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Brüssel

Wenn der Innenminister Mut macht

Brüssel - Wenn der Innenminister Mut machtFotostrecke: Eindrücke vom Fusion-Summit
RI-Generalsekretär John Hewko (rechts) im Panel mit dem belgischen Innenminister Bernard Quitin (links), Basketball-Star Mohamed Zaria und Moderator Andreas Strub (RC Brüssel-Amitié) © Rotary Magazin

Beim European-African Summit stand einen Tag lang das Thema Frieden im Fokus – mit zahlreichen Gästen mit dem Fachgebiet Sicherheit.

27.09.2025

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Innenminister Bernard Quitin

Bernard Quitin, Innenminister von Belgien, hat sicher einen vollen Terminkalender. Doch das Thema Frieden, das einen Tag lang in Brüssel von allen Seiten beleuchtet werden sollte, lockte ihn zum Summit. "Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg, es ist auch die Abwesenheit von Armut, dafür die aktive Zeit für Entwicklung, von Kreativität, von Hilfe für Bedürftige und Behinderte", war er sich sicher. "Und genau daran wirkt Rotary jeden Tag mit."

Rotary habe einige Aktionsfelder gefunden, mit denen sogar Terrorismus bekämpft werden könnte: Wichtigstes Projekt dabei sei der internationale Jugendaustausch quer über den Erdball. Mit Bildungs- und Wirtschaftsförderung, Aktivitäten für Inklusion und Gerechtigkeit wirke es zudem aktiv gegen Terrorismusfördernde Verhältnisse. Die Clubpartnerschaften wirkten Radikalisierungen entgegen, sagte Quitin. "Rotary redet nicht nur über den Frieden, sondern baut jeden Tag ein Stückchen daran mit. Please go forward – bitte machen Sie weiter!", war sein Wunsch.

Migranten zum Sport einladen

Beeindruckend auch der Vortrag des Tibo-Africa-Chairs Mohamed Zariat aus Marokko. Der ehemalige Basketball-Star hat ein Programm gestartet, mit dem er Migranten in Schulen und Stadtvierteln zum Sport – und so mit Einheimischen zusammenbringt. Sein Integrationsprogramm, dass 500 Angestellte und Tausende Freiwillige in mehreren afrikanischen Staaten umsetzen, hat er mit dem Motto "Dream big, act small, do fast" auf die Beine gestellt: Kleine Dinge und die Unterstützung Vieler helfen, den großen Traum vom friedlichen Miteinander umzusetzen. Damit auch der belgische Innenminister daran mitwirken kann, stattete Zariat diesen mit einem passenden Trikot aus.

RI-Generalsekretär John Hewko

Für Rotary selbst ging Generalsekretär John Hewko ans Pult. Ihn bringe "the urgency to act and the possibility to lead – die Notwendigkeit zu handeln und die Möglichkeit, dabei die Führung zu übernehmen" auf die Beine, sagte er und plädierte dafür, noch viel aktiver zu werden in Sachen Frieden. Selbst das Thema Umwelt könne neue Konflikte bringen, doch Rotary habe auch diesen Schwerpunkt nun verstärkt im Blick. So habe man mit einem Projekt in Indien 60.000 Bauern das lange benötigte Wasser und ein Ende großer Streitigkeiten bringen können, die Action Group ESRAG kümmere sich um Plastikmüll von Ägypten bis nach Taiwan und in Portugal seien rotarische Helfer dabei, sensible Meeresbewohner wie das Seepferdchen zu schützen und die Öffentlichkeit mit einer Ausstellung an das Thema heranzuführen.

Mehr natürliches Gleichgewicht innerhalb der Ökosysteme sei oft das Ziel solcher Projekte – alle zusammen bildeten bereits ein Netz über die ganze Erde, resümierte Hewko. Und: "Jeder kann etwas tun und andere überzeugen, dazu zu kommen." Als nächstes stehe an, vor allem junge Leute und Technologie einzubinden. Denn Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung seien auch Möglichkeiten, Frieden zu erhalten oder zu bringen.

Mit internationalen Partnern

Wie Gesundheit, Umwelt und Frieden zusammenpassen, beleuchtete Grazia Scocca von Advocats sans Frontière. "Unser Leben, unsere Gesundheit hängt von der Umwelt ab, deshalb ist Umweltschutz unserer Auffassung nach ein Menschenrecht. Im Konflikt zwischen Fischern aus Uganda gegen große Ölfirmen, die ihre Fanggründe verschmutzten, sei das zum Beispiel deutlich geworden. Und dieser Konflikt konnte juristisch gelöst werden. Rotary könne sich als Multiplikator insgesamt an vielen Stellen einbringen und Initiativen starten. Das sei ihr "Call to Action", sagte Scocca.

