Rotarierin Kathrin Klaas
Wenn der Hammer nicht weit genug fliegt...
Es hat nicht ganz geklappt. Im Finale der Hammerwerferinnen war Kathrin Klaas nur Zuschauerin. Die 32-Jährige vom RC Bad Homburg-Kurpark hatte mit einer Verletzung zu kämpfen.
Sich für Olympia zu qualifizieren ist schon ein Riesen-Erfolg. Sie haben das schon drei Mal geschafft, Frau Klaas. Doch diesmal hat es nicht fürs Finale gereicht. Wie war der Quali-Wettkampf?
Ich habe versucht, im Vorfeld meine Verletzung mit Hilfe des medizinischen Teams noch in den Griff zu bekommen. Leider konnte ich nicht zu der Form zurückfinden, die ich mir in den sehr guten Winter-Vorbereitung bis Mai erarbeitet hatte. Die Würfe waren schön und technisch nicht schlecht, aber ich konnte den notwendigen Druck nicht aufbauen. Damit hat die Geschwindigkeit gefehlt, die ich brauche, um große Weiten zu erzielen. Die Stimmung im Stadion war eher mäßig und nicht vergleichbar mit der in London. Zudem hat der Wettkampf sehr spät begonnen, das war schon ungewöhnlich und es war relativ kühl.
Was hatten Sie für ein Gefühl bei ihren Würfen?
Ich habe versucht, meine Technik durchzubringen. Das hat soweit gut funktioniert. Leider ist es mir dabei nicht gelungen, die notwendige Geschwindigkeit zu erreichen, da die rechte Seite und das rechte Bein von der Verletzung zu sehr beeinträchtigt waren.
Das heißt, Ihre Verletzung war noch deutlich spürbar?
Ich hatte nie einen starken Schmerz. Eher ein diffuses Ziehen im Leisten- und Adduktoren-Bereich.
Wie war die Konkurrenz drauf?
Alle bis auf die Polin Anita Wlodarczyk haben sich schwer getan mit der geforderten Qualifikationsweite. Ich hab mich aber in meinem Wettkampf auf mich konzentriert. Die Qualifikation ist wie der DFB-Pokal - da herrschen eigene Gesetze.
Hatten Sie Fans und Unterstützer im Stadion?
Meine Eltern und meine Schwester waren da.
Wie war die Atmosphäre im Stadion allgemein?
Bisher war ich in Rio nur einmal im Olympia-Stadion und da waren wenig Zuschauer da. Das Gefühl in einem solchen Stadion zu stehen, ist trotzdem ein besonderes.
Wie fühlen Sie sich nun?
Ich werde sicherlich noch einige Tage brauchen, um mich wieder zu sammeln. Wenn es Olympia ist, dann versucht man es bis zum Ende. Mittlerweile wissen wir, dass es vermutlich schon eine Überlastung im Zusammenhang mit einer Zerrung im Adduktoren-/Leistenbereich sowie einer Knochenhautreizung Anfang Mai war, die sich immer weiter verschlimmert hat. Ich hatte lange Zeit keinen wirklichen Schmerz, immer nur ein leichtes Ziehen und das hat man im Leistungssport eben immer wieder mal. Und wenn es Olympia ist, geht man darüber hinweg.
Zwei Wochen darf ich jetzt keinen Sport machen. Danach langsam herantasten und dann auch wieder Hammerwerfen testen.
Aber auch weil es meine letzten Olympischen Spiele waren, war es das wert, bis zum Ende zu kämpfen.
Was werden Sie in den nächsten Tagen machen?
Ich werde mich mit meiner Familie treffen. Und ich werde vielleicht das Gewichtheben der Frauen anschauen.
Wie hat sich die Situation im olympischen Dorf entwickelt - weitere Pannen?
Es funktioniert alles soweit. Die Situation ist stabil geblieben und es gab auch keine Pannen - zumindest nicht in unserem Haus.
Wie ist Rio während der Wettbewerbe - man hört, viele Einwohner scheren sich gar nicht um die Sportler?
Viele feiern ein Fest und feuern die brasilianischen Sportler an. Trotzdem gibt es natürlich viele Sportarten, mit denen die Leute hier nichts anfangen können. Das wäre bei uns sicher ähnlich. Die Ränge sind deswegen - auch im Olympiastadion- oft mit ausländischen Fans gefüllt.
Wie geht´s sportlich mit Ihnen weiter?
Ich werde die Verletzung auskurieren und mich dann langsam herantasten. Ich würde gerne bis zu den Europameisterschaften 2018 in Berlin weitermachen. Das wird sich aber wohl im Winter entscheiden, wenn sich zeigt, ob der Körper der Belastung stand hält.
Hammerwerferin und Rotarierin Kathrin Klaas war im Finale ihrer Sportart in Rio leider nicht dabei. Eine Verletzung hat sie ausgebremst. Doch sie will mindestens noch zwei Jahre die Sportfans für den Hammerwurf begeistern.
Dankeschön für die Einblicke in den olympischen Wettkampf-Alltag und alles Gute!