Teilen der Risiken und Gefahren empfunden, denen die Ukrainer tagtäglich ausgesetzt sind und durch die sie immer wieder Familienangehörige und Freunde verlieren.

Kommt man in eine Stadt wie Lemberg oder auch Kiew, wird zunächst nicht deutlich, dass die Ukraine sich im Krieg befindet. Denn die Menschen gehen ihrem Tagwerk nach. Autos und Busse fahren, das öffentliche Leben scheint kaum beeinträchtigt. In den Cafés kann man Espresso oder jedes andere Getränk bestellen und zusammen mit Kuchen und Gebäck genießen.

2025, Eine Reise in den Krieg
Raketeneinschlag unmittelbar neben einer Schule ( © Privat

Ein völlig anderes Bild zeigt sich Minuten später in einem Stadtteil Kiews, der im April 2025 von einer russischen Rakete getroffen wurde. 13 Menschen starben, Wohnhäuser sind völlig zerstört oder stark beschädigt und unbewohnbar. In der benachbarten Schule Nr. 96 ist durch die Druckwelle kaum noch eine Fensterscheibe heil geblieben und die Inneneinrichtung teilweise zerstört worden. Aber die Schuldirektorin Lariysa Zhuk strahlt wenige Wochen danach, während sie uns die Beschädigungen zeigt, eine unglaubliche Zuversicht aus. Der Schulbetrieb soll bald wieder normal laufen, auch wenn dazu noch Hilfen und Arbeiten erforderlich sind.

Prägende Eindrücke

Einen besonders emotionalen Moment hatten wir gleich zu Beginn der Reise beim Besuch des Friedhofs für die gefallenen Soldaten in Lemberg, unmittelbar neben dem städtischen Friedhof, inzwischen mehrere Fußballfelder groß. Welche Schicksale verbergen sich hier hinter jedem der liebevoll gepflegten Gräber? Unser rotarischer Freund blieb im Auto, er ist hier wohl schon zu oft ausgestiegen.

Diese Eindrücke, die einem viel abverlangen, haben unsere Reise geprägt, so auch am Mahnmal in Butscha für die durch die russischen Streitkräfte getöteten mehr als 500 zivilen Mitbürger dieser Stadt oder in dem bei der Verteidigung Kiews völlig zerstörten benachbarten Moschtschun, wo man sich um den Wiederaufbau bemüht. In Moschtschun haben die deutschen Rotarierinnen und Rotarier 38 Notunterkünfte für Familien und eine medizinische Station durch Spenden finanziert und bauen lassen. „Hier bleibt noch viel zu tun, und wir brauchen auch weiterhin eure Hilfe“, so Past-Gov. Sergii Zavadskyi vom RC Kyiv-City, der diesen Ort inzwischen zu „seinem“ rotarischen Projekt gemacht hat. Wenn das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mithilft, wollen wir dort einen Kindergarten errichten, Baubeginn ist hoffentlich noch in diesem Jahr.

Aktuell gibt es 56 offene Global-Grant-Projekte in der Ukraine mit einem Gesamtvolumen von 3,6 Millionen Euro. „Wir sind sicher, dass unsere Global Grants die geplante langfristige Wirkung haben werden“, betont Foundation-Chair Holger Knaack, der sich auf der Reise von der hervorragenden Qualität der Projekte überzeugen konnte und gleichzeitig die Gelegenheit hatte, als RI-Vertreter den ukrainischen Freundinnen und Freunden vor Ort für ihren unermüdlichen Einsatz zu danken.

Luftalarm

Die Gefahren in diesem europäischen Krieg für die Bevölkerung und einen selbst werden dann nachts deutlich; durch Sirenen und die App auf dem iPhone geweckt, wird vor dem nächsten Luftangriff gewarnt. Die Menschen in der Ukraine erleiden das seit nunmehr dreieinhalb Jahren mit einem bewundernswerten Durchhaltewillen. Trotz aller erkennbarer Erschöpfung ist Aufgeben keine Option für sie. Die rotarische Gemeinschaft des Distrikts 2232 hilft der Bevölkerung mit den verfügbaren Mitteln, wo sie es kann. Das verdient unsere höchste Anerkennung und unsere weitere Unterstützung, die so wichtig bleibt. Diese Hilfe wird von Rotary aus vielen Ländern Europas, aus Nordamerika, aber auch anderen Teilen der Welt geleistet. Leisten wir aus Deutschland dazu auch weiterhin unseren Beitrag!

Wir haben mit unseren rotarischen Freunden, so mit Sergii Zawadskyi und Borys Bodnar, die unsere Reise so vorbildlich organisiert hatten, aber auch mit den Verantwortlichen in der ukrainischen Regierung, darunter mit dem stellvertretenden Minister für Gesundheit, Edem Adamanov, über unsere zukünftigen Hilfen gesprochen. Alle haben in großem Einvernehmen unsere vier Prioritäten bestätigt:

• Medizinische Hilfen
• Energieversorgung
• Versorgung mit sauberem Wasser
• Unterstützung von Projekten der Kinder- und Jugendhilfe sowie von deren Müttern

Bei den medizinischen Hilfen wurde immer wieder die sehr notwendige Unterstützung bei Maßnahmen zur mentalen Gesundheit hervorgehoben. In der Task-Force prüfen wir hier unsere Möglichkeiten. Der Themenclub „Mentale Gesundheit in Deutschland“ wird dabei einbezogen. Jede weitere Idee ist sehr willkommen.

Eine solche Reise mit Begegnungen mit den von diesem schrecklichen Krieg betroffenen Menschen, die unmittelbare Wahrnehmung des dadurch ausgelösten Leids hinterlässt Spuren in unseren Herzen.

Wir können den Menschen in der Ukraine nicht den Frieden bringen, aber als Rotarierinnen und Rotarier mit unseren Möglichkeiten und Mitteln humanitäre Hilfe und Wiederaufbau leisten – und immer wieder Solidarität zeigen.

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Wissenswert

Mitglieder der Task-Force „Krieg in Europa – Rotary hilft“ des Deutschen Governorrats (DGR) und die Distriktbeauftragten der 15 deutschen Distrikte sowie die Vertreter des Rotaract Deutschland Komitees (RDK) helfen, koordinieren, vernetzen und unterstützen die Clubs bei Initiativen und Projekten der Ukraine-Hilfe. Die Gesamtkoordination der Task-Force übernimmt am 15. Juli 2025 Jörg Kutzim, Past-Governor des Distrikts 1890, RC Hamburg-Haake (Mail: jkutzim@t-online.de).

Nähere Infos zur Task-Force, zu Projekten und zur möglichen Unterstützung der Clubs finden Sie auf der Webseite rotary-fuer-ukraine.de
Mit Global Grants der Rotary Foundation sind erheblich größere Projekte möglich. Hilfestellung leistet der Rotary Deutschland Gemeindienst (RDG): briefkasten@rdgduesseldorf.de