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Rotary Aktuell

Verhörprotokolle aufgearbeitet

Rotary Aktuell - Verhörprotokolle aufgearbeitet
Schüler-Führung in der Elser-Gedenkstätte in Königsbronn © Privat

Vor 85 Jahren beging der Widerstandskämpfer Georg Elser ein Attentat auf Adolf Hitler. Der RC Göppingen hat ein Lernprojekt initiiert, das für die Geschichte des Widerstands im Nationalsozialismus sensibilisiert.

01.11.2024

Am 8. November 2024 jährt sich der Bombenanschlag im Bürgerbräukeller in München auf Adolf Hitler und seinen engsten Führungskreis zum 85. Mal. Hitler entkam seinem Schicksal nur deshalb, weil er 13 Minuten vor dem Attentat wegen einer dringenden Verpflichtung den Raum verlassen hatte. Acht Menschen aus seinem engsten Umkreis starben.

Der Täter war der Schreiner Johann Georg Elser aus Königsbronn in Ostwürttemberg. Verhaftet noch am Abend des Attentats beim Grenzübertritt in die Schweiz, verhört in den Kellern des Reichssicherheitshauptamtes, gefangen gehalten in Einzelhaft in den KZs Sachsenhausen und Dachau, wurde er am 9. April 1945 hingerichtet. Sein Gedenken litt jahrelang unter anderem unter der Tatsache, dass ihm niemand glaubte, dass er diese Tat allein geplant und verübt hatte. Erst mit dem Auffinden seiner Verhörprotokolle 1964 kam Licht ins Dunkel, und seit Ende der 1980er Jahre wurde auch in seiner Heimatregion Georg Elser gedacht. Sein Andenken wird heute in der Elser Gedenkstätte in Königsbronn erhalten, die von Rotary Clubs der Region Ostwürttemberg unterstützt wird.

Gestapo-Protokolle der Vernehmung

Ein besonderes Element des Gedenkens ist eine szenische Lesung mit dem Titel Allein für die Freiheit – Inszenierte Zeugnisse des vergessenen Attentäters, die 2019 entstand und seit dieser Zeit über 15-mal im deutschsprachigen Raum aufgeführt wurde. Die Grundlage bilden die Protokolle von Elsers Vernehmung im November 1939 durch die Gestapo. Angereichert, erweitert und vertieft mit Musik zum Thema Widerstand, haben Schauspieler und Musiker aus dem Umfeld der Georg-Elser-Gedenkstätte diese historischen Dokumente als Theaterstück inszeniert.

Da Georg Elser durch Besuche bei seiner Lebensgefährtin immer wieder in Göppingen war, entstand im RC Göppingen die Idee, dem Widerstandskämpfer mit einem Lern- und Veranstaltungsprojekt für Schüler zu gedenken. Damit folgt der Club der Tradition von Rotary in der Sicherung von Frieden und Freiheit. Zentrales Element ist die Aufführung der szenischen Lesung. Begleitet wurde die Aufführung von einem Lernprojekt für die Schüler aus acht Gymnasien im Einzugsgebiet des Clubs.

Am Beispiel des mutigen Einzeltäters Johann Georg Elser werden die Geschichte des Widerstands im Nationalsozialismus und die Motive für den Kampf gegen das NS-Regime im Unterricht anschaulich dargestellt. Aber auch ein Bezug zur Gegenwart wird hergestellt und die Notwendigkeit, rechtsstaatliche Werte zu schätzen und zu verteidigen. Dazu haben Pädagogen die Verhörprotokolle und weitere Quellen aufbereitet und auf einer Lernplattform veröffentlicht. Mehrere Politiker, unter anderem Sarah Schweizer (RC Göppingen), diskutierten bei Besuchen an den Schulen Themen zu Friedenssicherung und zum Recht auf Widerstand mit den jungen Menschen.

Das Lernprojekt bildet ein verpflichtendes Element des Geschichts- und Gemeinschaftskunde-Unterrichts an den beteiligten Schulen.

Stephan Vomhoff

Lerninhalte unter alleinfuerdiefreiheit.de

Infos zum Projekt: info@stephan-vomhoff.de