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Priscilla Chomba-Kinywa

Priscilla Chomba-Kinywa (Chief Technology Officer von Greenpeace) warb in diesem Panel dafür Technologie zu nutzen, um Gutes zu tun. Mit Blick auf die Kinder dieser Welt heiße es zum Beispiel, den bereits gefährdeten Zugang zu Wasser vielerorts wieder zu ermöglichen und auch den Strombedarf massiv zu reduzieren. Dabei könnte auch Künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Vielleicht könne man zudem viele Entscheidungen über lebenswichtige Ressourcen aus den Händen einzelner Mächtiger in die Hände von vielen Tausenden Freiwilligen geben, regte sie an.

Bekannt in Belgien gesellte sich der Chief-Philanthropy Officer der Foundation Roi Baudoin, Ludwig Forest, zu der Runde. Seine Meinung: Für viele Probleme wie Fluten, Stürme, Dürrekatastrophen etc. gebe es schon Lösungen. Rotary könne an der Schnittstelle zur Umsetzung einsteigen und weitere Unterstützer suchen. Denn: "Das Thema ist eins für jedermann. Wir müssen nur den Spirit unserer Aktionen nach draußen tragen."

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Alle zusammentrommeln zum Auftakt von Fusion OFF - die jugendliche Trommlertruppe war unüberhörbar.

Die Jungen im Blick

Für den Nachmittag hatte Summit-Initiator Alain van de Poel junge Entrepreneurs eingeladen. Im Vorfeld plädierte er für Kontinuität bei allen großen Projekten Rotarys. Außerdem mahnte er, Veränderungen auch an sich selbst heranzulassen, umzusetzen oder zu erkennen. "Und wenn viele Zeit und Geld investieren, dann macht das einen ordentlichen Impact!"

Im Rahmen des Fusion-Gipfels hatte van de Poel eine neue Initiative angestoßen: FUSION OFF, ein spezielles Event, bei dem eine neue Generation mutiger Führungskräfte, Gestalter und Innovatoren zu Wort kam. So wie Lorenzo Gatto. Der Violinist hatte sein Können bereits in einem Konzert bewiesen und war von den rotarischen Freundinnen und Freunden gefeiert worden. In seinem Vortrag berichtete er von seinem Werdegang und seinem Blick auf Zusammenhänge: Selbst klassische Musik könne Brücken bauen, die es gelte mit innovativen Ideen und aktiven Partnerschaften zu beleben.

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Emna Everard gründete schon drei Firmen.

Gesunde Ernährung brachte indes Emna Everard, CEO von Kazidomi, Pulse Protein und Bébé au Naturel mit. Die beeindruckende Entwicklung ihrer Firmen – durchaus mit Stolpersteinen – habe ihr eine neue Sicht auf die Dinge gegeben: Balance sei wichtig, menschlich zu bleiben und nicht zum Symbol zu werden. Und: die richtigen Menschen um sich zu versammeln.

Alexandre Helson, CEO von Maison Dandoy, faszinierte das Auditorium mit Gebackenem: Seine Keksfirma liegt schon seit sieben Generationen in Familienhänden und er als junger Chef müsse nun langsam neue Kompasseinstellungen für das Unternehmen finden. "Wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt" ist seine Devise, berichtete er und rief lachend in den Saal: "Esst mehr Kekse!"

Technik, KI und Daten

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Vlad Popovici bei seinem Vortrag

Eine weitere Gesprächsrunde befasste sich mit technischen Fragen. Vlad Popovici, Mitgründer von Aigia, war da schnell bei Künstlicher Intelligenz: Technologie und Datenbusiness schaffen innovative Lösungen, die Rotary und die ganze Gesellschaft transformieren. Wir müssen fit sein, um sie für uns zu nutzen." Dass gut 80 Prozent aller Entscheidungen emotionsgetrieben seien, müsse in Sachen KI aber mitbedacht werden. Wichtig sei, wie sich jemand fühle durch die angestoßenen Veränderungen, denn daran werde er sich immer erinnern. 

Dies gelte auch für die Medizin, so Jeremy Le Van, Co-CEO von Riva Medical. "Rethinking how we deliver care" überschrieb er seine Ausführungen, nach denen Prävention, Optimierung und Wellbeing viel mehr im Vordergrund stehen müssten als die Behandlung von Krankheiten. Ärzte darauf zu trainieren, will er mit seiner Firma umsetzen. Zum Schluss setzte Breuc de Thier noch einen Blick auf die Finanzen hinzu. Weiterhin drehte sich die Diskussion im Panel darum, viel mehr Texte über rotarische Projekte und Initiativen zu veröffentlichen, damit Künstliche Intelligenzen mehr über die Organisation lernen könnten, um schließlich ein adäquates Bild von den vielen positiven Aktivitäten der Rotary Clubs zu zeichnen: Doing good in the world! 

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