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Empfehlungen an den Vorstand

Rotary Aktuell - Empfehlungen an den Vorstand
Die Abstimmung beim Council on Resolutions (COR) erfolgt online. © Rotary International

Council on Resolutions bestätigt zentrale Herausforderungen für Rotary – Überraschungen für Rotaract kurz nach dem COR.

Hans-Hermann Kasten 01.01.2020

Der nunmehr zweite Council on Resolutions (COR) bestätigt die Sorgen der Rotarier, ist aber ohne große Überraschungen verlaufen. Die Überraschungen zum Thema Rotaract folgten dann kurz nach dem Schluss der Abstimmungen.

Im Oktober/November 2019 konnten wieder die über 500 Delegierten aus den Distrikten der ganzen rotarischen Welt über Empfehlungen an den Zentralvorstand von RI abstimmen.

Die Zahl der Anträge pendelt sich wohl über 30 ein. Mit drei Anträgen aus dem deutschsprachigen Raum sind wir relativ gut dabei. Ein besonderes Lob gilt dabei den Schweizer Distrikten, die bei allen dieser drei Anträge beteiligt waren.

Abstimmung von zu Hause aus
Eine kleine Arbeitsgruppe aus dem COL-Ausschuss des Deutschen Governorrates – bestehend aus dem Vorsitzenden Hans-Hermann Kasten, Hans Pixa und dem Schweizer Vertreter Urs Klemm – hatte die Abstimmung für die deutsch- sprachigen Delegierten durch eine Sy­nopse aus deutschen Übersetzungen und Hintergrundinformationen vorbereitet. Natürlich ist aber jeder Abgeordnete völlig frei in seinem Abstimmungsverhalten. Diese Abstimmung kann er dann bequem von zu Hause aus vornehmen. Erstmals wurde im Vorfeld eine Anregung aus unseren Reihen umgesetzt, online vor der Abstimmung einen Austausch der Delegierten zu den Anträgen zu ermöglichen.

Sieben akzeptierte Anträge
Zentrale Themen bleiben die Verjüngung von Rotary, Möglichkeiten einer Liberalisierung bei den Grants der Foundation und der Themenkreis Good Governance. Hinzu kommt in diesem Jahr die Sorge, dass dem Berufsdienst nicht mehr genug Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Die (nur) sieben akzeptierten Anträge betreffen denn auch genau diese Bereiche:

• Der wohl wichtigste Antrag aus der Schweiz empfiehlt jedem Club die Einrichtung eines Strategie-Ausschusses. In Anbetracht der in den letzten Jahren beschlossenen Freiräume für die Clubs macht es Sinn, diese bewusst auszufüllen.
• Dem RI-Zentralvorstand wird dringend empfohlen, die Regelungen für Rotaract zu aktualisieren. Näheres dazu am Ende dieses Berichtes.
• Er soll die Publikation aller Aktivitäten und Ergebnisse verbessern. Dies gilt explizit auch für den Berufsdienst.
• Der Berufsdienst soll zudem nach dem Votum des COR auch als Instrument der Mitgliedschaftsentwicklung und der Werbung junger Erwachsener beworben werden. Die Beschlüsse zum Berufsdienst sind sicher auch ein Ausdruck des Unbehagens darüber, dass laut Board-Beschluss vom Oktober 2018 der Berufsdienst-Ausschuss auf Distriktebene nicht mehr vorgesehen ist.
• Der Council on Legislation (COL) 2019 hat dem RI-Zentralvorstand das Recht eingeräumt, die steuerliche Einordnung von Rotary in den USA zu optimieren. Hier hat der COR explizit mit seinem stärksten Votum (83 Prozent ja) einen Fortschrittsbericht eingefordert.
• Die Trustees werden zu mehr Flexibilität bei der Budgetierung von Global Grants im einzelnen Abwicklungsfall aufgefordert.
• Zahlreiche Anträge zu einer grundsätzlichen Erweiterung der Spielräume bei Global Grants scheiterten nur sehr knapp. Eine deutliche Mehrheit aus diesem Themenkreis konnte nur ein Antrag hinter sich versammeln, der auch Projekte für die Elektrizitätsversorgung in den Förderkatalog der Rotary Foundation aufnehmen will.


