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Spendengelder für PolioPlus

GPEI, GAVI UND GATES – wer macht was?

Ekkehart Pandel16.04.2015

Seit 1988 fördern Rotarierinnen und Rotarier intensiv Jahr für Jahr und sehr erfolgreich die weltweite Bekämpfung der Poliomyelitis. Von Beginn an war klar, dass Rotary International (RI) als nicht-medizinische Serviceorganisation trotz seines weitgespannten Netzwerkes den operativen und logistischen Teil der Bekämpfungsaktionen nicht allein bewältigen kann. RI fand früh professionelle Partner – die Weltgesundheitsorganisation WHO, UNICEF, CDC (US-amerikanische Gesundheitsbehörde) und die Melinda-und-Bill-Gates-Stiftung. Diese fünf gleichberechtigten Partner organisierten sich in der GPEI, der Global Polio Eradication Initiative. RI ist regelmäßig durch ein Mitglied im Board, Zentralvorstand der GPEI, vertreten. 14-tägige 90-minütige Telefonkonferenzen zwischen allen Partnern unter Koordinierung durch die WHO stellen die ständige gegenseitige Information sicher.

Die Entscheidungswege
Über den Einsatz aller rotarischen Spendengelder in Polio-Bekämpfungsaktionen entscheiden allein die Treuhänder der Rotary-Stiftung – die Trustees der Foundation/TRF. Ihnen unterbreitet das von RI eingesetzte International PolioPlus Committee (IPPC) Vorschläge zum Einsatz der finanziellen Mittel für Impfmaßnahmen, Impfstoffkauf und Labor- und Überwachungsausrüstung. Das IPPC hat zehn Mitglieder. Es trifft sich viermal im Jahr. Hier – zuletzt im Januar 2015 in San Diego – werden gemeinsam mit den regelmäßig teilnehmenden Vertretern der WHO, UNICEF, CDC und Gates-Stiftung Anträge zur finanziellen Unterstützung beraten. Die beiden operativ tätigen Partner WHO und UNICEF legen detailliert dar, welcher Impfstoffbedarf und welche Impfaktionsplanungen und Labormaßnahmen mit rotarischer Unterstützung finanziert werden könnten. In diesem Jahr stellten WHO und UNICEF Anträge, die vor allem die Krisenregionen Pakistan, Afghanistan und Westafrika mit Nigeria betrafen. Die PolioPlus-Spendensumme 2013/14 beträgt 100,3 Millionen US-Dollar. Dem vorgestellten und gut begründeten Antragsvolumen von 10,5 Millionen US-Dollar für von der WHO und von 3,5 Millionen US-Dollar für von UNICEF durchgeführte Projekte wurde zugestimmt und den Trustees zur Entscheidung vorgelegt. Alle Zahlen werden im Jahresabschlussbericht von TRF veröffentlicht.

RI und die vier anderen Partner sind sich einig in der Zielsetzung, die Unterbrechung der Infektionskette des Polio-Wildvirus und damit die Elimination dieser Viren zu erreichen. Dies gelingt – und das ist erklärtes Ziel von RI – durch eine flächendeckende Grundimmunisierung mit dem oralen (Schluck-)Impfstoff. Wenn – wie aktuell in Indien geschehen – diese Grundimmunisierung zu Poliofreiheit führt, ist das vorrangige Ziel für RI erreicht. Die weiterhin zur Sicherung des Erfolges ständig notwendige Routine-Immunisierung aller Neugeborenen und älteren Kinder geht dann in die Verantwortung der nationalen Regierungen über. Klar ist damit, dass RI – neben dem immer wieder hoch anerkannten Einsatz rotarischer Impfteams, soweit ohne persönliche Gefährdung möglich – seine zugesagte finanzielle Unterstützung durch die Zugehörigkeit zur GPEI ausschließlich mit seinen Partnern WHO und UNICEF koordiniert. Diese beiden Partner entwickeln, auch unter Einbeziehung rotarischer Strukturen vor Ort, die Impfstrategien, bieten die Basisausstattung und sind für die Logistik verantwortlich. Dies begründen sie in ihren Anträgen. Im IPPC sind bisher ausschließlich Anträge dieser beiden Partner diskutiert worden, auch mit der Möglichkeit einer Ablehnung. Beispielsweise passen Zahlungen von Gehältern nicht in das Konzept RIs. So ist nie auch nur der kleinste Anteil rotarischer Spendengelder an andere Organisationen gegangen.  

Keine Gelder an Gavi
Hier ist unter Bezug auf andere Mitteilungen insbesondere GAVI – die Globale Impfallianz – zu nennen. Weder hat RI eine Partnerschaft mit GAVI, noch ist GAVI Mitglied der GPEI. GAVI unterstützt vor allem finanzschwache Staaten bei Routineimpfungen, ohne dabei den Schwerpunkt auf die für GPEI entscheidende Polioimpfung zu legen. Der injizierbare (IPV)-Polioimpfstoff ist in dieser Kombinationsimpfung allerdings enthalten. So aber ist die Zielsetzung grundsätzlich anders. GAVI hat eben auch keinerlei Partnerschaft mit RI und deshalb auch nie Anträge gestellt. So sind definitiv keinerlei rotarische Gelder an GAVI, der auch die Gemeinnützigkeit fehlt, geflossen. Vorstellbar ist lediglich eine komplementäre Struktur – die GPEI sorgt wie bisher für die flächendeckende Polio-Grundimmunisierung, GAVI unterstützt in einer zweiten Phase nationale Gesundheitssysteme bei der Routineimpfung. Wichtig bleibt, die unbedingte Notwendigkeit der von RI und seinen Partnern erfolgreich begonnenen Grundimmunisierung immer wieder zu betonen. Alles muss getan werden, damit dringend benötigten Mittel für die Polio-Grundimmunisierung zur Verfügung stehen und nicht abgezogen werden. An die sonst unabsehbaren Folgen muss immer wieder erinnert werden.