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Bröckedde war mehr als eine Kolumne, Bröckedde war eine Institution.

Im Himmel

Bröckedde war mehr als eine Kolumne, Bröckedde war eine Institution. - Im Himmel
© Marcus Schäfer/pengfingerstudio.tumblr.com

In mehr als 18 Jahren schrieb Alexander Hoffmann 218 Glossen für das Rotary Magazin und erfreute sich einer großen Fangemeinde. Nicht wenige Rotary-Mitglieder lasen unser Magazin von hinten. Am 6. November ist Alexander Hoffmann nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben.

Alexander Hoffmann01.12.2024

Ich sage es seit Jahrzehnten“, klagte Präsident Pröpcke, „aber nichts ändert sich: In unserem Club kommt das Geistige zu kurz.“ – „Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen“, erwiderte Freund Dr. med. Baktus: „Ich blättere fast jeden Abend in meinen alten Pirelli-Kalendern. Humanistische Bildung pur!“ Pröpcke stöhnte: „Was sollen nur die Freunde in unserem Partnerclub Frankfurt/M.-Römer von uns denken? Das ist noch ein Club mit echten Leistungsträgern. Die haben neulich zwei Stunden darüber debattiert, ob ihr Mittagstermin, 13 Uhr im Salon Aristoteles, noch in die Zeit passe. Wie solle man da noch neue Mitglieder gewinnen?“ Und er fügte hinzu: „Lunch ist doch für Weicheier, wie der Lateiner weiß.“

„Allerdings“, warf Bankvorstand Zaster-Zahlreich ein, der ausschließlich Konto-Auszüge las. „Im Club Römer ist die Bildung zu Hause, was man schon daran sieht, dass jeder Freund das Rotary Magazin, den Brockhaus unserer Zeit, geradezu verschlingt – gut, um genau zu sein, eigentlich nur die Kolumne von Alexander Hoffmann. Mehr muss man über die Welt auch nicht wissen.“ – „Aber“, so bemerkte Strafverteidiger Hautdichraus, „die Partnerschaftsanzeigen ‚Rotarier-Tochter sucht …‘ sind doch auch gewinnbringend – ebenso die Immobilienanzeigen: ‚Rotarier sucht für Urenkel …‘.“

„Ihr Banausen“, dozierte Freund Professor Suhrkrampf: „Bei Hoffmann geht es um Literatur, um das Leben. Er ist ein Freund, der die schönen Dinge zu schätzen weiß. Nur wer das Leben liebt, kann so gut schreiben.“ Der gerade servierende Oberkellner brachte es auf den Punkt. Ihm falle mit Blick auf Hoffmann Schillers Ballade Teilung der Erde ein, in der Zeus die Welt weggibt. Sehr spät kommt der Poet.

„Was tun?“, spricht Zeus, „die Welt ist weggegeben, der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein. Willst du in meinem Himmel mit mir leben – so oft du kommst, er soll dir offen sein.“

Alexander Hoffmann lebt mit uns weiter.

Reinhard Müller für die Freunde des RC Frankfurt/M.-Römer


Die Nachricht über den Tod unseres Kollegen Alexander Hoffmann hat uns in Verlag und Redaktion erschüttert, sprachlos und traurig gemacht. Er war ein Mann des Wortes, las Tausende Bücher und liebte das Schreiben. Und wir liebten seine Bröckedde-Kolumnen, die als Verneigung vor den Lesern galten, wenn diese ein Heft bis zur letzten Seite gelesen hatten. Heute verneigen wir uns vor Alexander Hoffmann.
Adieu, Bröckedde! Adieu, Alexander Hoffmann!


Hinweis

Sonderedition mit Bröckedde-Kolumnen geplant: Wer Interesse an dem 112 Seiten umfassenden Buch zu vrsl. 25 Euro hat, sendet bitte eine kurze Mail unter Angabe von Name, Club und Adresse an verlag@rotary-verlag.de.

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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