Convention
Gegen die Krankheiten dieser Welt
Regionale und internationale Gesundheitsprojekte von Rotary standen im Fokus des dritten Tags der Convention.
RI-Foundation-Trustee Barry Rassin eröffnete den dritten Convention-Tag mit dem Vorschlag, seine noch nicht getragene Polio-Mütze unter den etwa 7000 Besuchern des Plenums zu versteigern. Gerne auch mit Autogramm, ergänzte er schmunzelnd. Sein Wunscherlös: mindestens 20.000 US-Dollar. Schließlich gehe es um End Polio Now. Die Gebote trudeln nun (hoffentlich) schriftlich ein...
Rassin würdigte neben den zahllosen Polio-Aktionen des letzten Jahres auch die Gründung eines neuen Peace Centers in Istanbul. "They are needed more than ever today", sagte er und verwies auch auf den Konflikt auf Haiti, der quasi direkt vor seiner Haustür stattfinde. Zumindest habe Rotary dort eine strategische Partnerschaft mit dem UN-Hygieneprogramm "Community Acton for fresh Water" schließen können – das mache HANWASH-Projekte in Zukunft einfacher.
Neben einem Blick auf die Programs of Scale (gegen Kinder- und Müttersterblichkeit in Nigeria, gegen Gebärmutterhalskrebs, gegen Malaria und für besseren Wasserzugang) blickte er auch auf die Finanzen: Rund 8 Mio. US-Dollar steckte die Foundation in Desaster-Fund-Projekte. Auch der Fond zur Ukrainehilfe wird noch gut ausgeschöpft und weiterbestehen. Denn im Krieg in der Ukraine kämpfen die Rotarier vor Ort weiter gegen Zerstörung und um jede Möglichkeit zur zivilen Hilfe. "The world can count on Rotary!", sagte Barrin Rassin.
Service und Leadership
Rotary Alumni Gaetano Scamarcio vom RC Bari, Italien, hilft ebenso Flüchtlingen – denen im Mittelmeer. Er berichtete, welchen Einfluss seine Mitgliedschaft bei Rotary auf sein Leben habe. Der Servicegedanke beflügele ihn und fördere seine Leadership-Kompetenz. Er sei stolz, Mitglied einer Gemeinschaft zu sein, die die Welt besser mache.
Zwei beeindruckende Frauen stellten ebenso preisgekrönte Projekte vor: Dr. Amal El-Sisi aus Ägypten kämpft für die Behandlung von Babys mit einem Herzfehler in ihrem Land ("Heart2Heart"), während Dr. Evangeline Mandia von den Philippinen den Erhalt der Mangroven in ihrer Heimat engagiert verfolgt. Die Forscherin sieht darin eine lebenserhaltende Notwendigkeit.
Ein Treffen mit Mr. Toilet
Der nächste Gast brachte ein heikles Thema mit. Prof. Jack Sim hat die World Toilet Organisation (WTO) gegründet, die weltweit den Zugang zu guten Sanitäranlagen fördert. Er sieht sich damit in einer Linie mit Paul Harris, der mit seinen rotarischen Freunden als eines der ersten Projekte den Bau einer öffentlichen Toilette in Chicago verfolgte. Professor Sim machte die Werbung und das Fundraising für einfache Toiletten in Entwicklungsländern zu seiner Aufgabe. Allein 12 Mrd. Dollar konnte er mit Partnern in den letzten vier Jahren dafür sammeln. In Brasilien wurde sogar ein Gesetz geändert, damit seine Idee umgesetzt werden kann.
In Indien gründete er sogar 15 World Toilet Colleges, an denen Fähigkeiten rund um Sanitärfragen erworben und Toiletten damit ermöglicht werden können. Mit Erfolg: 75.000 Absolventen machen sich im indischen Staat nun für ordentliche Toiletten stark. Die Einrichtung eines Welttoilettentages konnte Jack Sim auch erstreiten.
Eine Toilette ist die billigste Arznei auf der Welt, ist Sim überzeugt. Das bewiesen zuletzt auch zahlreiche Studien, die zeigten: Gute Sanitäranlagen sparen jede Menge medizinische Kosten. Und ein kleines bisschen kann jeder Club dazu beitragen, meint er.
Gefährliche Mückenstiche
Obinna Oyekwana von der Gates Foundation sah das auch so: "Jedes Kind verdient die Chance, gesund aufzuwachsen, rief er den Rotarierinnen und Rotariern zu. Und: "Not all heroes wear capes – nicht alle Helden tragen ein Superman-Kostüm." Wobei: Die echten Helden in Sachen Polio sieht er jeden Tag auf den Straßen von Afghanistan und Pakistan auf Achse. Vor allem jene, die im Hochgebirge unterwegs sind, nehmen eine Menge auf sich. Fast 100.000 sind es inzwischen.
In diesen Ländern wurden bereits Millionen Kinder geimpft – überall gibt es Hochachtung vor dem Engagement von Rotary, ist von den Frontline-Workers zu erfahren. Und das Programm bietet auch die Möglichkeit, bereits aufgebaute Ressourcen und Netzwerke zu nutzen, um weitere Krankheiten auszurotten. Forschung dazu läuft, berichtet Oyekwana. Deshalb ist er überzeugt: "Gemeinsam mit Rotary können wir es schaffen, diese Krankheiten zu beseitigen."
Mit einem Video überraschte Bill Gates die Convention-Crowd. Er motivierte noch einmal, weiterzumachen und dankte vor allem für jeglichen Einsatz. Dennoch müsse die Kinderlähmung auf jeden Fall ausgerottet werden. Dabei könne das neue nOPV2-Serum helfen. Der amerikanische Milliardär versprach zudem, auch weiterhin mit Millionenbeträgen zu unterstützen.
Neben Informationen von Dr. John Sever, Spezialist für Infektionskrankheiten, und PolioPlus-Direktorin Carol Pandak holte vor allem Anti-Polio-Kämpferin Tayyaba Gul das Auditorium von den Sitzen. Die Ärztin berichtete, wie am Hindukusch Impfaktionen vorbereitet werden. Und dass nicht nur den Kindern ein Leben offeriert werde, sondern häufig auch den Frauen, die neben den zwei Tropfen für ihr kleines Kind auch mehr über Ernährung oder Familienplanung erfahren und Selbstbewusstsein tanken.
Und Tayyaba Gul ist sich sicher: "Ich werde das Ende von Polio noch erleben." Das hofft auch Polio-Direktor Aidan O'Leary von der WHO. Allerdings bat er die rotarische Gemeinschaft, auch auf Abwassermonitoring zu setzen. So könne man neue Ausbrüche schnell erkennen und bekämpfen. So seien nach dem Wiederaufflackern von Polio in Afrika keine neuen Fälle aufgetaucht, der Kontinent ist damit wieder poliofrei.
In der Hindukusch-Region müsse man dagegen in die Mikroplanung gehen, berichtet er. Wo sind die Kinder gerade? Welche Familie verlegt gerade ihren Sommerwohnsitz in höhere Gefilde?
Verrückter Flug
Um die ganze Welt flogen letztlich zwei amerikanische Rotarier – allein und immer der Sonne entgegen. Insgesamt 30.000 Meilen legten sie zurück, auf denen sie Werbung für ihrer Aktion machten und gute Einnahmen verbuchten.
Demnächst könnte tatsächlich Malaria stärker im Fokus stehen, machte David Walton aus den USA deutlich. "Wir müssen helfen, es geht gar nicht anders", gab er abschließend zu verstehen.