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Gerhard Finckh/RC Wuppertal

»?Auch für Otto Normalverbraucher?«

16.06.2014

Mit seiner großen Sammlung herausragender Impressionisten und Expressionisten, mit Meisterwerken der niederländischen Malerei und des 19. Jahrhunderts gehört das Von der Heydt-Museum Wuppertal zu den großen Kunstmuseen Deutschlands. Seinen überregionalen Ruf hat es ausgebaut, seit Gerhard Finckh dort 2006 die Leitung übernommen und durch große Ausstellungen zu Sisley, Bonnard, Renoir und Rubens für Schlagzeilen und sechsstellige Besucherzahlen gesorgt hat. Bei Monet waren es sogar 300.000. Da schielt selbst die Kunststadt Düsseldorf häufig neidisch auf Wuppertal.

Schwellenängste abbauen
Der gebürtige Bayer Finckh möchte, dass sein Museum, das sich mitten in der Fußgängerzone von Wuppertal-Elberfeld befindet, offen ist für alle – „auch für Otto Normalverbraucher“, sagt der Museumsdirektor. Der 62-Jährige versucht, Schwellenängste abzubauen mit verständlichen Texten zu den Ausstellungen, mit großen Beschriftungen an den Wänden und ergänzenden Filmbeiträgen. Auch bei den Katalogtexten achtet Finckh darauf, dass sie zwar wissenschaftlich korrekt, aber auch spannend und gut lesbar sind. Die Museumspädagogik am Haus bietet ein auf jede Schau ausgerichtetes Programm mit Workshops und Führungen. Und für die Kleinen gibt es Kindergeburtstage im Vom der Heydt-Museum.

Übernahmen aus anderen Häusern mag der Museumsdirektor nicht, der zuvor das Museum Morsbroich in Leverkusen führte und zehn Jahre als Ausstellungsleiter am Museum Folkwang Essen arbeitete. Er will sein Haus „unverwechselbar“ machen, eigene Themen setzen und durch seinen „persönlichen Blick“ prägen. Wie jetzt ab kommenden Oktober, wenn er Camille Pissarro, dem „Vater des Impressionismus“, eine große Schau widmet, zu der wieder Kunstwerke von Rang aus der ganzen Welt nach Wuppertal kommen. Dank Finckhs guter Kontakte gelingen dem findigen Kunsthistoriker immer wieder solche Coups. „Zu Pissarro gab es lange keine Einzelausstellung mehr in Deutschland“, sagt Finckh. Seine Leidenschaft gilt den Impressionisten und den Expressionisten, wo auch die Stärken der Sammlung des Wuppertaler Museums liegen.

Die Ausstellung „Menschenschlachthaus – Der Erste Weltkrieg in der französischen und deutschen Kunst“, die Finckh zusammen mit dem Musée des Beaux-Arts in Reims zurzeit noch bis 27. Juli ausrichtet, basiert auf einer deutsch-französischen Kooperation. Durch seine früheren Ausstellungen zu Renoir oder zu der Schule von Barbizon pflegt er zahlreiche Verbindungen zu französischen Museen. So kann man sich austauschen und gegenseitig Kunstwerke leihen. Das Von der Heydt-Museum und seine Sammlung mit 3000 Gemälden, 30.000 Grafiken und 500 Skulpturen ist dabei ein begehrter Partner.

Ständige Erweiterung
Dass Finckh die Sammlung des Von der Heydt-Museums ständig erweitern kann, dabei hilft der rege Kunst- und Museumsverein mit seinen 1700 Mitgliedern. Vergangenes Jahr konnte mithilfe der Von der Heydt-Stiftung ein Gemälde von Neo Rauch erstanden werden. Die finanziell klamme Stadt Wuppertal sorgt zwar nach wie vor für Gebäude und Personal, aber die gemeinnützige Von der Heydt GmbH, mit den Gesellschaftern Museumsverein, Brennscheidt- und Jackstädt-Stiftung, unterstützt größere Projekte und Neuankäufe. Geschäftsführer der gGmbH ist ebenfalls Finckh, der es nicht nur versteht, kluge Ausstellungen zu konzipieren, sondern auch das nötige Geld dafür zu besorgen.
Marion Meyer


Weitere Informationen unter: www.wuppertal.de/kultur-bildung/heydt/