Rotary Aktuell
Herzlich willkommen
In fünf Schritten zur Clubgründung
In jedem rotarischen Jahr gründen sich in Deutschland und Österreich neue Rotary Clubs. Bis ein neuer Club jedoch offiziell gegründet und ein aktiver Teil der rotarischen Gemeinschaft ist, müssen ein paar Schritte zurückgelegt werden. Wir stellen die einzelnen Etappen vor: Eine rotarische Freundin erklärt, wie sie Mitglieder für einen neuen Club sucht (1. Schritt). Wir haben die Charterfeier eines Clubs besucht (2. Schritt) und begleiteten ein potenzielles neues Mitglied beim allerersten Clubbesuch (3. Schritt). Wir waren bei der allerersten CharityVeranstaltung eines neuen Clubs (4. Schritt) und zum Abschluss dabei, wie ein Präsident das Schild seines Clubs ans Clublokal schraubt (5. Schritt).
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Die Mannschaft steht. Jaqueline Jochum ist hocherfreut. „Es war sehr leicht, Mitstreiter zu gewinnen“, erklärt die Rotarierin. Nur einen Monat hat sie mit einem kleinen Team gebraucht, um insgesamt 22 Mitglieder für einen neuen Rotary Club zu finden. Jaqueline Jochum hat somit den ersten Schritt bei der Gründung eines Rotary Clubs hinter sich gebracht: die Mitgliedersuche. „Am besten funktionierte die Akquise per Telefon“, blickt sie zurück. Im persönlichen Gespräch sei es am einfachsten gewesen, Menschen von ihrem künftigen Rotary Club zu überzeugen.
Dieser Club weist eine Besonderheit auf. Es ist ein Themenclub. Der RC Urlaub für Kinder will sich künftig ausschließlich für die KidsCamps engagieren. „Es sind ganz besondere Menschen, die sich bei den KidsCamps einbringen. Die davon zu überzeugen, unserem dazu passenden künftigen Themenclub beizutreten, war dementsprechend einfach.“ Wenn jemand die Idee hegt, einen neuen Rotary Club zu gründen, stellt sich zunächst die Frage, wie und wo neue Mitglieder dafür rekrutiert werden können. Im Falle von Jaqueline Jochum und ihren Mitstreitern lag die Idee nahe, bei all jenen nachzufragen, die sich eh schon stark für die KidsCamps engagieren. Jochum musste selbst lediglich zehn Telefonate führen. „Einige der Angerufenen hatten selbst dann noch jemanden im Kopf, den sie als Mitglied für geeignet hielten.“
Bleibt die Frage, warum Jaqueline Jochum, die Mitglied im RC Friedrichshafen-Tettnang ist, nun diesen neuen Club gründet und dort Präsidentin wird. „Im neuen Club kann ich meiner Leidenschaft für die KidsCamps nachgehen. Das hat mir irgendwie gefehlt.“ Dem RC Friedrichshafen-Tettnang bleibt sie dank möglicher Doppelmitgliedschaft treu. „Ich weiß, was ich an diesem Club habe“, sagt sie voller Überzeugung.
Die Mitglieder des neuen RC Urlaub für Kinder stammen aus ganz Deutschland. Das erste gemeinsame Treffen fand in Eisenach statt. „Das liegt zentral in Deutschland und bot sich deshalb an“, erklärt Jochum. Neben einer Führung durch die Wartburg wurde da auch gleich die erste Sozialaktion gestartet. Der neue Rotary Club hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geld für den Verein Urlaubskinder e. V. zu sammeln. Dieser Verein wurde vor 15 Jahren gegründet, um die KidsCamps in Deutschland zu unterstützen. Und er wird künftig wiederum vom RC Urlaub für Kinder unterstützt. Letztlich geht es dem neuen Themenclub darum, dass die KidsCamps langfristig erhalten bleiben. Mehr noch: Die Idee soll sich weltweit in der rotarischen Gemeinschaft ausbreiten. Damit dies gelingt, treffen sich die Clubmitglieder nach erfolgter Gründung alle zwei Wochen online. Der jeweilige Meetingtag rotiert. „So kann niemand sagen, montags habe ich nie Zeit, deswegen bin ich raus“, erklärt Jaqueline Jochum. Hier zeigt sich: Es ist ganz entscheidend, Meetingart, Meetingtag und Meetingort zu klären. Clubs brauchen hier von Beginn an Klarheit.
