European Summit
Themen-Vielfalt, intensiv diskutiert
Workshops und inspirierende Keynotes zur Entwicklung von Rotary Clubs und RI prägten den zweiten Tag des European Summits. Und ein Dinner mit zahlreichen Party-Gängen...
Zum Auftakt erlebten die Summit-Teilnehmer den inspirierenden Vortrag von Andrea Meza Murillo (UN Convention to Combat Desertification), die die Rotarierinnen und Rotarier angesichts zunehmenden Klimawandels aufforderte, sich stärker für die Umwelt zu engagieren. "Make the nature your ally!" Denn, so Meza Murillo: "Mehr als eine Milliarde Menschen unter 25 Jahren hängen von gutem, bebaubarem Land ab. Boden ist für sie das einzig wichtige Gut."
Meza Murillo war früher die Umweltministerin von Costa Rica und berichtete, wie ihr Land mit einem enormen Rückgang des Waldes kämpfte. Niemand achtete auf die Natur und erste Maßnahmen dagegen verliefen wenig erfolgreich. Doch eine Steuer auf fossile Energien sowie die Unterstützung von Ökobauern brachten den Turnaround. Nicht nur die bewaldete Fläche in Costa Rica wuchs auf 60 Prozent der Landesgröße an, sondern auch das Bruttoinlandsprodukt verdreifachte sich.
Inzwischen gelte es, überall dem Klimawandel entgegenzuwirken und die Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit zu erhöhen. Andrea Meza Murillo forderte die Rotarierinnen und Rotarier auf, die Natur als Verbündeten zu betrachten und vor allem auf Wasserressourcen zu achten. "Machen Sie mit!", so ihr Wunsch.
Ein kulturelles Highlight setzte Anna McCargo von der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, die mit hohem Können erneut eine Beethoven-Sonate zu Gehör brachte.
Verbindungen schaffen
In den folgenden Breakout-Sessions hatten die gut 500 Teilnehmer die Chance, ausgiebig zu diskutierenn. Unter dem Motto "Bridges from Rotary to Rotaract" stand zum Beispiel die Frage des Übergangs zwischen beiden auf dem Programm. In Kleingruppen suchten die Teilnehmer nach Chancen eines besseren Miteinanders. Immerhin wechseln letzten Umfragen zufolge nur etwa 10 Prozent der Rotaracter zu Rotary, obwohl mehr als fünfmal so viele junge Leute in Rotary Clubs gern eine Zukunft hätten. Differenzen in der Clubkultur stehen dem jedoch oft entgegen. Wie der Übergang gelingen kann, wird in verschiedenen Regionen Europas unterschiedlich gesehen. Diskutiert wurden gute Beispiele für einen gelungenen Wechsel, welche Möglichkeiten das für alle Beteiligten eröffnet und welche Sorgen der Übergang auslösen könnte. Welche Rolle Alter und Status spielen können und wie unterschiedlich die Kultur in Clubs sein kann – diese Fragen kamen ebenso zur Diskussion. Fazit: "We have to be facilitators – Ermöglicher!"
In einer anderen Session war der ökologische Fuß- und Handabdruck das Thema. Michael Koch vom Team Become Sustainable warb dafür, nicht nur die eigene Existenz klimafreundlicher zu gestalten, sondern das Thema auch in die Clubs zu tragen. Neben Geld könnten Hands-on-Projekte und nachhaltige Ideen befördern, dass bis 2040 die Klimafreundlichkeit Rotarys attestiert werden kann. Ein Beispiel, was man anstoßen kann, zeigt der RC Fürth, der zusammen mit einem Club in Bombay Bedürftigen Photovoltaikanlagen zur Verfügung stellt und installiert.
