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Galerie

Der Alchemist Ruben Talberg

Ruben Talberg, RC Offenbach-Einhard

28.06.2011

Der Maler, Bildhauer, Fotograf und Poet Ruben Talberg lebt und arbeitet in Offenbach am Main und Südfrankreich. Seine Kunst ist die Transformation mittels alchemisch-poetischer Prozesse. Dabei verfügt der Deutsch-Jude über eine einzigartige Handschrift: Seine eigene archaische Symbol- und Bildsprache, die zum Teil auf kryptische Zeichen und Chiffren von vor 30.000 Jahren zurückgeht. Talberg malt nicht, sondern baut Bilder und Objekte - plastisch, vielschichtig, tief. Sein Credo: Finis coronat opus magnum. Wenn es eine einfach Message in seinem Œuvre gäbe, dann dieser Appell an den Instinkt: Ecce Homo - siehe, hier tranformiert sich ein Mensch durch und mit seiner Kunst.

Talberg: "Ich arbeite immer an einer Familie von Bildern, die einander befruchten. In meinem Atelier findet dann über Monate ein Prozess statt, eine Art Autorotation, in der Material von Bild zu Bild wandert, bis sich herauskristallisiert, um was es sich überhaupt handelt. Die Objekte entwickeln irgendwann beinahe wie von selbst eine Strahlkraft, eine Wirkung, die sich potenziert. Gelingt das Werk, kann es die inneren und äußeren Dämonen ruhigstellen, das Chaos und Desaster um uns herum befrieden, das Leiden und die Gier für kurz oder länger ausschalten."

Sinnliche Wahrnehmung

Woran mag es liegen, dass Talberg seit Längerem nur noch die Rückseiten der Leinwände bearbeitet?

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Aus einer Werkserie, die im Jahr 2011 entstand © Ruben Talberg

Talberg folgt hier dem uralten alchemischen Prinzip der Conversio oppositorum, der Umwandlung der Gegensätze. Die Conversio als Verkehrung der Gegensätze — Festes wird flüssig, Hartes wird weich, Verborgenes wird offenbar — hat es  in der Geschichte der Alchemie schon immer gegeben. Wie es in der Turba philosophorum aus dem Mundes Orfultus (Aristoteles) heißt: "Quare Philosphus ait: converte elementa, et quod quaeris, invenies. Convertere autem elementa est humidum facere siccum et fugiens fixum." Verwandle die Elemente, und du wirst finden, was du suchst. Die Elemente verwandeln aber bedeutet, das Feuchte trocken und das Flüchtige fest zu machen.

In unserer Zeit mag dieser scheinbar einfache Akt der Invertierung der Leinwand (Conversio oppositorum) an die Inversion der Wahrheit erinnern, wie sie George Orwell in seinem Roman "1984" beschrieben hat: Krieg ist Frieden — Freiheit ist Sklaverei — Ignoranz ist Stärke. Insoweit scheint Talberg hier seine Kritik an totalitären Praktiken zu formulieren.

Man mag auch an Nietzsches "Umwertung aller Werte" denken, die mit der Invertierung der Leinwand verbunden ist. Im III. Band des Zarathustra schreibt er: "Das Vergangene am Menschen zu erlösen und alles 'Es war' umzuschaffen, bis der Wille spricht: 'Aber so wollte ich es! So werde ich's wollen — ...'"

"Gelingt das Werk, kann es die inneren und äußeren Dämonen ruhigstellen, das Chaos und Desaster um uns herum befrieden, das Leiden und die Gier für kurz oder länger ausschalten."

Jedenfall provozieren Talbergs Bilder und skulpturale Objeke eine geradezu sinnliche Wahrnehmung. Vor dem innerern Auge kann man der morbiden Partitur des Künstlers folgen. Gesehenes verlagert sich in Wahrnehmung. Man könnte von einem transzendentalen Moment sprechen. Ein Spiel, das sich wie das Meer immer aufs Neue gegen die Küste wirft, im ewigen Rhythmus der Gezeiten. Auf diesem Urgrund, der sich stets neu generiert, liegen Talbergs Objekte: Die Verführung wird zu Sucht, seine Objekte werden zu Ikonen. Aus diesem Serail der Ent- und Verführungen heraus erlebt man neue Intensitäten, die direkt zu uns sprechen.

Neues Talberg Museum

Wer mag, kann sich davon im neuen Talberg Museum in Offenbach ein eigenes Bild machen. Das Museum wurde Anfang 2011 gegründet und versteht sich als langfristige und nachhhaltige Investititon in die kulturelle Landschaft Offenbachs, eine hochkarätige Ergänzung im Hinblick auf die zeitgenössische Kunst.

Wie der Name sagt, geht es vorrangig darum, die zeitgenössische Kunst des Ruben Talberg zu bewahren, zu erforschen, bekannt zu machen und auszustellen. Das Museum wird als permanent autonome Zone des Diskurses begriffen, die mittels Ausstellungen, Dauerausstellungen, Veranstaltungen bespielt wird. Sonderausstellungen sind vor allem mit Blick auf die zeitgenössische israelische Kunst geplant.

Das Museum versteht sich auch als neue Kraft in der Museumslandschaft der Rhein-Main-Region. Als privates Museum erhält es keine öffentlichen Mittel. Deshalb freut es sich über jedes bürgerschaftliche Engagement. Freunde und Förderer des Museums erhalten Editionen und Werke Talbergs zu bevorzugten Konditionen.

International bekannt

Talberg ist bereits seit Jahren eine feste Größe auf dem internationalen Auktionsmarkt. Ketterer Kunst München versteigerte erst kürzlich wieder sehr erfolgreich eins seiner Werke. Phillips de Pury & Company, London, hat eine Auktion in Planung. Seine Arbeiten waren unter anderem zu sehen: Pool Art Fair 2011, New York; Berliner Liste 2010; China-Germany Contemporary Art Exhibition, Times Square, Shanghai; Shanghai Art Fair, China; Jüdisches Museum, Worms.

Dieter Hog
RC Offenbach-Einhard


Information:

Talberg Museum (TAMU) Offenbach
www.talbergmuseum.net