Gemeinsames Frühstück am Freitag
Klarheit herrscht auch beim RC Hamburg-Volksdorf. „Wir treffen uns Freitagfrüh zum Frühstück“, erklärt Präsident elect Andreas Wende. „Da viele Clubmitglieder im Homeoffice arbeiten oder freitags zeitlich flexibler sind, hat sich dies als ideale Zeit für ein Meeting herauskristallisiert.“ 33 Mitglieder zählt der neue Club inzwischen. Vor Kurzem wurden fünf neue auf einmal aufgenommen. „Wir haben uns entschlossen, nur zweimal im Jahr neue Mitglieder aufzunehmen. Das können dann gleich mehrere sein. Wir wollen dies in einem würdigen Rahmen tun. Es soll wertschätzend sein“, erklärt Wende.
Im Club herrscht ein gutes Miteinander, und man hat die Bedürfnisse jedes Einzelnen im Blick. Das zeigte sich schon auf der Charterfeier. Hier setzte der Club bewusst einen Kontrapunkt zu den üblichen Abendveranstaltungen. Die Charter fand an einem Samstagnachmittag im Museumsdorf Volksdorf statt. Bei bestem Septemberwetter feierten die Clubfreundinnen und -freunde mit vielen Gästen ein großes Familienfest. Kinder konnten Tiere füttern, mit dem Planwagen fahren oder sich schminken lassen. Es gab leckere Grillspezialitäten und für die Erwachsenen reichlich Gelegenheit zum Austausch. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung.
„Bei uns kann sich die ganze Familie eines Mitglieds einbringen“, sagt Clubpräsident Volker Tschirch. Da sei dieses Familienfest der perfekte Auftakt gewesen. Die Charter des Clubs ohne Kinder zu feiern, hätte einfach keinen Sinn ergeben, ergänzt Wende. „Ein Abendevent stand nie zur Debatte.“ Mit der Charterfeier können neue Clubs gleich zu Beginn die eigene Clubpersönlichkeit zum Ausdruck bringen. Dem RC Hamburg-Volksdorf ist dies auf eine ganz besondere Weise gelungen.
Den individuellen Charakter eines Rotary Clubs lernt man gleich beim ersten Besuch kennen. So auch Felix Große. Zielsicher geht er eine kleine Treppe hinauf. Die Schritte suggerieren, dass Felix Große nicht das erste Mal den Rotary Club Ratingen besucht. Doch genau dies ist der Fall. Als Gast ist er zum Meeting eingeladen. „Ich habe im Vorfeld mit dem Clubmeister Armando Schmitt telefoniert und per Mail Kontakt gehabt“, berichtet Felix Große. Berührungspunkte mit dem Club gab es zuvor aber sonst keine. „Olaf Tünkers, mit dem ich schon beruflich Kontakt hatte, ist im Club engagiert und hatte gefragt, ob ich nicht einmal dabei sein möchte“, erklärt Große weiter.
Der 28-jährige Felix Große hat für sein Alter schon einiges in seiner beruflichen Vita vorzuweisen. Er führt eine Content-Produktions-Agentur mit zehn Mitarbeitern und veranstaltet mit dem Festival „Jetzt & Immer“ das größte in Ratingen mit 6000 Besuchern. „Im Vorfeld war ich natürlich neugierig, auf welche inspirierenden Persönlichkeiten ich bei Rotary treffen würde“, blickt Große zurück. Die Clubfreunde vom RC Ratingen machten ihm den Besuch leicht. „Ich kam sofort ins Gespräch und es war eine äußerst angenehme Atmosphäre.“ Er schätze den respektvollen Umgang, der bei Rotary gepflegt werde, betont Große und sagt: „Mal beim Rotary Club Ratingen hineinschnuppern zu dürfen, habe ich als ein Privileg empfunden. Gerade mit Blick auf mein junges Alter.“ Rotary habe schließlich einen Stellenwert in der Gesellschaft.
