Neues vom RC Bröckedde – Folge 218
Großgreifer entkommt keiner
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Im Club haben wir viele interessante Persönlichkeiten,“ sinnierte Präsident Pröpke eines Tages am Vorstandstisch. „Schade nur, dass sie uns so selten in Form von Vorträgen an ihrer Exzellenz teilhaben lassen“. Der Clubintellektuelle Dr. Krümelein nickte: „Unser bisheriger Vortragswart hört ja auf, völlig erschöpft von der Rednersuche. Aber ich hätte einen Tipp für die Nachfolge.“
„Wer würde sich das Amt denn antun?“ „Freund Großgreifer. Der ist höchst erfolgreich in der Akquise.
Großgreifer entkommt keiner, heißt es.“ Großgreifer besaß die Generalvertretung einer großen Versicherung. Dank seiner Überzeugungskraft hatte jedes Clubmitglied mindestens drei Lebensversicherungen, dazu jeder ein Rundumsorglos-Paket. Ein besonderer Renner war sein jüngstes Produkt: die Vorsorgeversicherung für Zehnjährige gegen Überversicherung.
Großgreifer ging freudig ans Werk. Und siehe da, bald hatte er jede Persönlichkeit im Club für einen Vortrag weichgeknetet. Schwierig war es nur mit Freund Topftrauer, dem führenden deutschen Germanisten, dem Doyen des Geisteslebens an der Universität Bröckedde. Großgreifer lud Topftrauer in das beste Bröckedder Restaurant ein, wo er auf seine Kosten fürstlich speisen durfte. Topftrauer aß die Speisekarte rauf und runter, war bester Laune und unterhielt sich auch lange mit Frau Großgreifer, die darüber klagte, wie wenig Zeit der Gatte für sie habe. Am Ende sagte er einen Vortrag zu, allerdings recht wolkig. Großgreifer hakte Wochen später nach und schrieb sich an der Uni als Senioren-Gasthörer ein. Er kam in jede Vorlesung von Topftrauer, wo er dem Herrn Professor freudig mit einem Rotary-Fähnchen zuwinkte und seinen Terminkalender schwenkte. Topftrauer sagte erneut einen Vortrag zu, allerdings erneut recht wolkig.
Doch die Monate gingen ins Land, es tat sich nichts. „Nun gut, ich kann auch anders!“, sagte Großgreifer nach einem Jahr Topftrauerarbeit. Er erinnerte sich an das Display, das im Salon Hindenburg an der Wand hing. Unter dem Titel „RC Bröckedde aktuell“ wurde dort über das Neueste aus dem Clubleben informiert.
Und so fand sich auf einmal als neueste Spitzenmeldung: „Freund Topftrauer findet überall statt, nur nicht bei uns. Seit 5731 Tagen ohne Vortrag.“
Das Echo war gewaltig. Noch gewaltiger allerdings war es eine Woche später, als die Besucher auf dem Display lesen durften: „Freund Großgreifer findet überall statt, aber nur selten mit der Gattin. Der letzte gemeinsame Konzertbesuch ist 6122 Tage her.“
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