Rotary Aktuell
„Schönes Signal an Rotaract“
Über 117 Vorschläge diskutierten und stimmten die Delegierten des „Council on Legislation 2019“ ab, hier kommen die wichtigsten Entscheidungen.
Das interessanteste Resultat zuerst: Die gesetzgebende Versammlung von Rotary hat beschlossen, die Nachwuchsorganisation Rotaract aufzuwerten – von einem rotarischen „Programm“ hin zu einem „Partner als vollwertigem Teil Rotarys“. Die Rotaracter selbst werden dadurch zwar nicht zu Rotariern, aber ihre Clubs Teil der rotarischen Gemeinschaft. Das Votum für die Aufwertung offenbart, wie hoch die Bedeutung Rotaracts für die Zukunft von Rotary eingeschätzt wird – ein schönes Signal an Rotaract und ganz im Sinne auch von RI-Präsident Barry Rassin, der während seiner Amtszeit immer wieder dafür geworben hat, den Nachwuchs für Rotary Clubs vor allem bei den Rotaractern zu suchen.
In Summe sind die Beschlüsse des CoL 2019 vielleicht nicht so revolutionär wie die des letzten CoL vor drei Jahren, aber es wurden doch viele neue Akzente gesetzt. Dabei war den Repräsentanten die Schärfung des Kostenbewusstseins der rotarischen Führung besonders wichtig. So wird das Board ermächtigt, eine Änderung des steuerlichen Status von RI in den USA in die Wege zu leiten und eine steuerliche Gleichstellung mit der Foundation anzustreben. Die Antragsteller sind zuversichtlich, auf diesem Wege jährlich rund 700.000 Dollar einzusparen, ohne die Foundation in ihren Aufgaben zu tangieren. Der Rat verringerte zudem die Zahl der nicht stimmberechtigten Teilnehmer am CoL. So werden ehemalige Präsidenten in Zukunft nicht mehr auf Kosten der Organisation an den Ratsversammlungen teilnehmen. Der Beschluss einer – im Vergleich zu den Vorjahren – moderaten Beitragsanhebung von einem Dollar per annum ab 2020 liegt deutlich unter den bisherigen Beschlüssen und soll sich am Inflationsausgleich orientieren.
Verpflichtung zur Diversität
Der Beschluss, dem Generalsekretär zusätzlich den Titel „Chief Executive Officer (CEO)“ zu verleihen, soll seine Vertreterrolle für Rotary nach außen stärken. Die Bedeutung des Klassifikationssystems wird eingeschränkt beziehungsweise überlagert durch die ausdrückliche Verpflichtung der Clubs zur Weiterentwicklung im Sinne von Vielfalt und Diversität, die nun in der einheitlichen Clubverfassung ausdrücklich festgeschrieben ist. Eine deutliche Absage wurde Anträgen erteilt, die versuchten, durch den letzten CoL gewährte Freiheiten zurückzudrehen, in Sachen „Präsenzen“ wird nun sogar ein Aufholen von Fehlpräsenzen innerhalb des gesamten Amtsjahres durch Projektarbeit und Ähnliches ermöglicht. Auch die Idee, das Pflicht-Abonnement von Regional-Magazinen – für Deutschland und Österreich das Rotary Magazin – abzuschaffen, wurde abgelehnt.
„Most productive CoL“
Die 532 Delegierten, darunter 18 Repräsentanten der deutschsprachigen Distrikte, ernteten nach fünf anstrengenden Sitzungstagen das Lob des Sitzungsleiters, im Hauptberuf amerikanischer Bundesrichter, es habe sich um einen „most productive CoL“ gehandelt. Dabei haben es sich die Delegierten nicht leicht gemacht. Immerhin wurde die Mehrheit der Anträge nach umfangreicher Diskussion abgelehnt oder zurückgezogen. Abgelehnt wurde dabei übrigens auch ein Antrag aus unseren Reihen, die Voraussetzungen einer Wahl zum Rotary-Direktor zu erleichtern, den Hans Pixa (RC Münster-Westfalen) vorgestellt hatte. Das gleiche Schicksal erlitt ein Antrag, der eine Gewichtung der Stimmen der Distrikte nach ihrer Mitgliederzahl vorsah – vorgestellt von Jürgen W. Müller (RC Hochschwarzwald). Für unsere Governor ist ein Beschluss von großer praktischer Bedeutung, den das Board auch auf unsere Anregung vorschlug: Die Frist zur Rechnungslegung und Entlastung eines ausscheidenden Governors wird bis zur Distriktkonferenz des Folgejahres verlängert.
Den Vorschlägen des RI-Vorstands, die Zahl der Delegierten zu halbieren und damit die bisherige Vertretung jedes Distriktes durch einen eigenen Repräsentanten zu beenden, um durch das Pairing von Distrikten kürzere Tagungszyklen zu refinanzieren, erteilten die Delegierten ebenfalls eine klare Absage. Urs Klemm (RC Aarau), ein sehr engagierter Schweizer Vertreter, kommentierte dies als ein wichtiges „demokratisches Signal“.
Mit großer Mehrheit ist schließlich eine große Fleißarbeit abgesegnet worden: Die Rotary Bylaws („Statuten“) und die Standard-Clubverfassung wurden gestrafft und moderner formuliert. Ein Blick in die überarbeiteten Unterlagen lohnt sich für alle Amtsträger.
Raum blieb auch für – aus europäischer Sicht – eher kuriose Anträge. So wurde etwa der Antrag, bei rotarischen Clubversammlungen eine Vertretung durch den Ehepartner zuzulassen, doch mit überwältigender Mehrheit abgelehnt.
Bedeutung des neuen CoR wächst
Die seit zwei Jahren bestehende Herauslösung des Council on Resolutions (CoR) mit Entscheidungen über Handlungsaufträge an den RI-Vorstand ermöglichte in diesem Jahr eine Verkürzung des CoL um einen Tag. Der diesjährige Rat hat nun eine Aufweichung der Trennung beider Gremien beschlossen. In dringenden Fällen kann das Board nun auch Entscheidungen über Gesetzesvorhaben dem jährlich online tagenden CoR vorlegen. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies in der Praxis bewährt.
Die Bedeutung des alle drei Jahre tagenden CoL bei der Wahrung bewährter rotarischer Grundlagen und bei ihrer sinnvollen und zeitgemäßen Weiterentwicklung ist nicht zu unterschätzen, deswegen sind alle deutschsprachigen Clubs und Distrikte aufgefordert, ihre Ideen und Vorschläge über die Gremien des CoR und CoL international einzubringen. Nur wer selber an dem Gesetzgebungsverfahren aktiv mitwirkt, kann dies auch in unserem Sinne gestalten. Wenden Sie sich mit Ihren Ideen an den CoL-Delegierten Ihres Distriktes, er oder sie wird Ihnen gerne bei der Vorbereitung eines Gesetzesvorschlages oder einer Resolution helfen!
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Hans-Hermann Kasten, RC Aachen-Frankenburg, ist Council-on-Legislation-Beauftragter des Deutschen Governorrates.
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