Vielfältige rotarische Welt

Trotz gemeinsamer Grundtendenzen zeigen die Anträge aber auch die Vielfalt der rotarischen Welt. Keinen Enthusiasmus hat etwa ein Antrag ausgelöst, wonach jede Zusammenkunft mit einem Rotary-Gelübde eröffnet werden sollte. Und manche Anträge zwingen zum Nachdenken, wenn zum Beispiel der Antrag auf Verkürzung von Online-Abstimmungsfristen die Stimmberechtigten explizit vor Korruption und Erpressung schützen soll.

Die Handlungsaufforderung des COR an den RI-Zentralvorstand zum Themenkreis Rotaract wurde „in Rekordzeit“ aufgenommen. Kaum war dieser COR zu Ende gegangen, folgte die Veröffentlichung erster Beschlüsse des RI-Zentralvorstandes aus seiner Oktober-Sitzung. Dies sind die wichtigsten Änderungen, die am 1. Juli 2020 wirksam werden:

• Jetzt können Rotaract Clubs auch ohne Rotary-Sponsor-Club gegründet werden.
• Die obere Altersgrenze wird aufgehoben, sodass alle „jungen Erwachsenen“ ohne Höchstalter bei Rotaract Mitglied bleiben können.
• Die Beitragspflicht für Rotaract Clubs bei Rotary wird später konkretisiert.
• Rotaract erhält herausfordernde Ziele. Die Zahl der Rotaracter soll bis 2020 um 100 Prozent, bis 2029 auf eine Million steigen. Bis 2020 soll auch die Zahl der Wechsler von Rotaract zu Rotary um 20 Prozent steigen.


Vereinfachter Übergang?

Damit wird ein Argument aufgenommen, dass der Übergang von Rotaract zu Rotary durch die bisherige Altersgrenze von 30 Jahren für Rotaracter erschwert wird. Es wird zu beobachten sein, ob die Ausdehnung der Mitgliedschaft wirklich den Übergang zu Rotary erleichtert und welche Auswirkungen sie auf das Selbstverständnis der Rotaracter haben wird.

Die Regelungskompetenz des Board für diese Themen im Rahmen des Code of Policies resultiert übrigens noch aus der alten Einordnung von Rotaract als rotarisches Projekt. Sicher wird der nächste COL die Frage behandeln, ob solche substanziellen Fragen nach der offiziellen Eingliederung Rotaracts in die rotarische Gemeinschaft durch den COL 2019 nicht dann auch durch Rotarys Gesetzgebende Versammlung zu regeln sind.

Aktive Teilnahme erwünscht
In den kommenden Monaten werden sich aus der Umsetzung aller Anträge sicher verschiedene Anliegen und Anträge ergeben, die auf dem CoR 2020 und dem COL 2022 einzubringen beziehungsweise zu beschließen sind. Alle Clubs und Distrikte unserer Zonen sind aufgefordert, sich aktiv in diesen Prozess einzubringen. Der COL-Delegierte Ihres Distriktes hilft gerne dabei.


COL und COR – die Ratsversammlungen von Rotary International
Der Council on Legislation (COL) tritt alle drei Jahre zusammen, um Gesetzesvorschläge für die Verfassungsdokumente von RI (RI-Verfassung, RI-Satzung, einheitliche Clubverfassung) zu diskutieren und zu beschließen. Jeder Distrikt entsendet einen COL-Delegierten. Dieser ist auch zuständig für die Vertretung des Distriktes im Council on Resolutions (COR), der einmal pro Jahr zusammentritt, um über Handlungsaufforderungen und -empfehlungen an den Zentralvorstand von RI abzustimmen. Der COR findet jeweils vom 15.10. bis zum 15.11. eines Jahres statt. Die Vorstellung der Anträge und die Abstimmungen erfolgen online. Mit dem COL-Ausschuss hat der Deutsche Governorrat ein Gremium geschaffen, in dem sich die deutschsprachigen Delegierten regelmäßig austauschen und ihre Mitarbeit in den Gremien vorbereiten können.

Hans-Hermann Kasten

Hans-Hermann Kasten, RC Aachen-Frankenburgist Council-on-Legislation-Beauftragter des Deutschen Governorrates.
© privat

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