Porträt
Über Verständigung Verständnis fördern
An der deutsch-französischen Grenze in Saarbrücken kümmert sich Cordula Hildebrandt um die Verbesserung der gegenseitigen Verständigung. 2018/19 wird sie Governorin im französischen Distrikt 1790.
Im vorletzten Haus vor der französischen Grenze befindet sich das Büro von Cordula Hildebrandt. Hier in der Eurozone Saarbrücken-Forbach leben Deutsche und Franzosen im täglichen Austausch miteinander oder eher nebeneinander. Denn beide Seiten sind nach wie vor von den tradierten Klischeevorstellungen voneinander geprägt. Es existieren Vorurteile und Vorbehalte, die es jeden Tag aufs Neue auszuräumen gilt. Seit 2004 ist Cordula Hildebrandt Mitglied im Rotary Club Forbach-Goldene Bremm-Saar. Er wurde als einer von zwei deutsch-französischen grenzübergreifenden Clubs im französischen Distrikt 1790 gegründet. Die Verwaltung von Rotary International hat es so entschieden; die Mitgliedsbeiträge werden in Frankreich bezahlt. Zugehörig fühlt sich der Club aber auch zum deutschen Distrikt 1860, dies nicht zuletzt durch die Aktivitäten von Cordula Hildebrandt. Für sie ist klar, dass das deutsch-französische Verhältnis nach wie vor einen interkulturellen Verständigungsbedarf hat. Über die Förderung junger Menschen, zum Beispiel über Austausche, sieht sie die Chance, Vorurteile abzubauen.
Weg nach Saarbrücken
Cordula Hildebrandt wurde in Münster geboren. Als Tochter des Architekten Harald Deilmann kam sie schon früh mit der Welt von Rotary in Kontakt. Harald Deilmann gründete 1971 den Rotary Club Münster-Himmelreich, im Jahr 1977/78 war er Governor im Distrikt 1870.
Die Oberstufe verbrachte Cordula Hildebrandt in Schleswig-Holstein, wo sie ihre Liebe zum Wassersport entdeckte. In das anschließende Jurastudium stieg sie eher zufällig ein, absolvierte es aber dann konsequent zuerst an der Albert-Ludwigs- Universität in Freiburg und später an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach Saarbrücken brachte sie die weitere Lebens- und Familienplanung.
Jugend fördern
Über ihre zwei Söhne, Clemens und Constantin, wurde ihr die Wichtigkeit des gegenseitigen Austauschs und des Erwerbs der Sprache des Nachbarn im Grenzgebiet noch bewusster. Beide Söhne besuchten das Deutsch-Französische Gymnasium in Saarbrücken, eine binationale Schule, in der Schüler und Lehrer beider Muttersprachen miteinander lernen und arbeiten. „Die Erziehung zur Mehrsprachigkeit fördert auch die interkulturelle Kompetenz“, weiß Hildebrandt.
Beide Söhne waren als Leistungsschwimmer im Landeskader des Saarländischen Schwimmbundes aktiv. Über die Betreuung der jugendlichen Schwimmmannschaft wuchs sie immer mehr in die engagierte Vereinsarbeit hinein und war von 1995 bis 2005 Schwimmwartin beim Schwimmverein 08 Saarbrücken und später erste Vorsitzende der Schwimmstartgemeinschaft (SSG) Saar Max Ritter, deren Hauptaugenmerk auch heute noch auf der Jugendarbeit und Nachwuchsförderung liegt.
Netzwerken
Ihr beruflicher Weg führte Cordula Hildebrandt zunächst in die Rechtsabteilung der Peugeot Deutschland GmbH. Im Rahmen einer Starterinitiative gründete sie dann 2001 ihre eigene Kanzlei mit der Spezialisierung Wirtschafts-, Urheber- und Internetrecht. Die Beratung von Firmengründern liegt ihr seitdem am Herzen, und so hält sie parallel Vorlesungen an der Hochschule für Wirtschaft und Technik des Saarlandes über Internetrecht und Recht für Existenzgründer.