Neben Ideen zur Verhinderung von Nahrungsmittelverschwendung stand zudem ein Film von Volker Schlöndorff im Mittelpunkt. Der Regisseur war extra aus Berlin angereist, um seinen Dokumentarfilm "The Forest Maker" vorzustellen. Er beleuchtet das Engagement des Australiers Anthony Rinaudo, der am Rande der Sahelzone die Einwohner trockener Gebiete lehrt, Baumschößlinge so zu pflegen, dass wieder Grünstreifen entstehen. Anders als vermutet, müssen die Sprößlinge beschnitten und teilweise reduziert werden, um ein optimales Wachstum zu gewährleisten, zeigt der Film. Farmer Managed Natural Regeneration oder auch "Restoration of hope", nennt der Macher die Methode, die Volker Schlöndorff nun mit dem RC Kronberg und dem Doku-Streifen vorstellen will. Der Erfolg der Idee gibt dem australischen Initiator recht, denn auf sechs Millionen Hektar Land können inzwischen Bauern ihre Pflanzen im Schatten von Bäumen in die Erde bringen, eine Humusschicht hat sich erneut gebildet, eine grünere Zukunft zeichnet sich ab.
Susanne Ransweiler stellte zudem Aktivitäten von World Vision vor. Die Organisation ist bereits in 100 Ländern mit WASH-Aktionen, Gesundheitsinitiativen, Projekten zur Sicherung von landwirtschaftlichen Erträgen und Nahrungsmitteln, Bildungsaktionen sowie Maßnahmen zur ökonomischen Unterstützung und Mikrofinanzierung vertreten. Auch sie warb um rotarische Hilfe.
Die NGO German Watch stellte indes Carina Spieß vor. Flutereignisse, Waldbrände, Mikroplastik überall und die Überhitzung der Umwelt müssten eine nachhaltige Entwicklung nach sich ziehen, sagte sie. Die Realität sei unangenehm, deshalb brauche es positive Visionen und strukturelle Änderungen. Dafür gelte es, Verbündete zu finden und aktiv zu werden – mit Spaß und Freude, denn es gebe nicht nur einen Weg zum Ziel.
The Power of the Rotary Family war das Thema einer Session, in der Lili Bloemer vom RC Bonn-International ihre Geschichte vorstellte. Die 32-Jährige ist nicht nur frühere Rotaracterin, sondern auch bereits Past-Präsidentin ihres Clubs und dreifache Patin für Rotaract-Mitglieder, die zu Rotary wechselten. Ihr Engagement – neben und mit einer jungen und wachsenden Familie – beeindruckte, ihre Ideen auch. So veränderte sie Meeting-Modalitäten, verschaffte jungen Neu-Mitgliedern einen finanziellen Aufschub bei den Ausgaben für das Clubessen und brachte ihre kleinen Kinder mit in den Club. Sie versuchte, positive Ansätze zu verbinden und die 4-Fragen-Probe nicht zu einer 4-Zweifel-Probe verkommen zu lassen. Ihre Erfahrung zudem: People forget, what you said, also what you did, but never forget what you made them feel!
In der folgenden Diskussion versuchten zwei Rotarier und zwei Rotaracter zu eruieren, wie gleich oder unterschiedlich der Umgang miteinander in den Clubs ihrer europäischen Regionen ist. Die Verschiedenartigkeit von Rotariern und Rotaractern wird vielerorts als Wert wahrgenommen, stellte sich heraus. Um einen besseren Umgang miteinander zu lernen, gelte es vor allem, gemeinsam etwas zu machen. Nele Kühl, Panel-Teilnehmerin und Deuko-Vorsitzende, riet: Get in contact. Barrieren ließen sich nur einreißen, wenn man sich trifft, miteinander spricht, Aktionen plant und umsetzt – und schließlich ein Bier zusammen trinkt, war auch die einhellige Meinung der anderen Diskussionsteilnehmer. Auch das Publikum wünschte sich mehr intergenerationellen Dialog und ein 4-Meeting-Praktikum, mit dem Rotaracter wie Rotarier ausprobieren könnten, wie die anderen jeweils so ticken.
Ein Dutzend weitere Panels mit spannenden Themen brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Diskutieren.
Tagesabschluss mit Party-Dinner
Rund 250 Gäste des European Summit folgten der Einladung von Gastgeber Hans-Hermann Kasten zum Gala-Dinner. Neben feinem Essen bot es auch klassische Musikerlebnisse und einen Einblick in die Karnevals-Tanzkunst. Den Abschluss setzten Party-Hits, zu denen ausgiebig getanzt wurde.