Rotarische Ukraine-Hilfe
Ukraine-Task-Force richtet sich aus
Der Rückblick auf die letzten zwei Jahre zum Thema Ukraine zeigt: Die Hilfsbereitschaft ist groß. Doch die Unterstützung muss weitergehen.
In den Töpfen der Ukraine-Task-Force ist derzeit noch Geld verfügbar, um Hilfsprojekte anzuschieben und zu verstärken. Der Blick muss nun nach vorn gehen, waren sich Armin Staigis, Gesamtkoordinator der DGR Task Force Ukraine-Hilfe, und die Ukraine-Beauftragten der Distrikte einig. Wo fehlt es am meisten? Medikamente, Stromaggregate, Bildungshilfen oder Unterkünfte – was wird am dringendsten gebraucht? Wie kann ein Wiederaufbau (jetzt oder später) initiiert werden?
Zu Beginn des Meetings zeichnet Walter Wever, DGR-Vorsitzender, zehn Mitglieder der Task Force mit einem Paul-Harris-Fellow aus. Ihr Engagement habe das Gremium zu einem der größten Erfolgsprojekte gemacht. Neben Carola Schwank, Klaus Brodbeck, Henning von Vieregge, Udo Noack und Fritz Hohnerlein wurden weitere Rotarier ausgeszeichnet, denen der "Fellow" später überreicht wird.
Zu Gast beim Meeting in Kassel war Hans-Christoph Atzpodien, RDG-Vorsitzender. Er berichtete im Verlauf der Tagung zu Regeln für humanitäre Hilfen in der Ukraine und von Kontakten zu ukrainischen Sicherheitsunternehmen, mit denen Transporte abgestimmt werden könnten. Er bot zudem einen kleinen Blick hinter die Kulissen: wo und wie RDG in Sachen Ukraine unterstützen kann – wichtige Hintergrundinformationen für die Distriktbeauftragten.
Infos aus dem Ministerium
Lea Moser aus dem Stab Ukraine des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) würdigte den rotarischen Einsatz für die Ukraine und berichtete, wieviel Hoffnung jede einzelne Zuwendung und jede Sachspende bedeute. Seit dem Kriegsbeginn wurden aus dem BMZ bereits Hilfen im Wert von 1,3 Mrd. Euro bereitgestellt. Nun gelte es mehr und mehr, Kommunen und lokale Behörden zu stärken und an EU-Standards anzubinden. Dabei seien die Themen Dezentralisierung, Korruptionsbekämpfung und Vernetzung wichtige Punkte. Denn der Wiederaufbau sei längst in der Planung – im Juni soll es eine Konferenz zum Thema geben. Wichtig auch: Die Städtepartnerschaften mit ukrainischen Orten steigen stetig (derzeit knapp 200) – auch während der Kriegszeiten.
Eine Fragerunde beleuchtete wichtige Themen: Wie wird das Risiko der erneuten Zerstörung von Orten – und damit von gerade initiierten Projekten - eingeschätzt? Welche Ministerien sind in die Hilfen noch involviert? Wo kann sich auch die Foundation weiter einbringen?
Eine Internetplattform (www.ukraine-wiederaufbau.de) soll Informationen zu weiteren Schritten geben. Dort werden hierzulande organisierte Aktivitäten für und in der Ukraine vorgestellt. Auch die Imagefrage wurde diskutiert: Wie kann die Kriegsmüdigkeit der Deutschen überwunden, wie können weitere Aktionen beworben und Mittel generiert werden?
Medizinprojekte und mehr
In den Distrikten stehen vielerorts medizinische Projekte auf dem Plan, so zu psychosozialer Hilfe, per Klinikpartnerschaften, über Telemedizin. Für einige Projekte wie das Rudneva-Krankenhaus in Dnipro (D1870) werden noch Beteiligungen und Unterstützer gesucht. Weiterhin geht es auch um winterfeste Unterkünfte, zum Beispiel in Moshshun und Umgebung. Dort will Rotary bereits gebaute Module als Blaupause für weitere Unterkünfte nutzen. Hinzu kommen Wasseraufbereitungsanlagen oder Notstromaggregaten. Bei der Umsetzung sollen auch weiter NGOs hinzugezogen werden.
Die wichtigste Frage des Meetings: Wo soll es hingehen? Für die humanitären Hilfen gibt es ab April neue Vorschriften, die schnelle Hilfen erschweren werden. Es gelte daher, ukrainische Partner stärker einzubinden, war sich die Runde einig. Auch die Beschaffung von Waren und Material müsse stärker in die Ukraine verlagert werden. Bei allem gelte es, Fotos und Bestätigungen für Geleistetes zu erstellen, um letztlich auch Mehrwertsteuer-Erstattungen und die Gemeinnützigkeit für RDG nachweisen zu können.
PDG Udo Noack informierte zudem über die Zuarbeit und Koordination durch die Länderausschüsse und über Hilfe, die in den Nachbarländern geleistet wird und werden kann. Die ICCs sehen an vielen Stellen Nöte, die Hilfe dürfe deshalb auch hier nicht nachlassen.
Ukraine(r) hierzulande
Der Support von Rotary für die Ukraine hierzulande sollte parallel zu den Hilfen auf Hochtouren laufen, erlahmt jedoch seit einiger Zeit. Vor allem Projekte, die Kindern und Jugendlichen durch Aktivitäten Freude und Entspannung bieten, stehen derzeit noch im Fokus. So ein Cafe in Dortmund, ein Patenprojekt in Wuppertal, Integration über Vereine in Chemnitz.
Ein Thema in der Runde ebenso: der Kontakt zu russischen Clubs. Bisher funktioniert dieser noch gut. Zuletzt hatte es ein Umweltschutzprojekt im Mittelmeer mit russischen Segelfreunden gegeben. Er soll weiter erhalten bleiben. Auch die Wiederaufnahme von Kontakten im russischen Raum ist erwünscht, auch wenn die Kontaktmöglichkeiten manchmal eingeschränkt sind, da Rotary in Russland nicht überall als fortschrittliche Kraft gesehen wird.
Und wie weiter? Mit ganz viel Kommunikation, waren sich die Task-Force- und Distriktvertreter einig. Betroffene könnten stärker einbezogen, ihre Geschichten erzählt und so Verständnis erzeugt werden. Auch die Schüleraustausche sollten wieder beworben und für ukrainische Jugendliche ermöglicht werden. Best Practice-Projekte der Ukrainehilfe sollen zudem stärker geteilt werden – als Anregung für Nachahmer. Ebenso soll die Crew der Governor elect vermehrt einbezogen werden. Denn es gilt, in diesem Langstreckenlauf nicht nachzulassen, sondern neu Luft zu holen für die nächsten Schritte, so der Tenor.
Die Arbeit der Ukraine Task Force soll beim European Summit Ende August/Anfang September in Bonn präsentiert werden.