Ihre vielfältigen gesellschaftlichen und beruflichen Aktivitäten prädestinierten Cordula Hildebrandt in der Gründungsphase des RC Forbach-Goldene Bremm-Saar als Aufnahmekandidatin. Aus der Vergangenheit war sie sich der vielfältigen Fördermöglichkeiten – gerade auch junger Menschen – durch Rotary bewusst und entschloss sich zur Mitgliedschaft im grenzüberschreitenden Club.
Talente für Rotary einsetzen
Soziales Engagement und Jugendförderung sind bei ihr fest verwobene Einheiten. Seit 2008 kümmerte sie sich als Multidistriktkoordinatorin im Rotary Jugenddienst Deutschland um den Austausch mit acht westeuropäischen Ländern. Über dieses Amt wurde sie zugleich auch Mitglied im Deutsch-Französischen Länderausschuss. Die hier gepflegten Partnerschaften zwischen deutschen und französischen Clubs bieten gute Chancen, interkulturelle Netzwerke herzustellen, weiterzuentwickeln und zu vertiefen. Sie bilden einen Baustein zu einer europäischen Zivilgesellschaft.
Cordula Hildebrandt versteht sich als Mittlerin zwischen den Distrikten. Zum Beispiel organisiert sie die Termine der Governorbesuche der Grenzclubs mit beiden Distriktvertretern gemeinsam.
Regelwerk für ein Miteinander
Für das rotarische Jahr 2016/17 hatten sich die Distrikte 1790 und 1860 vorgenommen, ihre Beziehungen zu intensivieren. Gemeinsam mit den zuständigen Governors Jacky Chef (D 1790) und Dirk Jesinghaus (D 1860) lotete Cordula Hildebrandt die gegenseitigen Vorstellungen aus und verfasste auf deren Basis eine Übereinkunft, die die gemeinsamen Anliegen und daraus resultierenden Aktivitäten in den Bereichen Junge Generationen und Berufsdienst festschrieb.
Zur Verfestigung dieser frisch formulierten Absichten schaffte Cordula Hildebrandt das Projekt „Finde Deinen Sprachpartner“. „Denn gemeinsame Aktivitäten und Austausche hängen in hohem Maße von Kommunikation ab, wobei deren Erfolg von der Qualität der Sprachkenntnisse bestimmt ist.“ Über diese Initiative bietet sie an, französische beziehungsweise deutsche Sprachkompetenzen zu verbessern. Hierzu füllen Interessenten ein Bewerbungsformular aus. Aus den Rückläufern werden deutsch-französische Sprachpaare nach Sprachniveau, Hobby, Interessen und weiteren Kriterien zusammengestellt. Ziel ist es dabei, möglichst viel miteinander zu kommunizieren, um Hürden beim Sprechen abzubauen.
Im rotarischen Jahr 2018/19 wird Cordula Hildebrandt das Amt der Governorin im Distrikt 1790 ausfüllen. Um sich entsprechend vorzubereiten, hat sie die aktive Jugendarbeit eingeschränkt und kümmert sich aktuell noch um den NGSE (New Generation Service Exchange) im Distrikt 1790, ein Programm für junge Erwachsene, das Praktika für Studenten, Absolventen und Auszubildende im Alter zwischen 18 und 30 Jahren anbietet. Im Distrikt 1860 ist sie im Beirat weiterhin als Schnittstelle zu den französisch-deutschen Clubs vertreten. Für ihr Governorjahr hat sie sich vorgenommen, den Bereich New Generations weiter auszubauen.
ZUR PERSON
Cordula Hildebrandt (RC Forbach-Goldene Bremm-Saar) lebt seit 1982 im Saarland. Die Erfahrungen in der Eurozone, mit durchlässiger Grenze zu Frankreich, haben ihr gezeigt, dass es wichtig ist, über Kommunikation gegenseitige Vorbehalte abzubauen. In ihren Augen ist der europäische Frieden keine Selbstverständlichkeit. Über gemeinsame Aktivitäten leisten die Distrikte 1790 und 1860 einen Beitrag zur gegenseitigen Verständigung. Hier ist Cordula Hildebrandt mit ihrem länderübergreifenden Engagement und dem Projekt „Sprachpartner“ eine feste Größe. Im rotarischen Jahr 2018/19 übernimmt sie das Amt der Governorin im französischen Distrikt 1790.