Standpunkt
Mehr Zeichen setzen
Rotary ist eine wertvolle Marke, die entsprechend gepflegt werden muss. Nicht nur nach außen, sondern auch intern und nicht nur als Logo, sondern auch als Haltung.
Die Clubbesuche des Governors stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Rotary International, Distrikt und Club dar. Sie sind eine Quelle für neue Themen, einen Austausch von Informationen und für die Vermittlung von Impulsen – vom Governor zum Club und umgekehrt. Sie sind also eine Bereicherung für beide Seiten.
Der Meeting-Ablauf in den Clubs folgt in der Regel einem eingespielten Rhythmus, der sich von Club zu Club nicht wesentlich unterscheidet. Rituale sind wichtig, doch wenn sie nur zu einer Routine mutieren, wird es problematisch. So konnte ich bei meinen Clubbesuchen feststellen, dass im Meeting-Raum diverser Clubs keine äußeren Zeichen von Rotary erkennbar waren. Früher hängte man noch alle Wimpel auf, die der Club im Laufe der Zeit bekommen hatte, aber diese Tradition scheint mehr und mehr ins Hintertreffen zu geraten. Auch andere Insignien Rotarys waren wenig bis gar nicht zu entdecken – woran erkennen Mitglieder und Besucher denn eigentlich, dass jetzt ein Rotary-Meeting beginnt? Und was unterscheidet ein Rotary-Meeting von Meetings anderer Serviceorganisationen, anderer Vereine, einer Versammlung des Kirchenchores beziehungsweise einer Hauptversammlung von Taubenzüchtern? Äußerlich nichts. Die Anwesenden unterhalten sich und warten darauf, dass der Präsident die Glocke ertönen lässt und mit den Regularien beginnt.
Bekenntnis visualisieren …
Früher war es eine Selbstverständlichkeit, in der Öffentlichkeit die Rotary-Nadel am Revers zu tragen, aber auch das ist heute immer seltener Usus – Außenstehende erkennen also weder im Meeting-Raum noch außerhalb ein klares Bekenntnis zu Rotary. Und das, wo uns die Mitglieder nicht mehr so einfach in Scharen zulaufen. Eine Haltung zu haben heißt auch, dass wir zu jeder Zeit zu unserem Bekenntnis stehen und es sichtbar machen, denn wir müssen für uns werben. Es beginnt damit, dass wir auf interessante Persönlichkeiten überzeugend wirken, wenn wir selbst eine hohe Identifikation für Rotary ausstrahlen. Das schafft Anziehungskraft, Neugierde, Wünsche, einer solchen Vereinigung selbst anzugehören.
In meinem eigenen Club, aber auch in vielen anderen Clubs kommt immer dann die Vier-Fragen-Probe ins Spiel, wenn wir begründen, warum Rotary eine Wertegemeinschaft ist. Sie wird aber auch verwendet, wenn es Streit im Club gibt und der Nachweis erbracht werden soll, wer ein „echter Rotarier“ ist. Nur: Wer kann die vier Fragen wirklich zu jeder Zeit aufzählen und erklären? Wenn wir uns nach wie vor darüber einig sind, dass die Vier-Fragen-Probe ein Kernelement von Rotary ist, dann muss auch sie für alle Augen im Saal sichtbar gemacht werden. Sie sollte uns immer daran erinnern, wofür wir stehen, wie wir angesehen werden wollen, und sie ist ein Zeichen unseres Zusammengehörigkeitsgefühls. Etwas, was uns verbindet und sich nicht nur virtuell im Raum befindet, sondern für jedes Mitglied sichtbar und zum Anfassen.
… Bewusstsein schärfen
Um diesen offensichtlichen Mangel zu beseitigen, schlage ich vor, bei jedem Meeting einen für alle Clubmitglieder und Gäste gut sichtbaren Roll-up mit der Vier-Fragen-Probe aufzustellen. Roll-ups haben kein großes Gewicht und sind leicht aufzubauen. Ein weiteres rotarisches Insignium könnte ein flankierender Aufsteller mit dem Clublogo sein. Hier sollte allerdings unbedingt auf das „richtige“ – also aktuelle – Rotary-Logo geachtet werden … Eine Umgebung, die „Wir sind hier bei Rotary“ ausstrahlt, schärft unser Bewusstsein als Mitglied in Rotary und worin wir uns unterscheiden wollen.
Nun kann man einwenden, dass das alles nicht nötig sei. Entscheidend ist, was wir wirklich im Herzen tragen. Richtig. Nur das Herz allein reicht nicht aus. Wir müssen alle Sinnesorgane ansprechen, wenn wir eine nachhaltige Wirkung erzielen wollen. Erfolgreiche internationale Marken handeln nach diesem Prinzip. Die Verantwortlichen investieren viel Geld, ihre Markensymbole bei wichtigen, positiv besetzten Veranstaltungen zu zeigen. Das Bewusstsein braucht immer wieder eine Erinnerung.
Gehen wir mit unserer Überzeugung in die Offensive. Zeigen wir, welcher Gemeinschaft wir angehören. Erheben wir unsere Stimme, wenn gegen unsere Werte deutlich verstoßen wird. Haben wir Mut zu einem klaren Bekenntnis. Schaffen wir ein Gegengewicht zu allen Stimmen, die eine grundsätzlich andere Gesellschaft wollen. Und der erste Schritt besteht darin, immer wieder die Vier-Fragen-Probe vor Augen zu haben.
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