Eines steht fest. Es wird nicht der letzte Besuch von Felix Große beim RC Ratingen sein. Er wird am 20. Januar einen Vortrag im Club halten und Einblicke in seine Berufsfelder geben. „Wir freuen uns immer über spannende Persönlichkeiten, die wir als Gast begrüßen dürfen“, erklärt Clubpräsident Jorge Yen. Er hat verstanden, dass der Schritt, Gäste einzuladen und so womöglich neue Mitglieder aufzunehmen, einer ist, den die Clubs immer wieder gehen müssen, um fortzubestehen.
Ganz viele Gäste konnte der Rotary Club Transalp Passport begrüßen. Ende November luden die rotarischen Freundinnen und Freunde des neu gegründeten Clubs zum Beaujolais-Nouveau-Fest nach Salzburg zu ihrer allerersten Charity-Veranstaltung ein. Die Idee zu diesem Event kam Elisabeth Volpini De Maestri. Die gebürtige Französin kennt dieses Fest aus ihrer Heimat. „In Frankreich ist das ein großes Ereignis“, erklärt sie. Jedes Jahr am 3. Donnerstag im November wird die Ankunft des „neuen Beaujolais“, das ist ein junger Rotwein, gefeiert. Volpini de Maestri nutzt Gelegenheiten, dieses Fest auch in ihrer Wahlheimat Österreich zu feiern. „Es war eine rundum gelungene Veranstaltung“, blickt sie zurück. „Vor allem war es schön, die Clubfreundinnen und -freunde endlich wiederzusehen.“ Denn das erste und einzige Mal in Präsenz kam der Club zuvor bei der Charterfeier zusammen. Ansonsten traf man sich alle zwei Wochen online.
Die Clubmitglieder und Gäste genossen nicht nur die festliche Atmosphäre bei Käse weiteren Köstlichkeiten sowie gutem französischen Wein, sondern spendeten mit dem Eintritt für die Hochwasseropfer in Niederösterreich. „Mehr als 2500 Euro sind zusammengekommen“, berichtet Clubpräsidentin Viktoria Klemmer zufrieden.
Zufrieden ist auch Michael Meissner, Präsident des Rotary Clubs Hamburg-International. „Ist das Schild jetzt gerade?“, fragt der Hausmeister. „Ja, das passt“, antwortet Meissner. Die beiden stehen zusammen mit einem Kollegen des Hausmeisters vor dem altehrwürdigen Hotel Reichshof, welches sich gegenüber dem Hamburger Hauptbahnhof befindet. Das Hotel ist seit ein paar Jahren das Clublokal des RC Hamburg-International. Nun greift Michael Meissner zur Bohrmaschine. Die Hotelfassade am Haupteingang erweist sich als widerstandsfähig. Doch am Ende siegt die Manneskraft.
„Das Hotel ist unsere Clubheimat, und mit diesem Schild bringen wir das in besonderer Art und Weise zum Ausdruck.“ Die Idee, das Clublokal eines Rotary Clubs mit einem Schild zu versehen, ist nicht neu, sondern eine alte Tradition. Doch nicht wenige Clubs haben inzwischen Probleme, eine Heimat zu finden, weshalb das Anbringen eines Rotary-Schildes an einen Restaurant- oder Hoteleingang als finaler Schritt immer seltener wird. Umso größer ist die Freude bei den Clubmitgliedern von Hamburg-International. „Wir fühlen uns im Reichshof sehr wohl. Die zentrale Lage, das gute Essen und die verschiedenen Räume, die wir je nach Gruppengröße nutzen können, sind ideal“, berichtet Meissner zufrieden, während er zum Tuch greift und das Schild putzt, bis es glänzt. „Das ist gute Werbung für unseren Club, aber auch für das Hotel. Nicht jedes Hotel kann von sich behaupten, einen Rotary Club beherbergen zu dürfen.“
Copyright: Andreas Fischer
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